Hagen. . Für Lehrstellenbewerber in Südwestfalen brechen goldene Zeiten an, wenn sie sich bei ihrer Berufswahl flexibel zeigen. Das Hotel- und Gaststättengewerbe im Hochsauerlandkreis sucht händeringend qualifizierten Nachwuchs. Demografischer Wandel macht sich bemerkbar.

Die Unternehmen in den Arbeitsagenturbezirken Meschede und Siegen besitzen entweder einen ganz großen Konjunkturoptimismus oder sie spüren schon die Zeichen des demografischen Wandels. Sowohl das Hochsauerland als auch das Siegerland und der Kreis Olpe melden mit 18,9 und 12,0 Prozent einen zweistelligen Zuwachs an gemeldeten Berufsausbildungsstellen seit Beginn des Berichtsjahres im Oktober 2011, wie Larissa Probst mitteilte, die für beide Bezirke spricht. Und in Soest beträgt das Plus immerhin 11,6 Prozent.

Und das bei stagnierenden oder sogar zurückgehenden Zahlen an Bewerbern um eine Ausbildungsstelle. Während diese im Bezirk Meschede noch um 2,2 Prozent stiegen, gingen sie im Siegerland und im Kreis Olpe um 6,5 Prozent zurück und im Bezirk Soest um 6,4 Prozent - Vorboten des demografischen Wandels. Nach den Worten von Larissa Probst ist vor allem die Industrie verantwortlich für den Zuwachs an Lehrstellen: „Die Betriebe dort bilden oft über Bedarf aus. Hat man früher zwei Azubis eingestellt, dann sind es jetzt drei.“

Das ist aber offenbar nicht in allen Bezirken Südwestfalens so. Im Agenturbezirk Hagen ging die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen um 7,0 Prozent zurück - bei einer um 3,8 Prozent gesunkenen Zahl an Bewerbern. Klaus Brauer von der Arbeitsagentur Hagen empfindet das aber nicht als dramatisch: „Wir waren schon im vergangenen Jahr bei der Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen auf hohem Niveau - die Zuversicht der Betriebe hat da wohl im Vergleich etwas nachgelassen. Er werde aber weiterhin die hohe Ausbildungsbereitschaft der heimischen Unternehmen loben, so Brauer. Er mache sich eher mittel- bis langfristig Sorgen, weil sich die Zeichen für eine Abkühlung der Konjunktur mehrten, die Nachfrage nach Arbeitskräften lasse nach.

Jede Menge unbesetzte Stellen

Im Hochsauerland ist laut Larissa Probst nicht zuletzt auch der boomende Hotel- und Gaststättenbereich verantwortlich für die Ausweitung des Lehrstellen-Angebots. Hier gibt es den Angaben zufolge auch jede Menge unbesetzte Stellen, etwa als Hotel - und Restaurantfachfrau oder als Köchin. Zudem findet sich auch für Bäckereien und Fleischereien immer weniger Nachwuchs - bei Bäckereien spielen die Arbeitszeiten die Hauptrolle. Auf der anderen Seite sind in Südwestfalen Bewerber nicht gut beraten, die unbedingt Büro- oder Industriekaufmann, Verkäufer oder Mechatroniker werden wollen. Hier gibt es noch eine Vielzahl unversorgter Bewerber.

Ausbildungsmarkt verändert sich

In ganz NRW haben bis Ende Juni 37 571 junge Leute einen Ausbildungsplatz gefunden, das sind 10,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Gleichzeitig suchten im Juni noch 43 052 Jugendliche einen Ausbildungsplatz, 1,2 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des vergangenen Ausbildungsjahres. „Es ist ein klares Signal für einen sich verändernden Ausbildungsmarkt, dass trotz gestiegener Bewerberzahlen weniger Jugendliche noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind. Die ersten Ausläufer des demografischen Wandels erreichen den NRW-Lehrstellenmarkt“, kommentierte Christiane Schönefeld, Chefin der Bundesagentur für Arbeit in NRW. In einigen Metall- und Elektroberufen, im Maschinenbau sowie im Gesundheits- und Sozialwesen würden bald „deutlich zu wenige Fachkräfte für den Arbeitsmarkt verfügbar sein.“