Hagen. . Die Schweinepest im Märkischen Kreis scheint besiegt. Ein letztes Mal werden in den kommenden Tagen sowie Ende März junge Wildschweine geimpft. Anschließend soll sogar gänzlich auf den Präventivschutz verzichtet werden.
Die Schweinepest im Märkischen Kreis scheint besiegt. Ein letztes Mal werden in den kommenden Tagen sowie Ende März junge Wildschweine geimpft. Anschließend soll sogar gänzlich auf den Präventivschutz verzichtet werden.
„Durch eine Kombination von Impfungen und intensiver Bejagung haben wir im Jahr 2009 innerhalb weniger Monate die Schweinepest in den Griff bekommen. Wir stehen unmittelbar vor der Auflösung des Seuchengebietes“, bestätigt Andreas Schneider, Sprecher des Landesjagdverbandes NRW (LJV).
Trotz dieser Entwicklung bleibt das Wildschwein ein Problemschwein. Viel zu große Rottenverbände pflügen Wiesen und Weiden um, richten massive Schäden auf Mais- und Getreidefeldern an. Nicht selten kommt es außerdem zu Wildunfällen, die auch für Pkw-Fahrer tödliche Folgen haben können. Die Ursache für all’ diese Probleme ist eine Wildschweinpopulation, die weit größer ist, als es unser Ökosystem verkraftet.
Wie viele Tiere tatsächlich in NRW leben, ist umstritten. Nach Angaben des LJV sind in der vergangenen Saison 34 224 Tiere zur Strecke gebracht worden. Zuverlässige Zahlen über den Gesamtbestand gibt es nicht. Helmut Brücher, Sprecher des Fachausschusses Jagd und Naturschutz des Naturschutzbundes NRW (Nabu), ist der Ansicht, dass der Wildschweinbestand in NRW „mit Sicherheit 600 000 Tiere“ umfasst.
Impfungen und winterlichen Fütterungen der Tiere steht der Nabu kritisch gegenüber. „Wir sind der Meinung, dass Krankheiten, Seuchen und harte Winter natürliche Faktoren sind, die man wirken lassen sollte“, so Brücher. Um Schweine in der Massentierhaltung vor einer Ansteckung zu schützen, empfiehlt der Nabu andere Maßnahmen: „Mitarbeiter in solchen Betrieben dürfen nicht von der Wildschweinjagd kommen und die Erreger in die Mast einschleppen. Richtig wäre eine konsequente Trennung des Personenkreises.“ Im Klartext: Keine Wildschweinjagd für Mitarbeiter und Inhaber von Mastbetrieben. Zudem fordert der Nabu eine effektivere Bejagung, als das Ansitzen.
Dass Jäger durch ihre Arbeit eine Verringerung der Wildschweinpopulation bewirken und somit an einer Entschärfung mitwirken, glaubt der Nabu nicht: „Es gibt nicht trotz der Jagd so viele Wildschweine, sondern gerade deswegen. Der Bestand wird hochgehalten, damit die Hobbyjäger ganzjährig Erfolgserlebnisse haben.“
Gegen solche Vorwürfe setzen sich die Jäger massiv zur Wehr und verweisen ihrerseits auf gemeinsame Bejagungsempfehlungen des Landesumweltministeriums und des Landesjagdverbandes. In denen ist übrigens auch der „weitestgehende Verzicht auf Fütterungsmaßnahmen“ festgehalten. „Die Fütterung von Wild unterliegt in NRW strengen Auflagen. Lediglich zur Kirrung, also zum Anlocken von Wildschweinen, können geringste Futtermengen an ausgesuchten Stellen ausgebracht werden, um sie dort zu erlegen“, sagt LJV-Sprecher Schneider.
Im Märkischen Kreis wurden zuletzt etwa 1000 Tiere zur Strecke gebracht, im Vergleich zu den Vorjahren (1176 in 09/10 und 2089 in 10/11) ein Rückgang. Für Manfred Seibel von der Unteren Jagdbehörde kein Grund zur Entwarnung: „Die Entwicklung der Strecken ist zwar wellenförmig, geht dennoch seit Anfang der 90er Jahre konstant nach oben. Das Problem hat sich keinesfalls erledigt.“