Meschede. .

Die Haustarif-Verhandlungen beim Leichtmetall-Spezialisten Honsel liegen vorerst auf Eis. Der neue Eigentümer Martinrea und die IG Metall können sich bisher nicht über die Bedingungen für eine Abweichung vom Flächentarif einigen. Im Gegenzug für die von den Kanadiern geforderten Lohn-Zugeständnisse verlangt die Gewerkschaft konkrete Investitionszusagen und eine Beschäftigungsgarantie.

Als die IG Metall jetzt in der zweiten Gesprächsrunde den Entwurf für einen möglichen Zukunftsentwicklungs-Tarifvertrag vorgelegt habe, hätten die Martinrea-Vertreter die Verhandlungen abrupt abgebrochen, berichtet der Arnsberger IG-Metall-Chef Wolfgang Werth, der für die Gewerkschaft federführend bei Honsel am Tisch sitzt - und sich über die Reaktion wundert. Schließlich seien mit der Investitionszusage und dem Arbeitnehmer-Beitrag die beiden entscheidenden Punkte in dem Entwurf bewusst offen gelassen worden.

Gleichwohl: Die Fronten sind einstweilen verhärtet. Ein Umstand, der die Honsel-Belegschaft nicht groß beunruhigen muss. Denn ohne Einigung mit der Gewerkschaft bleibt Martinrea bei der Gießerei-Gruppe an den Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie gebunden.

Wenige Wochen nach der Übernahme von Honsel aus der Insolvenz hatte der kanadische Konzern - entgegen der ursprünglichen Zusage - weitreichende Zugeständnisse der Beschäftigten gefordert und bei der IG Metall eine Tarifabweichung beantragt. Nach Vorstellungen von Martinrea sollen die leidgeprüften Honsel-Mitarbeiter ohne Lohnausgleich fünf Stunden pro Woche mehr arbeiten und auf Weihnachts- und Urlaubsgeld ebenso verzichten wie auf Akkordprämien.

Für einen durchschnittlichen Beschäftigten würden sich die Abstriche nach Gewerkschaftsangaben auf jährlich 13 500 Euro summieren. „Ein überzogener Antrag“, so Werth, was, wie er glaubt, inzwischen auch Martinrea erkannt habe. Grund der Forderung sind die gewaltigen Investitionen, die nach langen Jahren der Krise nötig sind, damit Honsel auch in Zukunft am Markt bestehen kann. Werth zufolge geht es um ein Volumen von insgesamt fast 100 Millionen Euro.

In den Haustarif-Gesprächen besteht die IG Metall allerdings auf einer strikten Differenzierung: „Der Investitionsstau von früher ist Sache von Martinrea“, betont Werth. An den Zukunftsinvestitionen in neue Technologien und Produkte oder den Maschinenpark würden sich hingegen auch die Arbeitnehmer beteiligen. Doch bisher hapert es offenbar an der geforderten Gegenleistung: konkreten Investitionszusagen. Diese und „das, was die Arbeitnehmer einbringen sollen, stehen in keinem gesunden Verhältnis“, sagt Werth. So liege der IG Metall etwa für das Presswerk in Soest mit knapp 350 Beschäftigten bisher überhaupt noch kein Zukunftsplan vor. „Da ist für uns noch keine Strategie erkennbar“, sagt der Gewerkschafter. Aber: „Wir gehen davon aus, dass wir da noch entsprechende Vorlagen bekommen.“ Anders sei schließlich auch keine Zustimmung zu möglichen Abstrichen denkbar, stellt Werth klar. Er zeigt sich daher zuversichtlich, dass Martinrea nach dem Jahreswechsel an den Verhandlungstisch zurückkehrt.

Für eine Einigung müssten sich die Kanadier auch zu einer Beschäftigungsgarantie bereit erklären. Werth: „Für die Laufzeit einer Tarifabweichung sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.“ Bisher gab es unter Martinrea bei Honsel nach seinen Angaben zwar keine Entlassungen, allerdings ein freiwilliges Abfindungsprogramm und „in großem Umfang“ Abbau von Leiharbeit. Zuletzt beschäftigte Honsel an seinen verbliebenen Standorten in Meschede, Soest und Nuttlar rund 2400 Mitarbeiter. Vor der Insolvenz waren es noch 4300.