Siegen. . Rektor Holger Burckhart war als HRK-Präsident im Gespräch
Hü und hott, anspannen, ausspannen - was war da los? Am 5. April meldet die Universität Siegen stolz, dass Rektor Holger Burckhart für das Amt des - hauptamtlichen - Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) nominiert ist. Und keine zwei Wochen später, während derer der Beobachter sich fragt, warum der Philosophieprofessor, der erst im Oktober 2009 aus Köln nach Siegen kam, jetzt schon wieder weg will, teilt die Uni mit: Hurra, Burckhart bleibt! Der Rektor hat seine Kandidatur zurückgezogen.
„Für den Außenstehenden mag das irritierend wirken“, gibt der 55-Jährige zu. Aber das erkläre sich durch das Verfahren: Die HRK, der Zusammenschluss von 266 Hochschulen, die deren Interessen gegenüber Politik und Öffentlichkeit vertritt, sucht ihren Präsidenten nicht mittels einer Findungskommission. Mitglieder können Kandidaten nominieren und diese dann Interesse oder Ablehnung signalisieren. „Zu diesem Zeitpunkt weiß aber keiner der Beteiligten, wer noch nominiert ist“, betont Burckhart. Er selbst habe, nachdem ihm die drei anderen Kandidaten bekannt wurden, intensive Gespräche geführt und festgestellt: „Godehard Ruppert, Präsident der Universität Bamberg, vertritt in den wichtigen Fragen meine Positionen und hat dazu den Vorteil der langjährigen Erfahrung innerhalb der HRK.“ Deshalb zieht er für die Wahl am 24. April zurück.
Die Vorsitzende des Siegener Hochschulrats, Dagmar Lange, kommentiert: „Die Nominierung veranschaulicht, wie gut sich die Universität Siegen in den letzten Jahren entwickelt hat, wie eng sie in der Hochschullandschaft inzwischen vernetzt ist und welche hervorragende Arbeit das Rektorat und Herr Burckhart persönlich geleistet haben. Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, Rektor Burckhart in Siegen zu halten.“ Er selbst hätte die Zeit auch schon für „etwas kurz“ gehalten, sieht die Universität aber auf einem guten Weg, der auch ohne ihn weitergangen wäre: „Ich hätte kein Chaos hinterlassen.“
In den kommenden Jahren gehe es nun darum, die Konsolidierung der Struktur, die auf formaler Ebene durch die vier Fakultäten geschafft sei, auf die inhaltliche Ebene zu bringen und die Verwaltung, die teils noch zu behördlich organisiert sei, zu einem modernen Campus-Management umzubauen. Dafür sieht er sich und die Hochschule gestärkt: „Die Nominierung sehe ich wesentlich auch begründet in der ausgezeichneten Entwicklung der Universität Siegen in den letzten Jahren.“
Der Rektor bleibt regional aktiv. Gestern vereinbarte er mit Siegens Bürgermeister Mues eine engere Kooperation, um die Uni noch stärker in der Stadt zu verankern und den Austausch von Theorie und Praxis zu intensivieren.
Aber das schließt weitergehende Aktivitäten nicht aus. Burckhart wäre bereit, bei der HRK einen Vizepräsidenten-Posten zu übernehmen, um seine Erfahrungen im Bereich Lehre und Studienreform einzubringen.