Hagen. .

Das Bochumer Opel-Werk steht auf der Kippe. Wieder mal. Noch ist nichts entschieden. Aber sollte der angeschlagene Autobauer im Zuge seiner Sanierungspläne tatsächlich die Produktion des Familien-Vans Zafira nach Rüsselsheim verlagern, hätte der Standort Bochum nach 2014 wohl keine Zukunft mehr.

Die von Betriebsräten und IG Metall befürchtete Werksschließung wäre bitter nicht nur für die 3200 Bochumer Opelaner. Auch viele Dienstleister und Handwerker aus dem näheren Umkreis dürfte der Verlust des großen Auftraggebers hart treffen. Für die Zulieferer in der Hochburg Südwestfalen bliebe ein Bochumer Aus nach Einschätzung von Branchenkennern dagegen absehbar ohne schwerwiegende Folgen.

„Solange der Ausstoß unverändert bleibt, gehen wir davon aus, dass dies zunächst keine Auswirkungen hätte“, sagt Thomas Frye von der IHK Arnsberg . „Wir haben hier in der Region Systemlieferanten, auf die Opel nicht ohne weiteres verzichten kann“, betont der Sprecher der Kammer für das Automotive-Netzwerk Südwestfalen. Mit seinem großen Einkaufsvolumen sei Opel für die Zulieferer in der Region schon von Bedeutung, weiß Dirk Hackenberg, Branchen-Experte der Hagener SIHK. Aber: „Viele davon sind Zulieferer der zweiten oder dritten Reihe, die gar nicht direkt an Opel liefern, sondern an große Systemlieferanten wie Bosch und ZF.“ Für Franz-Josef Mockenhaupt wäre die mögliche Schließung des Bochumer Werks zwar „eine höchst bedauerliche Entscheidung“. „Die wirtschaftlichen Auswirkungen in Südwestfalen hielten sich aber in engen Grenzen“, sagt auch der Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen. Grund: Die Aufträge der Zulieferer seien an ein Modell geknüpft, nicht an einen Standort. Mockenhaupt: „Den Zulieferern des Zafira ist es egal, wo das Auto gebaut wird.“

Weitgehend jedenfalls; einzig die Transportkosten könnten sich verändern, sagt Andreas Heine, Sprecher von Kirchhoff Automotive und bestätigt: „Es geht immer um Modelle. Ein Pkw-Modellzyklus läuft in der Regel sechs Jahre, und für diese sechs Jahre haben wir den Auftrag.“ Die Opel-Mutter General Motors ist der größte Kirchhoff-Kunde. Der weltweit aktive Zulieferer mit Sitz in Attendorn und Iserlohn liefert Fahrwerks- und Chassis-Teile für meisten Opel-Modelle - und äußert sich grundsätzlich nicht zur Standortpolitik seiner Kundschaft, wie Heine betont. Bei Bedarf könnte auch Kirchhoff seine Produktion in andere Standorte verlagern. Heine: „Wir beliefern die Kunden dort, wo sie die Teile von uns benötigen.“

Bei einem Modellwechsel, wie er beispielsweise 2015 für den Opel Astra ansteht, werden die Karten unter den Zulieferern neu gemischt. Aber auch für eine solche Neuausschreibung „ist die Wettbewerbsfähigkeit sicher entscheidender als die Nähe zum Werk“, betont Mockenhaupt. Handwerker und Dienstleister wie „der Caterer der Werkskantine, der Schmierölhändler oder der Papierlieferant“ kämen dagegen üblicherweise aus der engeren Nachbarschaft. Ein Opel-Aus in Bochum dürfte daher in Südwestfalen nur wenige Betriebe in Ruhrgebietsnähe betreffen. Mockenhaupt: „Ich kenne keinen, der Hilfs- und Betriebsstoffe nach Bochum liefert.“