Gevelsberg/Siegen. Mit Erfolg hat der Naturschutzbund sein 2007 gestartetes Projekt „Lebensraum Kirchturm“ etabliert. Mehr als 500 Kirchen sind für ihren Einsatz für den Artenschutz bereits mit der NABU-Plakette ausgezeichnet worden.

Wenn die Kirche einen Vogel hat, dann hat sich im Kirchturm mit Sicherheit eine Wohngemeinschaft eingenistet. „Denn“, so Julia Degmair, Pressesprecherin beim Naturschutzbund Deutschland (NABU), „Kirchtürme sind für viele Vogelarten zu einem wichtigen Lebensraum geworden.“

Turmfalken, Dohlen, Schleiereulen, Mauersegler, Mehlschwalben, der Hausrotschwanz und in jüngster Zeit hin und wieder der Storch nutzen die Türme von Gotteshäusern als Ersatz für ihre Bruthöhlen und Nistplätze in Felsen oder Bäumen. Doch nicht nur die gefiederten Flieger genießen die störungsfreie Lufthoheit rund um den Glockenturm, auch die unterschiedlichsten Fledermausarten wissen Nischen und Ritzen in luftiger Höhe als sicheren Zufluchtsort zu schätzen.

Projekt "Lebensraum Kirchturm" eine Erfolgsgeschichte

Deshalb ist es auch kein Wunder, dass das Projekt „Lebensraum Kirchturm“, das der NABU im Jahr 2007 startete, zu einer Erfolgsgeschichte wurde. Julia Degmair: „Fünf Jahre nach Beginn der Aktion sind schon mehr als 500 Kirchen für ihren Einsatz für den Artenschutz mit der NABU-Plakette ‘Lebensraum Kirchturm’ ausgezeichnet worden.“

„Das aber noch nicht alles“, ergänzt Bernd Jellinghaus von der NABU-Gruppe Ennepe-Ruhr. So sind etwa in Gevelsberg, Silschede, Herzkamp, Ennepetal, Niedersprockhövel und Breckerfeld eine Vielzahl von Kirchen mit Nistkästen bestückt worden, ohne dass dazu gleichzeitig eine Plakette verliehen wurde. Von nur einem Misserfolg kann Bernd Jellinghaus berichten. Da musste der Nistkasten für den extrem selten Wanderfalken an einer katholischen Kirche demontiert werden, weil er dem Pastor „aus ästhetischen Gründen“ ein Dorn im Auge war. Der Nistkasten fand am Turm der benachbarten evangelischen Kirche sein neues Zuhause – und damit auch der Wanderfalke: „Der Greif ist konvertiert.“

Bei der Turmsanierung auf vorhandene Einfluglöcher geachtet

Auf mehr Verständnis stieß die Aktion im Einzugsbereich des NABU Siegen-Wittgenstein. Dort haben die Kirchengemeinden bei Turmsanierungen sogar darauf geachtet, dass vorhandene Einfluglöcher und Brutnischen nicht verschlossen wurden. Und so kann Helga Düben jetzt „einige tierische Wohngemeinschaften in Kirchtürmen“ aus Kreuztal, Wilnsdorf, Netphen-Walpersdorf und Bad Berleburg-Arfeld melden.

Für Karl Beleke vom NABU in Warstein sind und waren die fliegenden Gotteshausbewohner schon immer eine Selbstverständlichkeit: „Schon früher, bei der Christlehre, strich immer wieder eine Schleiereule über unsere Köpfe und die Kirchbänke.“ Heute – einige Jahrzehnte später - kann der Naturschützer aus dem Sauerland von einem Turmfalkenpärchen berichten, das Jahr für Jahr erfolgreich im Turm der Warsteiner Petruskirche brütet. Ebenso meldet der NABU aus Velbert, Radevormwald, Dahlerau und Remlingrade eine Wiederbelebung der sakralen Hochbauten mit fliegenden Sängern.

NABU plädiert für mehr Brutmöglichkeiten

Damit sich auch in Zukunft Kirchtürme für bedrohte Tierarten öffnen, ruft der NABU alle Bürgerinnen und Bürger auf: „Machen Sie Ihre Kirche bezugsfertig und bieten Sie Turmfalken, Dohlen, Schleiereulen und Fledermäusen einen neuen Lebensraum. Bringen Sie Nisthilfen in und an Kirchtürmen an. Damit schaffen sie wichtige Brutmöglichkeiten und sorgen gleichzeitig dafür, dass der Innenraum der Kirche sauber bleibt.“