Bei diesem Konzert lernen die Profimusiker von den Schülern
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Hagen/Schmallenberg. Netzwerk Hagen-Sauerland. Philharmoniker spielen mit der Musikschule HSK ein gemeinsames Konzert. Was Super Mario damit zu tun hat.
Hoch konzentriert sitzen sie nebeneinander an ihren Pulten, die Profimusiker des Philharmonischen Orchesters Hagen und ihre Patenkinder, die Nachwuchsmusiker des Jugendsinfonieorchesters des Hochsauerlandkreises. Seite an Seite proben sie für das erste inklusive musikalische Großprojekt in der ganzen Region: Videogames in Concert. Zwei Orchester und vier Schulklassen kommen am 22. März in der Stadthalle Schmallenberg auf die Bühne, zusammen sind sie rund 150 Akteure. Die Idee dahinter: Alle profitieren voneinander, die Jugendlichen vom Können der Großen, die Profis von der Begeisterung der Jungen.
Die schönsten Bilder zum Projekt Videogames in Concert
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„Wir sind die einzige Musikschule in Deutschland, die Inklusion im Titel führt“, erläutert Marcos Kopf (44) von der Musikschule des Hochsauerlandkreises das Anliegen des Gemeinschaftsprojektes. „Inklusion ist eine Haltung, da wollen wir hin.“ Die Hagener Philharmoniker wiederum sind sogar bereits für ihre inklusive Arbeit an der Oberlinschule der Stiftung Volmarstein mit einem Preis des Bundespräsidenten ausgezeichnet worden.
Das Philharmonische Orchester Hagen hat 2010 eine Patenschaft über das Jugendsinfonieorchester des HSK übernommen, damals eine einzigartige und deutschlandweit viel beachtete Kooperation. Seither haben die Philharmoniker in ihren Konzerten häufig eine Fankurve aus dem Sauerland zu Gast. Doch bei Videogames in Concert kommen noch vier Schulen aus dem Raum Meschede und Schmallenberg dazu, zwei Gymnasien, eine Haupt- und eine Förderschule. Sie werden Beiträge zum Thema Videospiel-Musik erarbeiten und zwischen den vom großen Orchester gespielten Stücken präsentieren.
Während Gymnasien deutschlandweit häufig bei sogenannten Side-by-Side-Aktionen mit Berufsorchestern mitwirken, ist die Einbindung von Haupt- und Förderschülern noch wenig üblich. Sie steht unter dem Gedanken, dass jedes Kind Musik in seinem Leben braucht und die Möglichkeit, an Kultur teilzunehmen. Daher fördert das Bundesprogramm „Kultur macht stark“ das Konzert. „Dafür braucht es den Mut, etwas zusammen zu tun und das Vertrauen, dass jeder einzelne Teilnehmer nach bestem Gewissen dabei ist. Das wird sehr schön“, freut sich Marcos Kopf. Und der Hagener Orchesterdirektor Sebastian Foron (54) stimmt ein: „Das Projekt ist eine Herzensangelegenheit des Orchesters.“ Foron persönlich fasziniert an den gemeinsamen Proben, dass die Jugendlichen lernen müssen, dranzubleiben. „Das trainiert das Durchhaltevermögen, und es schafft ja auch Persönlichkeit, dass man für eine Sache brennt.“
Großes Schlagwerk für Super Mario
Derartige Kooperationen sind selten, weil schon allein die Terminfindung zwischen einer Philharmonie, die fast jeden Abend und jedes Wochenende spielt, vier Schulen mit ihren Plänen und einer Jugendmusikschule kompliziert ist. Auch der Aufbau in der Stadthalle Schmallenberg wird herausfordernd, denn die Klänge von Super Mario und The Legend of Zelda verlangen zum Beispiel einen großen Schlagwerkapparat und eine riesige Bläserbesetzung; die beiden Orchester passen gar nicht alle zusammen auf die vorhandene Bühne. Also wird für die Streicher ein eigenes Podest gebaut.
Es ist für uns ein Riesengewinn, nach Hagen zu kommen.
Marcos Kopf, Musikschule des Hochsauerlandkreises
Seit Oktober üben die Musikschüler für Videogames in Concert. Bei einer Kickoff-Veranstaltung haben sie das Theater Hagen mit Führungen erkundet und waren dann in einem Konzert. Marcos Kopf: „Es war sehr schön zu sehen, dass Theater nicht nur Musik ist, sondern auch Handwerk in den Werkstätten. Jeder Schüler hat etwas gefunden, das ihn interessiert. Es ist für uns ein Riesengewinn, nach Hagen zu kommen.“
Das Projekt ist eine Herzensangelegenheit des Orchesters.
Sebastian Foron, Orchesterdirektor in Hagen
Bei weiteren Arbeitsphasen in der Musikakademie Bad Fredeburg haben die Hagener Musiker Stimmproben geführt und im Tutti mitgewirkt. Jetzt gab es eine gemeinsame Probe im Theater Hagen mit dem 1. Kapellmeister Steffen Müller-Gabriel, der das Konzert dirigieren wird. Und langsam wächst die Vorfreude auf den 22. März, wenn sich zeigen wird, ob die viele Arbeit sich gelohnt hat. Der Mehrwert zahlt sich bereits aus. „Es entstehen Freundschaften dadurch“, sagt Marcos Kopf. „Es ist ein wesentliches Merkmal der Musik, dass sie Freundschaften über alle Grenzen hinaus ermöglicht.“
Die Hagener Philharmoniker, die Erfahrung mit vielfältigen Musikvermittlungs-Aktivitäten haben, werten die aufwendige Zusammenarbeit ebenfalls als Gewinn. Sebastian Foron: „Den Musikern ist bewusst, dass wir uns breit aufstellen und die Verankerung in die Region pflegen müssen.“ Von diesen Netzwerken profitieren alle, auch das Publikum. Denn allen Musikfreunden wird am 22. März in der Stadthalle Schmallenberg ein Konzerterlebnis geboten, das sich so schnell nicht wiederholen lassen wird. 150 Kinder, Jugendliche und Erwachsene vom Schüler ohne Notenkenntnisse bis zum preisgekrönten Instrumentalisten mit Konzertexamen bieten zusammen ein faszinierendes Programm. Marcos Kopf ist begeistert von den Profimusikern aus Hagen: „Die Jugendlichen brauchen es, dass das keine abgehobenen Musiker sind, sondern Leute, die das Orchester rocken.“
Videogames in Concert: 22. März, 17 Uhr, in der Stadthalle Schmallenberg. Der Eintritt ist frei. Kartenreservierung: orchester@hochsauerlandkreis.de. Das Konzert ist ein Kooperationsprojekt: Philharmonisches Orchester Hagen, Musikschule des Hochsauerlandkreises, Martinsschule Dorlar, Schule am Wilzenberg, Gymnasiums Schmallenberg, Gymnasiums Meschede.
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