Hagen. Am 1. August beginnt jedes Jahr die duale Berufsausbildung. In ländlichen Regionen wie Südwestfalen haben junge Leute noch beinahe alle Chancen.

In Nordrhein-Westfalen setzt sich seit Jahren ein Trend fort: Es gibt mehr Ausbildungsstellen für eine duale Berufsausbildung als Bewerberinnen und Bewerber. In der Region Südwestfalen verschärft sich diese Tendenz am stärksten.

Beispiel: Rund eintausend Lehrstellen sind allein im Handwerk im Sauerland und Siegen-Wittgenstein auf der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Südwestfalen aktuell noch zu finden. „Junge Leute haben in beinahe allen Gewerken noch Chancen. Es ist also trotz des offiziellen Ausbildungsstarts am 1. August noch nicht zu spät“, ermutigt Kammersprecher Thomas Sommer alle, die noch unsicher sind. Ähnlich sieht es im Bereich der Handwerkskammer Dortmund aus.

Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat das Ziel ausgerufen, NRW zum Berufsbildungsland Nummer Eins zu machen und betont: „Eine Ausbildung und ein Studium sind gleichwertig – auch in den Zukunftschancen – und beide Bildungswege müssen auch gesellschaftlich gleich wert geschätzt werden.“ Ein seit Jahren immer wieder fromm formulierter Wunsch.

Regierungen, Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammern und Betriebe bemühen sich redlich, aber sie können die Demografie nicht außer Kraft setzen.

Mehr als 105.000 Ausbildungsstellen wurden in diesem Jahr bei den Agenturen für Arbeit in Nordrhein-Westfalen für das neue Ausbildungsjahr gemeldet, 1,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Knapp 96.000 Bewerberinnen und Bewerber suchten laut Regionaldirektion NRW eine Lehrstelle, ebenfalls 1,8 Prozent weniger als 2022.

Vor allem in den ländlicheren Regionen ist es laut IHK NRW schwierig, Lehrstellen zu besetzen. So waren beispielsweise im Kreis Olpe im Juli noch 1502 Ausbildungsplätze zu besetzen, aber lediglich 598 Bewerber registriert. Im Hochsauerlandkreis hatten zu diesem Zeitpunkt 1296 Bewerber die Wahl aus 2463 Stellen. Ähnlich im Kreis Siegen-Wittgenstein, wo 1360 Bewerber auf 2185 Stellen kamen. Im Märkischen Kreis war das Verhältnis 1935 zu 2958 Plätzen.

Ausbildungsatlas zeigt Gefälle

Der „Ausbildungsatlas NRW“ zeigt, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten die Regionen in NRW haben. Flächendeckend haben es Betriebe sehr schwer, ihre Lehrstellen im Lebensmittelhandwerk zu besetzen, also in Bäckereien oder Fleischereien oder als Fachverkäufer im Supermarkt.

Dagegen haben es Schulabgänger im Ruhrgebiet im Gegensatz zu Südwestfalen deutlich schwerer, besonders beliebte Ausbildungsberufe zu beginnen, etwa den des Kfz-Mechatronikers. In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Südwestfalen (www.hwk-swf.de) sind hier 111 freie Lehrstellen für eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker ausgewiesen (Stand: 1. August) – so viele, wie für keinen anderen Ausbildungsberuf. Mit 91 Stellen folgen die Angebote für Anlagenmechaniker für Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik. „Perspektivisch sind solche Berufe rund um die Klimathematik sehr interessant, weil zukunftssicher“, sagt Thomas Sommer.