Meschede/Attendorn. Der Sauerländer Heimatbund stellt sich dem Ausbau der Windenergie nicht in den Weg, hat aber konkrete Forderungen an die Politik.

Der Sauerländer Heimatbund fordert den Ausbau der Windkraft in der Region „mit Maß und Mitte“. Windenergieanlagen (WEA) auf von Borkenkäfern geschädigten Waldflächen und in Kammlagen des Sauerlands lehnt er ab. Bei der Mitgliederversammlung am kommenden Samstag in Attendorn soll ein entsprechendes Positionspapier verabschiedet werden. Bereits am Donnerstag will die schwarz-grüne Mehrheit im NRW-Landtag ein Streitthema beim Ausbau der Windkraft aus dem Weg räumen: Die pauschale 1000-Meter-Abstandsregel von Windmühlen zu Wohnsiedlungen soll abgeschafft werden.

„Wir erkennen die Notwendigkeit von Maßnahmen gegen den Klimawandel und für die Energiesicherheit an. Aber wir sprechen uns gegen ein Übermaß an Anlagen im Sauerland aus“, sagte Franz-Josef Rickert (74), der bei der Erstellung des Positionspapiers eine federführende Rolle gespielt hat. Die aktuelle „Goldgräberstimmung“ dürfe nicht zu Übertreibungen führen.

Zurückhaltung bei neuen Anlagen im Wald

Die Landesregierung will neue Windräder auch auf Kalamitätsflächen zulassen. „Hier vertreten wir komplett die entgegengesetzte Meinung“, sagte Rickert, der vor seiner Pensionierung die Stabsstelle für Regionalentwicklung beim Hochsauerlandkreis leitete. Aus Sicht des Heimatbundes behindern die Windräder dort die Wiederbewaldung. Bei der Planung von WEA in Kammlagen mahnt die Organisation ebenfalls Zurückhaltung an. Dort sei die Errichtung von Windrädern mit erheblichen Eingriffen in die Natur verbunden, etwa bei zum Teil kilometerlangen Zuwegungen und beim Bau der Fundamente.

Der Heimatbund warnt insgesamt vor einem zu großen Flächenverbrauch. Dem Wind-an-Land-Gesetz des Bundes zufolge muss NRW 1,8 Prozent der Landesfläche für Windenergie zur Verfügung stellen. Für das Sauerland, so Rickert, hätte das Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) jedoch 6,34 Prozent ermittelt. Der Heimatbund fordert zudem die finanzielle Beteiligung der Kommunen an den Windkraft-Einnahmen.

Westfälischer Heimatbund gegen Abschaffung des Mindestabstands

Der Westfälische Heimatbund (WHB) sprach sich ebenfalls gegen eine Überlastung des ländlichen Raums aus. „Um zukunftsfähig zu sein, müssen die Maßnahmen jedoch Akzeptanz vor Ort finden. Dies setzt eine als ausgewogen und verhältnismäßig empfundene Planung sowie eine angemessene Beteiligung der Bevölkerung vor Ort und der kommunalen Familie voraus“, sagte Georg Lunemann, Vorsitzender des WHB und Direktor des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL).

Eine übermäßige Belastung einzelner Regionen und Gemeinden sei abzulehnen, erklärte er in einer Pressemitteilung. Der WHB fordert, die Obergrenzen des Flächenpotenzials pro Gemeinde und die Deckelung der Flächen der Planungsregionen „zu überdenken“. Sie seien zu hoch. Die Abschaffung des Mindestabstandes von 1000 Metern lehnt der Westfälische Heimatbund ebenfalls ab.