Hagen.

Die Idee ist so genial wie ausgefallen: Hunderte von Sängerinnen und Sängern treffen sich in Hagen, um an einem einzigen Tag ein großes Chorwerk einzustudieren und abends mit den Philharmonikern und Profi-Solisten aufzuführen. Hagen wird am Samstag, 24. März, wieder zur Stadt der Stimmen, wenn beim Scratch 2012 Rossinis „Stabat mater“ im Mittelpunkt steht.

Generalmusikdirektor Florian Ludwig wechselt bei den Scratch-Projekten zwischen populären und weniger bekannten Kompositionen, um die ganze Vielfalt der Chormusik zu präsentieren. Nach Gounods „Cäcilienmesse“ im vergangenen Jahr – die sich quasi vom Blatt singt – bringt nun das „Stabat mater“ einen der Höhepunkte der Oratorienliteratur.

Scratch richtet sich ausdrücklich an Laien-Sängerinnen und -Sänger. Die Teilnehmer kommen aus Hagen und Südwestfalen, sie reisen aber auch weit darüber hinaus aus ganz Deutschland und den Nachbar-Ländern an. Häufig singen sie in Chören, nicht selten melden sich Gruppen aus Chören an. Sie alle reizt das Abenteuer, an einem Tag eine spannende Komposition mit einem Generalmusikdirektor einzustudieren und dann gemeinsam mit Profi-Solisten und einem Profi-Orchester aufzuführen.

Dabei ist Scratch viel mehr als nur ein Tag voller Freude an der Musik. Wer schon einmal dabei war, schätzt das Gemeinschaftsgefühl, das sich unmittelbar einstellt und genießt die Gelegenheit, nette neue Leute kennenzulernen.

„Der erste Satz geht, die Amen-Fuge ist relativ schwer“, bringt Florian Ludwig die sängerischen Herausforderungen von Rossinis „Stabat mater“ auf den Punkt. „Dafür gibt es nur zwei Chorsätze, wir können also richtig daran arbeiten. Das ist ein sehr eindrucksvolles Stück, es macht viel Spaß für alle, und ich werde mir noch etwas Nettes zum Mitsingen für den Schluss ausdenken“, so Ludwig. „Das ,Stabat mater’ hat wunderschöne italienische Belcanto-Melodien und kontrapunktische Stellen. Und es zeugt von tiefer Gläubigkeit.“

Angelina Ruzzafante, Kristine Larissa Funkhauser, Rafael Vázquez und Karl Huml sind die Solisten, deren virtuose Arien vom Chor mit den beiden Ecksätzen umrahmt werden. „Laien können unbedingt mitsingen“, will Florian Ludwig vor allem weniger geübte Sänger für den Rossini begeistern. „Das macht ja gerade den Reiz aus, es mal zu probieren, weil man in der Masse viel Sicherheit findet.“ Scratch ist eine einmalige Erfahrung, die zeigt, wie beglückend Singen ist. Daher rät der GMD zu Mut: „Es geht darum, sich reinzustellen, das einfach zu tun. Manche Sachen erwischt man dann eben nicht, kein Problem, das muss man sportlich sehen.“

Unter den bisher 180 Anmeldungen sind relativ wenige Männer. Woran liegt es, dass sich mehr Soprane und Alte auf ein solches Erlebnis einlassen als Tenöre und Bässe? Ludwig: „Männer sind schüchterner. Ich wünsche den Herren mehr Courage. Man kann auch als Ehepaar kommen oder als Familie.“ Für Ungebundene hat der GMD einen augenzwinkernden Anreiz über das Singen hinaus parat. „Das ist die beste Möglichkeit, mal zu sehen, was die Frauen so machen.“

Die Bezeichnung Scratch kommt übrigens ebenso wie die Idee selbst aus dem Englischen und bedeutet zusammenkratzen, im übertragenen Sinn also: von Anfang an. Die Scratch-Projekte sind entsprechen über Großbritannien und Holland nach Deutschland gekommen. Seit Jahren ist Hagen die Scratch-Hauptstadt der Republik. Die auswärtigen Besucher nutzen die Gelegenheit, ein Wochenende in Hagen zu verbringen, denn bereits am Freitag, 23. März, wird abends eine freiwillige Vorprobe angeboten.

Scratch 2012: 24. März, Stadthalle Hagen. Im Eintrittspreis sind das Mittagessen und sämtliche Noten enthalten. Lerndateien können von der Heimseite des Theaters Hagen heruntergeladen werden: www.theater.hagen.de: bei Stücke/Konzerte Philharmonisches Orchester anklicken und dann Scratch. Info: 02331/2073257 oder poh@stadt-hagen.de Das öffentliche Konzert ist für alle Musikfreunde interessant und beginnt um 18 Uhr.