Hagen. Das Verkehrsministerium will die Rahmedetalbrücke umbenennen. Das führt zu emotionalen Debatten. Ein Vorschlag - zwei Meinungen.

Pro

Reporter Daniel Berg ist für einen neuen Namen der Rahmedetalbrücke:

Das Leid der Menschen vor Ort ist fraglos groß: Stau, Feinstaub, Lärm, schlaflose Nächte – über Jahre. Dieses Leid aber in der Debatte um einen neuen Namen in den Rang eines tragischen Kriegsereignisses zu erheben, wie es die Bürger-Initiative tut, führt ein Stück zu weit. Die Versäumnisse der Politik sind erschreckend und sollten nicht vergessen werden. Aber: Niemand, der das täglich miterlebt hat, wird das je können.

Diese Versäumnisse müssen aber nicht als Mahnmal für die kommenden Generationen bewahrt werden. Ein neuer Name, den die Bürger selbst vorschlagen können, streift die Vergangenheit ab und wendet sich der Zukunft zu. Das ist doch, was man im Leben nach Rückschlägen tun sollte. Das ist, was im Leben hilfreich ist: das Alte, das nicht mehr zu ändern ist, ruhen zu lassen, den Ballast abzuwerfen, sich wieder Erfreulicherem zuzuwenden: dem neuen Namen einer neuen Brücke, die Südwestfalen neu verbindet.

Contra

Politik-Chef Martin Korte
Politik-Chef Martin Korte © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Politik-Chef Martin Korte ist gegen einen neuen Namen der Rahmedetalbrücke:

Kennen Sie Windscale? So hieß früher ein britischer Nuklearkomplex, der sich 1957 nach einem katastrophalen Feuer und anschließend wegen zahlreicher Störfälle in die Geschichtsbücher einbrannte. Windscale heißt heute Sellafield: Atomkraftfreundliche Politiker und Wirtschaftsvertreter tauften den Ort 1981 um, weil Störfälle schlecht sind fürs Image.

Die Rahmedetalbrücke ist ein Störfall deutscher Infrastrukturpolitik. Mit ihrem Namen verbindet sich jahrzehntelanges Versagen in Düsseldorf und in Berlin. Sie ist schlecht fürs Image. Wer glaubt, ein neuer Name mache all das vergessen, der irrt. Er unterschätzt das Erinnerungsvermögen der Medien und der Bürger. Wissings Pseudo-Bürgerbeteiligung will nur von eigenen Fehlern ablenken.
Und, liebe Politiker: Wenn Ihr jetzt für jede kaputte Brücke eine neue Bezeichnung suchen wollt, dann macht schon mal eine lange Namensliste.