Craiova/Attendorn/Iserlohn.

Wenn im Herbst der neue Ford B-Max in die Ausstellungsräume der Händler rollt, dann ist unsichtbar auch viel Know-how aus Südwestfalen mit an Bord. In dem Mini-Van, der ohne stützende B-Säule auskommen muss, fällt den Stahlteilen von Kirchhoff Automotive die im wahrsten Sinne des Wortes tragende Rolle zu.

Produziert werden soll der Fiesta-Ableger im rumänischen Craiova. Und dort, direkt auf dem Ford-Gelände, eröffnet heute auch Kirchhoff ein neues Werk. 182 Beschäftigte sollen hier künftig auf 12 000 Quadratmetern im 3-Schichtbetrieb mit modernster Technologie Karosserie-Strukturteile für den Ford B-Max produzieren, wie Kirchhoff Automotive mitteilte.

Es ist mittlerweile das 29ste Werk im Globus umspannenden Fertigungsnetzwerk des Zulieferers mit Sitz in Attendorn und Iserlohn. Produziert wird arbeitsteilig. Die gepressten Stahlteile etwa, die in Craiova in Spezial-Schweißverfahren fertig gestellt und im angrenzenden Ford-Werk verbaut werden, stammen aus der Kirchhoff-Fabrik in Ungarn. Zwölf Millionen Euro hat das Unternehmen in den neuen Standort investiert, der innerhalb von nur elf Monaten aufgebaut werde.

„Wir freuen uns, zusammen mit der Ford Motor Company durch unsere Investition beim jüngsten Mitglied der Europäischen Union mithelfen zu können, ein weiteres Stück Europa aufzubauen“, erklärte der geschäftsführende Kirchhoff-Gesellschafter Arndt Kirchhoff. Das Unternehmen sei vom allgemeinen ökonomischen Klima und dem Zukunftspotenzial Rumäniens überzeugt.

Mit dem B-Max will Ford im Mini-Van-Segment vor allem dem erfolgreichen Opel Meriva Marktanteile abjagen. Im Wettbewerb mit der etablieren Konkurrenz soll der Neuling insbesondere mit seiner innovativen Karosserie-Struktur ohne B-Säule punkten, die bei geöffneten Türen (hinten zum Schieben) einen bequemen, 1,50 Meter breiten Zugang zum Innenraum ermöglicht. Damit der Verzicht auf die stützende Mittelsäule nicht zu Lasten der Unfallsicherheit geht, muss die Karosseriefestigkeit besonders hohen Anforderungen genügen.

Die stabilisierende Aufgabe der B-Säule soll Ford zufolge durch „ein intelligentes Zusammenspiel“ beider Seitentüren übernommen werden. Kirchhoff Automotive wird nach eigenen Angaben unter anderem die Stahlschienen produzieren, auf denen sich das neuartige Türsystem bewegen soll. Im Ford-Werk Craiova sollen nach Plänen des Autobauers künftig jährlich mehr als 100 000 Exemplare des B-Max vom Band laufen.

Ford ist nach General Motors der größte Kunde von Kirchhoff Automotive; mit beiden Autokonzernen zusammen bestreitet der Zulieferer alleine die Hälfte seines gesamten Geschäftsvolumens.

2011 erwirtschaftete der Karosserie- und Fahrwerksspezialist mit 7750 Mitarbeitern einen Umsatz von 970 Millionen Euro, im laufenden Jahr soll erstmals deutlich die Milliardengrenze überschritten werden. Damit ist die Automotive-Sparte der mit Abstand stärkste Geschäftszweig der Kirchhoff-Gruppe (Gesamtumsatz 2011: 1,35 Mrd. Euro), die auch Umwelttechnik (Faun), Werkzeuge (Witte) und behindertengerechte Fahrzeugumbauten (Reha Group) produziert.