Warstein/Meschede. Friedrich Merz informiert sich im Sauerland über den Zustand des Waldes. Ein PR-Termin - aber für den CDU-Chef auch Fortbildung.
An diese Begrüßung hat er sich wohl schon gewöhnt. Wenn Friedrich Merz den Satz hört: „Hier kommt der nächste Bundeskanzler“, dann reagiert er nicht mehr mit einer abwehrenden Geste, sondern mit einem freundlichen Lächeln. Im Sauerland sowieso.
Jetzt ist es wieder soweit, die Begrüßungsformel wird ausgesprochen. Der CDU-Vorsitzende und Hans-Jürgen Thies, CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem Kreis Soest, stehen im Arnsberger Wald an der Grenze zwischen Meschede und Warstein. Die beiden Parlamentarier wollen sich über den Wald informieren.
Der Frühling macht Pause. Eiskalt pfeift der Wind durch die Holzmetallkonstruktion des 35 Meter hohen Lörmecketurms. Vor ein paar Jahren war diese Landmarke noch von Wald umzingelt. Nun, so scheint es, thront sie mitten in einer Forst-Wüste. Hier steht fast kein Baum mehr. Borkenkäfer, Trockenheit und Stürme haben ganze Arbeit geleistet.
Wiederbewaldung kann gelingen
Wer aber genauer hinschaut, erkennt neues Leben, neues Wachstum. Mehrere hunderttausend Setzlinge seien in den vergangenen Jahren im Arnsberger Wald angepflanzt worden, sagt Lena Arens. Die Leiterin des Warsteiner Forstamtes hat erkennbar Spaß an ihrem Beruf. „Wir haben wieder eine Chance“, sagt sie und meint damit, dass die Wiederbewaldung gelingen kann. Ihr Optimismus ist ansteckend.
Friedrich Merz hält sich mit Äußerungen zurück. Er saugt lieber Wissen auf, hört zu, tauscht sich mit den Experten aus. Außer Arens wissen hier auch noch Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates, und sein Geschäftsführer Johannes Schmitt, wovon sie reden. Aus Warstein ist unter anderem Bürgermeister Thomas Schöne (CDU) gekommen. Die Kommune ist hinter Brilon die Stadt mit dem zweitgrößten Waldbesitz in Nordrhein-Westfalen. Ein Plus macht der Forst jetzt dort auf lange Sicht nicht mehr. Ohne den Wald wäre der Tourismus im Sauerland aufgeschmissen, sagt Merz.
Dennoch: Beim Thema Wald merkt man, dass sich trotz aller koalitionstaktisch bedingten Merz’schen Annäherungsversuche eine Kluft zwischen Grünen und Union auftut. Das von der Ampel geplante neue Bundeswaldgesetz lehne er strikt ab, sagt Merz. Es sei viel zu bürokratisch und ohne Rücksprache mit den betroffenen Waldeigentümern konzipiert worden. Die Pläne von Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) sehen unter anderem vor, ungenehmigte Kahlschläge mit Freiheitsstrafen zu ahnden.
Distanz zu den Grünen bleibt
Etwas zurückhaltender reagieren die beiden Bundestagsabgeordneten, wenn sie auf Bürokratieabbau und Förderprogramme angesprochen werden. Steht hier doch auch die CDU in der Landesregierung in der Pflicht. Kürzlich hat Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) völlig überraschend alle Förderungen für die Wiederbewaldung gestoppt, die sie nur Tage vorher noch in den höchsten Tönen gelobt hatte. Anschließen war die Unsicherheit bei den Waldbesitzenden groß. Planungssicherheit sei wichtig, lässt sich Merz entlocken. Kritik an der Landesregierung behält er für sich. Da wusste er noch nicht, dass das Land die Förderung am Dienstag wieder aufgenommen hat.
Klare Kante dagegen beim Thema Nationalpark Arnsberger Wald: Sowohl der Kreistag des Hochsauerlandkreises als auch des Kreises Soest haben das Prestigeprojekt der Grünen in der NRW-Landesregierung für ihre Region abgelehnt. Das finden Merz und Thies richtig. Das Bürgerbegehren, das von den Grünen im HSK unterstützt wird, hält der CDU-Vorsitzende für chancenlos. Die Zahl der Befürworter sei gering, in der Bevölkerung fehle der Rückhalt, sagt der 68-Jährige. Woanders gerne, nicht bei uns, stimmt Hans-Jürgen Thies zu. Da wussten beide noch nicht, dass das Bürgerbegehren mittlerweile gescheitert ist.
Merz, Thies und die anderen Anwesenden pflanzen dann noch eine schon ziemlich staatliche Mehlbeere ein. Das ist der Baum des Jahres 2024. Ein kleineres Exemplar habe sie nicht mehr bekommen, sagt Lena Arens. Die Mehlbeere gilt als Zukunftsbaum für den urbanen Raum, weil sie mit Trockenheit und Hitze ziemlich gut klarkommt. Das Loch hat die Forstamtsleiterin vorher buddeln lassen, der Aufstieg im Lörmecketurm über seine 204 Stufen war schließlich schon anstrengend genug.
Natürlich ist das hier auch ein PR-Termin für die CDU und ihren Chef. Der Tag des Baumes steht erst am 25. April an. Aber zu erfahren, wie es um den Wald bestellt ist, kann nicht schaden. Im Sauerland sowieso nicht.