Balve. Die Freilichtbühnen-Saison startet: In der Balver Höhle geht es mit Peter Pan ins Nimmerland. Exklusive Einblicke in eine Probe.
Eben ist man noch in Wendys Kinderzimmer, mit den bunten, selbstgemalten Bildern an der Wand und innerhalb von Sekunden in der magischen Welt des Nimmerlandes – mit Wald, Höhlen und einem großen Wasserfall. Möglich macht das die ausgetüftelte Kulisse in der Balver Höhle. Bei einer Probe gibt es erste Einblicke in die Welt von Peter Pan, die der Verein „Festspiele Balver Höhle“ in diesem Jahr im Nimmerlandmusical auf die Bühne holt. Verwunschen sieht es in der Höhle aus. Die bunt beleuchteten Felswände fügen sich nahtlos in das Bühnenbild ein. Eine ganz besondere Atmosphäre in der riesigen Steinhöhle, die immer wieder für Veranstaltungen – vor allem Konzerte oder das Schützenfest – genutzt wird. „Ein mystischer Ort“, sagt Marie Neuhaus-Schwermann, die seit 2019 die Regie führt. Für die freiberufliche Regisseurin jedes Jahr wieder ein besonderes Projekt.
Auf die Zuschauer wartet ein aufwendiges Bühnenbild: Neben dem Wasserfall gibt es ein großes Piratenschiff, das von den Mitgliedern des Festspiel-Vereins selbst gebaut wurde. „Das ist eine besondere Leistung der Bühnenbauer. Visuell reizvoll und man fragt sich: Wie funktioniert das?“, sagt Neuhaus-Schwermann. Das fragt man sich auch bei der Verwandlung vom Mädchenschlafzimmer ins Nimmerland. Die Antwort: Mit Manpower wird die Zimmerwand zur Seite in den Höhlenarm geschoben und gedreht.
60 Hobby-Schauspieler stehen für Peter Pan in der Balver Höhle auf der Bühne
„Musical ist unser Steckenpferd. Das ist ganz anders als Theater“, sagt die 32-jährige Regisseurin. „Musik und Tanz kommt dazu – und das alles verbinden wir ästhetisch.“ Damit würden auch mehr Menschen angesprochen. „Die einen tanzen gern, andere singen lieber. Das macht den Reiz aus, man kann jeden Bereich ausprobieren.“
In diesem Jahr steht ein besonders großes Ensemble auf der Bühne: „60 Leute im Alter von sechs bis 60 Jahren“, sagt Neuhaus-Schwermann. Das ist eine Herausforderung, diese Vielzahl von Menschen koordiniert über die Bühne zu bewegen. Aber: „Die Großen nehmen Rücksicht auf die Kleinen. Die Jüngeren lernen, Verantwortung zu übernehmen. Es ist eine schöne Gemeinschaft, man fühlt sich verbunden.“ Der Regisseurin ist wichtig, dass sich jeder gesehen und gehört fühlt, deswegen hat sie ein offenes Ohr für alle. Als die ersten Tänze auf der Bühne geprobt werden, beantwortet sie immer wieder Fragen am Bühnenrand oder gibt Anweisungen. Für die Arnsbergerin ist klar: „Das ist ein Hobby, es soll eine schöne Zeit sein.“
Laien bieten eine professionelle Vorführung in der Balver Höhle
Seit Mitte Januar proben die Hobby-Schauspieler. Aber auch davor wurde schon einiges vorbereitet. Die Choreografien der Tänze sind von Lina Schulte, die sie mit allen Beteiligten einstudiert hat. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Thomas Riedel. Und auch am Bühnenbild wurde lange Zeit gewerkelt. „Zwei bis drei Wochen vor der Premiere wird es dann turbulent“, so Neuhaus-Schwermann. Dann wird in der Balver Höhle die Tribüne für das Publikum aufgebaut, das Bühnenbild an Ort und Stelle gerückt und vor Ort geprobt.
Peter Pan als Musical in der Balver Höhle
Die Laientheater der Region spielen unter freiem Himmel, nur die Balver haben ihre Höhle. Dort kann gezielt mit Beleuchtung gearbeitet werden. „Wir können mehr und deutlich mit Licht arbeiten, es kommt mehr zur Geltung. Es ist ein ganz anderes Flair, weil die Bühne bedeckt ist“, erklärt die Regisseurin. Deswegen fließt viel Zeit in die Ausleuchtung. „30 Stunden hat das im laufenden Probenbetrieb gedauert.“
Die Regisseurin hat die Geschichte von Peter Pan der heutigen Zeit angepasst
Die Geschichte von Peter Pan wird in einer modernen Musical-Version von Jan Rademacher und Timo Riegelsberger nach dem Original von James M. Barrie erzählt. Die Regisseurin hat das Stück zusätzlich der heutigen Zeit angepasst: „Aus den verlorenen Jungs wurden die verlorenen Kinder“ – denn im Stück sind auch Mädchen mit dabei. „Die Intention des Autors und was er uns transportieren will, nehmen wir und setzen es in den heutigen Zeitgeist um. Aber so, dass das Stück seinen Charme und seine Erkennungsmerkmale behält.“ Viele Elemente entlocken ein Lachen, etwa wenn Peter Pan Stayin‘ Alive singt, während er versucht seinen Schatten wiederzubeleben.
Das Stück ist nicht nur etwas für Kinder. „Es ist familiengerecht. Kids können sich absolut amüsieren und mit einem guten Gefühl nach Hause gehen, aber Erwachsene haben auch etwas zu lachen“, sagt Neuhaus-Schwermann. „Die Message ist grandios – der Gedanke des nicht Erwachsenwerdens. Pan ist ein mythologischer Gott der Natur, er steht für Ursprünglichkeit. Es ist eine Allegorie des Erwachsens, aus etwas heraus zu wachsen. Peter Pan ist die Allegorie für das Ursprüngliche. Es ist ein Stück Kindheit“, sagt die Regisseurin. „Peter Pan ist eine mystische Figur, die einem Kind sehr nahekommt. Ein Versuch, dem Ursprung, der Kindheit ein Gesicht zu geben.“
Die erste Hauptrolle für Lotta Butterweck
Der Junge, der nicht erwachsen werden möchte, wird von Lotta Butterweck gespielt. 18 von ihren 21 Lebensjahren steht sie bereits in der Balver Höhle auf der Bühne. Aber dieses Mal mit der ersten Hauptrolle. „Das ist viel mehr Verantwortung, aber macht richtig Spaß.“ Und die Rolle des Pans ist noch aus einem anderen Grund besonders für sie: „Peter Pan wurde schon mal aufgeführt, damals hat mein Bruder die Hauptrolle gespielt. Dass ich jetzt in seine Fußstapfen trete, ist ein tolles Gefühl“, sagt Lotta Butterweck. Fee Tinkerbell wird von Celina Otto gespielt, Gina Lipps tritt als Wendy auf und Captain Hook ist in Doppelbesetzung von Jörg Leiß und Martin Grünewald zu sehen.
Karten für das Musical
Am Samstag, 4. Mai, findet um 16 Uhr die Premiere von Peter Pan in der Balver Höhle statt. Insgesamt 16 Vorstellungen gibt das Laientheater bis Anfang Juni.
Das Nimmerlandmusical ist für Kinder ab 6 Jahren empfohlen. Karten gibt es je nach Sitzplatzreihe für Erwachsene ab 15 Euro, für Kinder bis 15 Jahre ab 11 Euro und für Schüler ab 16, Studenten oder Menschen mit Behinderung ab 12 Euro. Kinder bis 3 Jahre, die keinen eigenen Sitzplatz benötigen, haben freien Eintritt. Gruppenkarten sind über die Geschäftsstelle unter 02375/1030 buchbar.
Weitere Informationen und alle Spieltermine gibt es unter: www.festspiele-balver-hoehle.de
Und während auf der Bühne gespielt, gesungen und getanzt wird, Captain Hook Angst vor dem Krokodil hat, Tinkerbell mit ihrer Eifersucht zu kämpfen hat, begleitet man die Charaktere auf ihre Reise durch das Nimmerland und vergisst, dass es sich dabei um Laien handelt. „Es ist ein unfassbares Ehrenamt der Menschen. Vor, während und nach der Spielzeit“, sagt die Regisseurin stolz. 16-mal ist Peter Pan – Das Nimmerlandmusical in der Balver Höhle in dieser Spielzeit zu sehen und entführt das Publikum in „eine wunderschöne Traumwelt.“