Hagen.

(nö)Menschen mit schwerer Behinderung haben es schwer am Arbeitsmarkt - daran hat die auch gute Konjunktur wenig geändert. Die Arbeitslosenquote ist landesweit fast doppelt hoch wie bei Menschen ohne Handicap. Einen Lichtblick gibt es aber bei den Integrationsunternehmen, wie Sina Meyer, Beraterin beim Integrationsamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet.

Frage: Können Sie kurz Ihre Aufgabe im LWL-Integrationsamt skizzieren?

Meyer: Ich berate Integrationsbetriebe und stehe ihnen von der ersten Idee an als feste Ansprechpartnerin zur Verfügung. Diese Firmen oder in Konzernen auch Abteilungen werden besonders gefördert und müssen dafür in der Belegschaft auf einen Schwerbehindertenanteil von mindestens 25 Prozent kommen. Möglichst sollte das Verhältnis aber bei etwa 50:50 liegen. Darüber wollen wir vor allem die Schwerbehinderten in Arbeit bringen, die anders besonders schlechte Chancen hätten - die also zum Beispiel langzeitarbeitslos, älter als 50 Jahre oder schlecht qualifiziert sind.


Frage: Und wie haben sich die Perspektiven für diese Zielgruppe zuletzt entwickelt?

Meyer: Die haben sich deutlich verbessert. Die Bereitschaft von Arbeitgebern wird immer größer, schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen und Integrationsprojekte zu gründen. Seit 2008 ist die Zahl der Integrationsunternehmen in Westfalen-Lippe von 57 auf heute 113 gestiegen, auch die Zahl der Arbeitsplätze dort hat sich von 613 auf 1209 fast verdoppelt.


Frage:
Wie lässt sich dieser Aufwärtstrend erklären?

Meyer: Eine Ursache ist sicher das vom Land mit zusätzlichen Mitteln aufgelegte Förderprogramm „Integration unternehmen!“ und die damit verbundene Öffentlichkeitsarbeit. Viele Arbeitgeber haben so überhaupt erst Kenntnis von Integrationsprojekten, Fördermöglichkeiten und Beratungsangeboten bekommen. Wir als Landschaftsverbände in NRW setzen das Förderprogramm um und kooperieren dabei mit den Arbeitsagenturen.


Frage: Wie genau fördert der LWL Unternehmen, die Schwerbehinderte beschäftigen?

Meyer: Zunächst erhalten diese Arbeitgeber als Starthilfe einen Investitionszuschuss, um die Einrichtung des Arbeitsplatzes zu ermöglichen. Beispiel: Eine Spedition will einen Schwerbehinderten einstellen und schafft dafür einen Lkw an. Bei Integrationsprojekten übernehmen wir bis zu 80 Prozent dieser Kosten, maximal aber 20 000 Euro je Neueinstellung. Grundsätzlich ist bei Integrationsprojekten die Förderung pauschaliert, während es bei anderen Betrieben immer auf den Einzelfall ankommt. Zum Ausgleich einer Minderleistung des Behinderten erhalten die Arbeitgeber zudem Lohnkostenzuschüsse. Bei Integrationsbetrieben sind es 30 Prozent vom Arbeitnehmerbrutto. Einen Zuschuss gibt auch für besonderen Betreuungsaufwand am Arbeitsplatz. Integrationsprojekte bekommen dafür monatlich 210 Euro pro Kopf.