Hagen/Schmallenberg. .

Hersteller und Handel sind genervt. Wann wird es endlich wieder Winter - so lautet ihre bange Frage. Während sich die meisten Textilhändler in Südwestfalen nach dem ersten Adventswochenende noch gelassen geben und auf einen Wetterwechsel hoffen, schlägt die Industrie bereits Alarm.

„Was wir zwischen September und November an Umsatz mit Winterkleidung eingebüßt haben, ist schon jetzt nicht mehr aufzuholen“, sagt Paul Falke (53), einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter der Falke-Gruppe in Schmallenberg.

Dabei gibt er allein dem Wetter die Schuld: „Seit Menschengedenken hatten wir keinen so warmen und trockenen November mehr.“ Das Umsatzminus im Geschäft mit Funktions-Unterwäsche, Kniestrümpfen, Strumpfhosen und Pullovern wird sich in den Geschäftszahlen der Gruppe niederschlagen, fürchtet er. „Unsere ambitionierten Jahresziele werden wir nicht schaffen.“

Ambitionierte Ziele, das heißt in diesem Fall ein zweistelliges Umsatzwachstum, wie in den beiden vorangegangenen guten, weil kalten und schneereichen Wintern, in denen es teils zu Nachschubproblemen bei Winterware gekommen war. „Das wird nicht klappen“, räumt Paul Falke ein: „Wir haben uns nach den beiden guten Jahren 2009 und 2010 an Zuwachsraten gewöhnt, die beachtlich sind.“

Nun macht der bislang ausgebliebene Winter Falke einen Strich durch die Rechnung. Denn Kälte und Schneereichtum der beiden vergangenen Jahre haben auch dazu geführt, dass der Textileinzelhandel, über den Falke hauptsächlich verkauft, sich mit Winterware eingedeckt hat. Die liegt nun wie Blei in den Regalen, während es draußen regnet.

Der Einzelhandelsverband Südwestfalen hat beobachtet, dass der Textilhandel vereinzelt schon den Rotstift zückt. „Da gibt es jetzt schon Rabatt-Aktionen“, bestätigt Sprecherin Karina Brühmann. „Beim einen oder anderen ist der Lagerdruck hoch. Der Textilhandel hat gut eingekauft.“ Nur schwer lassen sich nach ihrer Beobachtung in Südwestfalen derzeit Schals, Mützen und Handschuhe an die Frau und an den Mann bringen. Auch Winterjacken und Wintermäntel gehören dazu. Und in den Ski-Abteilungen ist es laut Brühmann „viel zu ruhig“. Im vergangenen Jahr machten die Geschäfte um diese Zeit mit Wintersportartikeln „fantastische Geschäfte“.

Der Einzelhandel beginnt schon umzudenken. „2010 /11 war ein Ausreißer. Wir vergleichen uns jetzt mit dem späten Winter 2009/10“, macht Brühmann Hoffnung auf ein gutes Ende. „Außerdem lassen sich die Kunden mit dem Einkauf mehr Zeit, weil vom vierten Advent bis Weihnachten noch eine Woche bleibt.“

Dabei war das erste Adventswochenende insgesamt gesehen vom Umsatz her nicht einmal enttäuschend. Zwar seien wegen des Regens weniger Kunden in den Innenstädten gewesen, aber die hätten viel Beratung gebraucht und neben Weihnachtsgeschenken vor allem für den Nikolaustag eingekauft: Bücher, DVD, Spielwaren. Und fürs Fest Lederwaren wie Handtaschen und Portemonnaies.

Der Einzelhandelsausschuss der IHK Siegen setzt auf den Regen als Umsatztreiber: „Männer kaufen Schuhe erst, wenn sie nasse und kalte Füße haben“, so ein Händler.