Kreuztal. . Gezim Ajeti hat sich in Kreuztal-Eichen mit einer kleinen Fabrikation selbstständig gemacht. Im Laden riecht es nach Kindheit. Das ist die warme Butter.
„Die Familie muss dahinterstehen“, sagt Gezim Ajeti. „Das ist entscheidend dafür, wie man durch die schwierige Zeit kommt. Wenn die Partnerin nicht akzeptiert, dass sie und die Kinder zurückstehen müssen, hat es keinen Zweck.“ Aber weil Gezim Ajeti die Unterstützung seiner Familie hat, konnte er es riskieren, sich seinen Traum von der Selbstständigkeit zu erfüllen: Seit Oktober führt der 30-Jährige die Ajeti Keksfabrikation in Kreuztal-Eichen.
Im Ladencafe an der Hagener Straße riecht es heimelig-vertraut. Es duftet nach Kindheit, nach einer Spur von Weihnachten mitten im Sommer, nach Selbstgebackenem. Genauer: nach warmer Butter. Nach der Butter in den Butterflorentinern mit gestifteten Mandeln oder mit weißer Schokolade, in den Erdnuss-, Stracciatella- oder Haselnussplätzchen oder einer anderen der 45 Kekssorten. Und genau so soll es auch riechen und schmecken: wie hausgemacht. „Wie bei Oma“, sagt Ajeti. „Ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe.“ Traditionell. Solide.
Gezim Ajeti ist im Kosovo geboren und mit acht Jahren nach Deutschland gekommen. Er ist inzwischen deutscher Staatsbürger, was den Papierkram vor der Unternehmensgründung erleichtert hat. Und er hat sechs Jahre lang in einer Keksfabrik bei Aachen gearbeitet. „Da kommt man irgendwann auf Ideen“, sagt er. „Dann will man etwas Eigenes aufbauen.“ Mit Keksen, weil er sich da auskennt.
Aber warum im Siegerland und nicht im Rheinischen, wo er noch immer lebt (der Umzug ist für den Herbst geplant)? „Weil es noch keine Keksfabrik gibt“, sagt der Jung-Unternehmer. „Eine Brauerei wäre hier am Ort eine weniger gute Idee gewesen.“
Die Immobile hat natürlich auch eine Rolle gespielt. Im Internet hat Ajeti den ehemaligen Rewe-Laden gefunden. Ideal, weil er eine Kühlmöglichkeit bietet, geflieste Räume hat und nicht im einem Industriegebiet liegt. „Der Laden und die Laufkundschaft sind uns wichtig“, sagt der 30-Jährige. „Uns“ sagt er. Es ist ein Familienbetrieb. Die Frau arbeitet im Laden, der Bruder in der Produktion und im Büro, der Rest der Verwandtschaft hilft überall aus, wo es nötig ist. Nur der Außendienst ist alleinige Aufgabe von Gezim Ajeti, also die Kunden-Akquise.
Es gibt den Laden, den Onlineshop, Wochenmärkte, Restaurants, Hotels, Teeläden, Lebensmittelhändler, aber es soll stetig mehr werden. „Wir verschicken ständig Proben und stellen uns vor“, sagt der Keks-Fabrikant, der so auf eine 75-Stunden-Woche kommt.
Beklagen will er sich nicht darüber. Die Belastung war ihm vorher klar. „Und die Lust ist da: Die Zeit fliegt.“ Immer soll das mit der fehlenden Freizeit möglichst nicht so bleiben. Aber jetzt geht es darum, das Geschäft anzukurbeln. Auch mit neuen Sorten und Rezepten. Die entwickelt der Geschäftsführer selbst. Was ihm schmeckt, landet auf einem Neuigkeiten-Teller im Laden. Wenn es den Kunden schmeckt, kommt es in die Zellophan-Tüte (500 Gramm kosten zwischen 3,50 und 6 Euro). Und so lange sich die Tüten verkaufen, bleibt der Keks im Sortiment. Welcher ist denn dem Chef der liebste? Er zögert. „Alle.“ Gilt nicht. „Na gut: Haselnuss.“
Wieso darf er überhaupt selbstständig Kekse produzieren, ohne Gesellen- und Meisterbrief? „Weil wir mit Maschinen arbeiten, sind wir kein Handwerksbetrieb“, sagt Ajeti. Auch wenn es schmecken soll (und tatsächlich schmeckt) wie handgemacht. Und wie ist die Zwischenbilanz nach einem Dreivierteljahr? „Die Kunden sind zufrieden und ich auch.“ Trotz der Schattenseiten im Vergleich zum früheren Angestellten-Dasein: „Man hat die Ruhe nicht mehr so wie früher. Man geht nach Hause und ist erledigt.“ Dennoch sei es gut so, sagt Gezim Ajeti: „Denn jeder hat doch Träume und ein Ziel.“
Ajeti Keksfabrikation, Hagener Str. 176, 57223 Kreuztal-Eichen, Öffnungszeiten Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 9-16 Uhr. www.keksfabrikation.de