Düsseldorf/Olpe. Die Grünen im NRW-Landtag sehen die Öko-Landwirtschaft in Gefahr, sollten Pläne in der EU zur Neuen Gentechnik umgesetzt werden.
Die schwarz-grüne Koalition in Nordrhein-Westfalen liegt beim Thema Neue Gentechnik über Kreuz. Während die CDU und das von ihr geführte Landwirtschaftsministerium die Entscheidung des EU-Parlaments begrüßen, die Regeln für gentechnisch veränderte Lebensmittel zu lockern, lehnen die Grünen das ab. Im Koalitionsvertrag sei vereinbart, „dass wir Gentechnik in der Landwirtschaft nicht wollen“, sagte der grüne Landtagsabgeordnete Gregor Kaiser (Olpe/Foto) dieser Zeitung. Zwar sei der Landtag nicht zuständig, räumte Kaiser ein, er vermisse jedoch die öffentliche Diskussion über das Thema.
Die Grünen kritisieren, dass dem Vorschlag der EU-Kommission zufolge Pflanzen mit bis zu 20 Eingriffen ins Erbgut durch Neue Gentechnik zukünftig nicht mehr als gentechnisch veränderte Produkte definiert werden sollen. „Für diese Pflanzen würden in der EU dann Zulassungsverfahren, Risikobewertung und Kennzeichnung entfallen und damit ungeprüft und ohne Kennzeichnung auf den Markt gelassen“, heißt es in einem Positionspapier der grünen Fraktion im Landtag.
Peter Liese (CDU): Keine unverantwortlichen Risiken
Befürworter der Neuen Gentechnik halten die Risiken für überschaubar. Im Mittelpunkt der Technologie steht die vor etwa zehn Jahren entdeckte Genschere. Sie steuert gezielt Gene an, die für eine bestimmte Eigenschaft verantwortlich sind. Der Genstrang wird an einer konkreten Stelle geschnitten und dann vom zelleigenen Reparatursystem wieder zusammengefügt. Dadurch entstehen Veränderungen im Erbgut, die auch auf natürliche Weise auftreten können.
Der Mescheder CDU-Europaabgeordnete Peter Liese sagte deshalb nach der Entscheidung des Parlaments: „Es können sehr gezielt Eigenschaften wie Klima- oder Schädlingsresistenz erreicht werden. Als Arzt sehe er keine unverantwortlichen Risiken für Mensch und Umwelt.
Grüne: Eingriffe ins Erbgut nicht rückholbar
Das beurteilen die Grünen anders. Sie fürchten „nicht mehr rückholbare gentechnische Eingriffe ins Erbgut von Pflanzen“ und sagen: „Neue Gentechnik bleibt Gentechnik.“ Es seien tiefe Eingriffe in das Erbgut von Organismen möglich, wodurch dieses grundlegend verändert werden könne. Hierdurch könnten nicht beabsichtigte Veränderungen an Pflanzen einhergehen, deren Risiken für Mensch, Tier und Umwelt wissenschaftlich nicht abschließend erforscht seien.
Kaiser fürchtet zudem eine Schwächung des Wirtschaftsstandorts Nordrhein-Westfalen. Dort habe sich die Öko-Landwirtschaft etabliert. Werde die neue Technik eingesetzt, lasse sich das Gütesiegel „gentechnikfrei“ nicht mehr garantieren, da es sich nicht verhindern lasse, dass veränderte Pflanzen auf andere Felder übertragen werden.
Strategie der Grünen sei es, die weiteren Verhandlungen auf EU-Ebene bis zu den Europawahlen im Juni zu verzögern. Sollte es bis dahin keine Einigung geben, müsse der gesamte Prozess von vorne beginnen. „Wir wollen die strenge Regulierung beibehalten“, sagt Kaiser. (mit dpa)