Hagen. Die Umweltschutzorganisation WWF unterstützt weltweit Artenschutzprojekte. Doch beim Wittgensteiner Wisentprojekt fehlt ihr etwas Entscheidendes.

Ist das Wisentprojekt nach dem Insolvenzantrag des Trägervereins noch zu retten? Moritz Klose, Wildtierexperte bei der Umweltschutzorganisation WWF, sagt: „Es muss gerettet werden.“

Welche Folgen hat der Insolvenzantrag?

Moritz Klose: Die Art ist durch ein mögliches Aus des Wisent-Projekts im Rothaargebirge keinesfalls weltweit gefährdet. Aber die Wirkung auf andere Artenschutzprojekte in Deutschland ist fatal. Wie soll eine Akzeptanz in der Bevölkerung für Projekte mit freilebenden großen Tieren erreicht werden, wenn dieses anfängliche Leuchtturmprojekt in den vergangenen Jahren hauptsächlich negative Schlagzeilen durch gerichtliche Auseinandersetzungen geschrieben hat?

Woran hat es gehapert?

Moritz Klose ist Programmleiter Wildtiere Deutschland und Europa beim WWF.
Moritz Klose ist Programmleiter Wildtiere Deutschland und Europa beim WWF. © WWF

Ein Hauptpunkt ist, dass das Projekt offenbar nicht ausreichend vorbereitet wurde. Man hat nicht bedacht, dass Wisente einen großen Raumbedarf haben. Es war klar, dass sie irgendwann die ihnen zugedachten Flächen verlassen würden. Negativ hat sich in diesem Zusammenhang ausgewirkt, dass die privaten Waldbesitzer offenbar von Anfang an nicht ausreichend miteinbezogen wurden. Dem Projekt fehlte also die notwendige Akzeptanz von Grundstückseigentümern. Des Weiteren wurden Managementfehler gemacht. Und letztlich tut es der Sache nicht gut, dass das Land NRW keine Verantwortung übernehmen möchte.

Hat das Projekt eine Zukunft?

In der Fachwelt gibt es viele Stimmen, die sich für eine Fortsetzung aussprechen. Aber dazu bedarf es eines Neustarts, möglichst mit einem großen Bündnis von Partnern. Zunächst muss Vertrauen in der Region zurückgewonnen werden. Und es muss die Frage geklärt werden, wie man private Waldbesitzer miteinbeziehen kann.

Sie sprachen von Projektpartnern. Gehört dazu auch der WWF?

Wir sind nicht konkret im Rennen. Eine Beteiligung im Rothaargebirge ist mit vielen Risiken verbunden, weil ein klares Bekenntnis zum Projekt von Seiten der NRW-Landesregierung und insbesondere von Umweltminister Krischer fehlt. Wisente sind eine in Europa streng geschützte Art. Es geht nicht darum, ob ein Land sagt, dass es sich ein solches Projekt leistet oder nicht. Es hat die Verpflichtung, sich um die Tiere zu kümmern.