Hagen. .

Der Lückenschluss auf der Datenautobahn durch Südwestfalen macht Fortschritte. Per Funk soll das schnelle Internet nun auch die kleinen Orte in den Regionen Siegen-Wittgenstein und Soest kommen, die bisher von Telekom & Co. links liegen gelassen wurden.

Beide Kreise sind deshalb zum Jahresbeginn bei der Telekommunikationsgesellschaft (TKG) Südwestfalen eingestiegen. Die hat bisher schon die flächendeckende Breitbandversorgung im Hochsauerland und im Raum Olpe vorangetrieben. „Wir haben nun die Möglichkeit, den Breitbandausbau bei uns selbst zu steuern und ergänzen damit die Angebote der anderen Telekommunikationsanbieter“, erklärte jüngst die Soester Landrätin Eva Irrgang. Ebenso wie Siegen-Wittgenstein hat der Kreis dazu 1,5 Millionen Euro zum Stammkapital der TKG beigesteuert, das sich damit auf 5,5 Millionen Euro mehr als verdoppelt hat. Die Ausschreibung für den Netzbau läuft bereits; noch in der ersten Jahreshälfte sollen die ersten neuen Funknetze in Betrieb gehen.

Und der Bedarf ist groß. So hat eine Studie des in Meschede angesiedelten Breitbandkompetenzzentrums NRW im Kreis Soest „gravierende Lücken“ in der Versorgung mit schnellem Internet festgestellt. Nur gerade einmal gut die Hälfte der Bevölkerung komme in den Genuss von Anschlüssen mit heute üblicher Upload-Geschwindigkeit von mindestens 6 Megabit. Das bestätigt auch Kreis-Wirtschaftsreferent Volker Ruff: „Wir haben immer noch Städte und Gemeinden, die überhaupt keinen Breitbandanschluss haben. Es gibt ganz viele, die noch mit dem Modem ins Internet gehen.“ Ähnliches berichtet Ruffs Kollege Reinhard Kämpfer aus Siegen-Wittgenstein. „Es gibt praktisch in jedem Teil des Kreises weiße Flecken bei der Breitbandversorgung. Wir haben einen ganzen Teppich kleiner Ortsteile mit einer Bandbreite von weniger als zwei Megabit.“ Die Gewerbegebiete seien dagegen - mit Ausnahme des Industrieparks Wittgenstein - relativ gut angebunden.

Anders im Kreis Soest: Dort strapazieren quälend langsame Internet-Verbindungen Ruff zufolge nicht nur die Nerven der Einwohner kleiner Ortschaften wie etwa Hilbeck und Holtum bei Werl, Körbecke am Möhnesee oder Richtung Geseke. Damit zu kämpfen haben auch Gewerbegebiete wie in Lippstadt (Am Wasserturm) und in Ense. Direkt neben letzterem entstehe zudem gerade ein Neubaugebiet mit 50 Wohneinheiten, das die Telekom nicht mit Breitband versorgen wolle, weil es sich nicht rechne, berichtet Ruff. „Damit hat die Gemeinde ein Problem, das Gebiet weiter zu vermarkten. So sind die Grundstücke schwer verkäuflich.“ Ein klassischer Fall für die TKG, so Ruff, der „ganz oben auf der Prioritätenliste “ stehe.

Prioritäten - darum geht es jetzt und in den nächsten Wochen bei der Tournee der Wirtschaftsförderer und TKG-Experten durch Siegen-Wittgenstein und den Kreis Soest. „Wir gehen in die Gewerbegebiete, reden mit den Bürgermeistern und gehen in die Orte, um den Bedarf festzustellen“, sagt Ruff. Dabei setzen beide Kreise zunächst auf das Naheliegende: die Nutzung des bestehenden Funkverbundrings, den die TKG in den vergangenen vier Jahren bereits flächendeckend im Hochsauerland und seit Anfang 2011 auch in weiten Teile des Kreises Olpe aufgebaut hat.

Reinhard Kämpfer hat gleich ein halbes Dutzend Beispiele parat: Kreuztal-Kredenbach, Freudenberg-Bühl, Hilchenbach-Grund und -Vormwald, Siegen-Setzen und -Oberschelden. Allesamt schlecht versorgte Orte aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein, so Kämpfer, „die mit relativ geringem Aufwand über die vorhandene Infrastruktur angebunden werden können“. Gleiches gilt für den Warsteiner Raum im südlichen Kreis Soest, der über die TKG-Antenne auf dem Berg Stimm Stamm mitversorgt werden könnte, wie Ruff berichtet.

Die TKG denkt derweil schon einen Schritt weiter. „Wir werden den Netzausbau vermehrt vom Funk auf die Festnetzseite verlagern“, kündigt TKG-Prokurist Stefan Glusa an. So gebe es im Raum Soest sogar bereits erste Pilotprojekte für Hochleistungsinternet über zukunftsträchtige Glasfaserkabel. Glusa: „Es wird künftig viel stärker auf die Kombination der Techniken ankommen.“

Bislang nicht mit im Boot bei der TKG Südwestfalen ist der Märkische Kreis. Neben den finanziellen Verpflichtungen dürfte dabei auch eine Rolle spielen, dass mit der Telemark eine Tochter der Stadtwerke Iserlohn bereits seit längerem im Breitbandgeschäft aktiv ist. Aber jenseits der größeren Städte Iserlohn, Menden und Lüdenscheid „gibt es natürlich auch Versorgungslücken im Märkischen Kreis“, weiß Wirtschaftsförderer Jochen Schröder. Gleichwohl: Ein Einstieg bei der TKG, so Thomas Kimmel von der Kreisverwaltung, „ist im Moment kein Thema“.