Menden. . Schüler und Ex-Schüler aus Menden organisieren den deutschen Vorentscheid zur Roboter-Olympiade
Was wollen junge Leute aus halb Deutschland, aus Ungarn und Bulgarien am 2. Juni in Beckum und am 23. Juni in Menden? Sie wollen nach Malaysia. Zur Roboter-Olympiade WRO. Und dass sie sich dafür im Sauerland qualifizieren müssen, liegt an einem ungewöhnlichen Verein. Der heißt „Technik begeistert“, hat seinen Sitz in Fröndenberg und besteht aus ehemaligen und Noch-Schülern des Walburgisgymnasiums in Menden. Und organisiert die WRO in Zusammenarbeit mit LEGO für das gesamte Bundesgebiet.
Das klingt nach einer anspruchsvollen Aufgabe für neun junge Leute, die ehrenamtlich tätig sind und erst seit einem halben Jahr als Verein aktiv. Aber drei von ihnen, der 22-jährige Wirtschaftsinformatikstudent Markus Fleige, die 19-jährige Abiturientin Marah Engels und der 21-jährige Mathematik- und Informatikstudent Philip Kißmer, können ganz gut erklären, wie sie dazu gekommen sind und warum sie das im Griff haben. Aber zunächst machen sie in einem Klassenraum im Walburgisgymnasium klar, worum es im Wettbewerb überhaupt geht.
An einem Ende des Spielfeldes stehen einige bierdosengroße Zylinder. Auf der anderen Seite startet der Roboter. Dazwischen sind Hindernisse eingebaut, Rampen und kleine Mauern. Aufgabe des Roboters ist es nun, die Zylinder abzuholen und nach Farben sortiert in Feldern auf der gegenüberliegenden Seite abzustellen. Ohne Fernsteuerung. Selbstständig. Nach einmaligem Druck auf den Startknopf.
Die drei Technik-Begeisterer haben sehr unterschiedliche Robotermodelle mitgebracht. Die LEGO-Bauteile lassen viele Möglichkeiten zu. „Die Konstruktion ist genau so wichtig wie die Programmierung“, sagt Markus Fleige. „Je mehr Druck- und Lichtsensoren die Teams einbauen, desto komplizierter wird das Programm“, ergänzt Philip Kißmer. „Und dazu kommt die spontane Reaktion auf eine leicht veränderte Aufgabenstellung am Wettbewerbstag“, sagt Marah Engels.
Sie sind Experten. Nicht direkt für die WRO. Die ist in Deutschland noch nicht lange bekannt. Aber die Vereinsmitglieder haben alle schon an der First LEGO League teilgenommen. Da steht das Fahren nicht allein im Mittelpunkt, dafür muss ein wissenschaftlicher Vortrag gehalten werden. Und diese Kombination haben die Arbeitsgemeinschaften am Walburgisgymnasium seit 2006 sehr gut bewältigt, sind nach Taiwan, in die USA, die Niederlande und nach Norwegen gereist. „Drei Mal haben wir bei der WM gewonnen“, erwähnt Fleige stolz.
Und nun wollen sie ihre Erfahrungen weitergeben. Und vor allem die eigene Begeisterung: „Das ist eine tolle Methode, Schüler an Technik heranzuführen“, weiß Fleige. „Zunächst ist es komisch, mit 13 oder 13 Jahren, wieder mit LEGO zu spielen, aber man kann ziemlich schnell Erfolge damit erleben.“
Aber man muss das nicht so pädagogisch sehen: „Organisieren macht Spaß“, hat Marah Engels festgestellt. Ihr Engagement hat aber noch eine andere Motivation: „Es wäre schön, wenn mehr Mädels mitmachen würden“, findet sie. Drei sind im Verein aktiv und in den Schulteams sind es etwa 20 Prozent. „Aber man muss sie gezielt ansprechen, damit sie sich trauen“, hat Marah festgestellt. Das scheint jedoch immer besser zu klappen: Am Wettbewerb nimmt auch ein rein weibliches Azubi-Team statt. Die anderen sind alle aus Schul-AGs hervorgegangen. Marah war schon früh von der Möglichkeit begeistert, Technik spielerisch zu entdecken. Und wenn das mit dem Abitur so geklappt hat, wie sie hofft, will sie ab Herbst Umwelttechnik in Hamburg studieren.
Das mit der WRO kam für „Technik begeistert“ überraschend, weil der ursprüngliche Organisator im Januar ausfiel. Aber nun hat man Blut geleckt und will 2013 alles größer aufziehen, mit mehr Vorentscheidungen als 2012, wo die 13-15-Jährigen sich in Beckum treffen und die 15-18-Jährigen in Menden. Und nach Kuala Lumpur will der Verein auch reisen, um mitzuorganisieren. Und wie sollen die Schulteams, die gewinnen, die Reise nach Asien organisieren? „Man findet immer Sponsoren, wenn man sich bemüht“, hat Markus Fleige erfahren. Der Wettbewerb steigert somit neben der Technik- auch die Wirtschaftskompetenz.
Info: www.technik-begeistert.org www.worldrobotolympiad.de