Hagen. .
Vor den Festtagen ist das Gedränge in den Fußgängerzonen mindestens so groß wie auf den Parkplätzen davor: kreisende Autos, verzweifelte Fahrer auf der Suche nach einer Lücke. Und hat man eine gefunden, dann ist sie nicht nur gebührenpflichtig, nein, es fehlt meistens auch noch das Kleingeld in der Tasche.
„Ich drehe schon seit Stun-
den hier so meine Runden
Es trommeln die Motoren
Es dröhnt in meinen Ohren
Ich finde keinen Parkplatz
Ich komm zu spät zu Dir,
mein Schatz
Du sitzt bei Kaffee und Ku-
chen
Und ich muss weiter su-
chen...“
Herbert Grönemeyers Lied „Mambo“ ist in die Jahre gekommen, bedient Klischees und trifft doch den Gemütszustand vieler Autofahrer, die zurzeit in den Innenstädten unterwegs sind.
Mit Bezug auf eine Umfrage des Bundes der Steuerzahler hat unsere Zeitung die Verwaltungen von Städten und Gemeinden in Südwestfalen befragt, wie hoch die Gebühren auf Parkplätzen sind und welche Einnahmen dadurch (rein rechnerisch) erwirtschaftet werden. Ungeschlagen an der Spitze steht in NRW Köln mit 2 Euro für die erste Stunde. Die teuerste Stadt in Südwestfalen ist Siegen mit 1,20 Euro. In der Regel gilt die Faustformel „Eine Stunde Parken - ein Euro“.
Noch findet man in den Städten Südwestfalens in „bester Lage“ kostenfreie Stellplätze. Noch. Denn die Zahl der Kommunen, die durch zusätzliche Gebühren ihren Haushalt zu konsolidieren versuchen, nimmt zu. Bad Berleburg ist da keine Ausnahme. Dort müssen sich Autofahrer ab kommenden Jahr erstmals auf den 320 städtischen Parkplätzen mit Parkautomaten auseinandersetzen. Ein Euro soll die Stunde kosten.
„Wir haben die Bürgerschaft in Workshops an das Thema herangeführt“, berichtet Bad Berleburgs Baudezernent Wolfgang Acker-Marx. „Negative Stimmen“ hätte es nicht gegeben, Zweifel seien schnell „in Diskussionsrunden“ beseitigt worden. „Wir konnten alle überzeugen, dass die Konsolidierung des Haushaltes oberste Priorität hat.“
Die Einführung von Parkgebühren führt aber nicht automatisch zu den Einnahmen, die man einkalkuliert hat. Das bestätigte uns Olpes Beigeordnete Peter Wurm. Olpe hat seit September 2011 Parkautomaten „im Dienst“. 50 Cent kostet die Stunde. 15 000 Euro pro Monat fließen laut Wurm in die Stadtkasse (180 000 Euro pro Jahr), einkalkuliert hatte die Verwaltung aber 22 000 Euro im Monat (260 000 Euro im Jahr). Das sind immerhin 30 Prozent weniger als erwartet.
„An jeder Ecke stehn Poli-
tessen
Lauern wie Panther, zum
Sprung bereit
Hier kannste nicht parken,
das kannste vergessen
Haben alles im Griff, weit
und breit...“
In Brilon geht man derweil ganz neue Wege: Dort wurde gestern die erste Parkvignette vorgestellt. Sie gilt für gebührenpflichtige Parkplätze und kostet 5 Euro pro Monat, beziehungsweise 60 Euro im Jahr pro Auto. Damit kann an den ausgewiesenen Stellen knöllchenfrei geparkt werden - und zwar für die Dauer von bis zu zwei Stunden. Die ständige Suchen nach Kleingeld gehöre ebenso der Vergangenheit an, wie der Ärger mit defekten Parkautomaten und das erneute Parkscheinziehen beim Umparken, berichtet der Beigeordnete Reinhold Huxoll. „Ob es sich für den Einzelnen rechnet, das muss jeder für sich entscheiden. Es kommt eben darauf an, wie oft man einen Parkplatz ansteuert.“
„Auto fängt an zu kochen
Puls an zu pochen
Werde langsam panisch,
klitschnass geschwitzt
Es ist nicht zu fassen
Solche Automassen
Haben die kein Zuhause,
ich will zu Dir...“
Fast auf Kö-Niveau präsentiert sich Siegen. Die Gebühren sind dort mit 1,20 Euro je erste Stunde fast so hoch wie in der Mode-Metropole (1,50 Euro). In einem Atemzug mit Düsseldorf genannt zu werden klingt in diesem Zusammenhang aber nicht positiv. Vielleicht tröstet es die Autofahrer in Siegen, wenn sie erfahren, dass es wesentlich teurere Pflaster gibt: London zum Beispiel - oder Rom, dort zahlt man nahe der Spanischen Treppe zehn Euro. Pro Stunde! Und in Paris dauert die Suche nach einem Abstellplatz einer aktuellen Umfrage zufolge 35 Minuten.
Da träumt der Autofahrer auf dem Weg zu seinem letzten Weihnachtsgeschenk auf den einen, immer freien, großzügig geschnittenen, überdachten und gebührenfreien Parkplatz - davor eine freundliche Politesse, die einem ein Lächeln gönnt.