Palma de Mallorca/Lüdenscheid. Die Männer, die nach der mutmaßlichen Vergewaltigung auf Mallorca in Untersuchungshaft sitzen, kommen aus Lüdenscheid. Was bislang bekannt ist.
- Mutmaßliche Gruppenvergewaltigung auf Mallorca
- Verdächtige stammen aus Lüdenscheid und der unmittelbaren Umgebung
- Befangenheitsantrag: Ermittlungsrichter gewechselt
Als das Thermometer am Montag die 35-Grad-Marke knackt, sitzen die fünf Mallorca-Touristen aus dem Märkischen Kreis weiter in Untersuchungshaft und schwitzen in ihren Zellen nicht nur wegen der hohen Temperaturen. Die Männer zwischen 21 und 23 Jahren, denen eine Gruppenvergewaltigung vorgeworfen wird müssen befürchten, eine längere Zeit ihres noch jungen Lebens hinter Gittern zu verbringen.
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Nach Informationen dieser Zeitung stammen die fünf Verdächtigen – deutsche und türkische Staatsbürger – aus Lüdenscheid und der unmittelbaren Umgebung. Auch wenn mehrere der jetzt Beschuldigten bei ihrer Festnahme Trikots von Fußball-Klubs trugen, soll es sich nicht um Mitglieder einer Fußballmannschaft handeln, sondern um eine Freundesclique. Alle von ihnen sollen einer beruflichen Tätigkeit nachgehen.
Der Rückflug der Gruppe war eigentlich für den vergangenen Samstag geplant. Die vorgeworfene Vergewaltigung einer 20 Jahre alten Urlauberin aus Deutschland soll sich in der Nacht zu Donnerstag in einem 4-Sterne-Hotel in Playa de Palma abgespielt haben.
An einer Bar an der Playa de Palma kennengelernt
Einer Pressemitteilung der spanischen Nationalpolizei von Samstag zufolge soll einer der inhaftierten Männer die junge Frau in einer Bar an der Playa de Palma kennengelernt haben. Angeblich soll es später am Strand zum einvernehmlichen Sex gekommen sein.
Danach habe die Frau den Mann zu dessen Hotel begleitet, allerdings sei ihr der Einlass verweigert worden. Deshalb seien die beiden zum Hotel der Freunde gegangen und hatten nach Polizeiangaben dort wieder Sex. Anschließend soll es zu der Massenvergewaltigung gekommen sein.
Angehörige auf der Insel
Am Freitag waren nach Informationen dieser Zeitung Angehörige der Inhaftierten in der Inselhauptstadt Palma eingetroffen, ein größerer Teil von ihnen soll mittlerweile wieder nach Deutschland zurückgekehrt sein. Familienmitglieder sollen den beauftragten Anwälten unter anderem Nachweise (fester Wohnsitz, Arbeitsvertrag) für eine Freilassung unter Auflagen und Zahlung einer Kaution übergeben haben. Ein Ermittlungsrichter hatte dies am Samstagabend abgelehnt und entschieden, dass fünf der ursprünglich sechs Festgenommenen in Untersuchungshaft müssen.
Einer der Tatverdächtigen wird von dem Iserlohner Anwalt Andreas Trode vertreten. Der Jurist äußerte gegenüber unserer Redaktion die Hoffnung, dass sein Mandant bald freikomme: „Wenn ich es richtig weiß, sind zwei, darunter mein Mandant, nicht sehr involviert.“
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Neuer Ermittlungsrichter
Unterdessen beschäftigt sich laut Mallorca Zeitung ein neuer Ermittlungsrichter mit dem mutmaßlichen Vergewaltigungsfall. Anwältin Maria Burbancho Saborit war mit einem Befangenheitsantrag gegen den in deutschen Medien als „Richter Knallhart“ bezeichneten Juristen Antoni Rotger erfolgreich. Rotger hatte sich im vergangenen Jahr gegenüber Kegelbrüdern aus Münster unnachgiebig gezeigt, die für den Brand einer Kneipe am Ballermann verantwortlich sein sollen.
Beobachtern zufolge verbessern sich mit dem Richterwechsel die Chancen der Beschuldigten, auf Kaution auf freien Fuß gesetzt zu werden und bis zu einer Entscheidung, ob es zur Anklage und zum Prozess kommt, nach Deutschland zurückkehren zu dürfen.
Pfarrerehepaar auf Mallorca
Die Kegelbrüder aus Münster wurden im vergangenen Jahr von Martje Mechels und Holmfried Braun seelsorgerisch betreut. Die Geistlichen vom Niederrhein sind seit drei Jahren das Pfarrerehepaar der deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde auf den Balearen.
Nachdem die letzten acht der 13 Kegelbrüder nach zwei Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen wurden, hatte das Paar ihnen eine Pizza im Gemeindehaus spendiert. Das Bibelwort „Mit einem Gott kann ich über Mauern springen“ habe ihnen und ihren Angehörigen Kraft gegeben, sagte Braun später. Im Mallorca Magazin kündigte er jetzt an, sich auch der jetzt inhaftierten deutschen Tatverdächtigen anzunehmen, wenn es gewünscht sei. Martje Mechels bestätigt dies am Telefon, will sich aber noch nicht zu dem Fall äußern.
Unterdessen wurden am Montag unter diversen TikTok-Kurzvideos auch Namen mutmaßlicher Täter genannt, genau wie deren Profile in anderen Sozialen Medien. Nachdem unter den Beiträgen teils hasserfüllte Kommentare bis Drohungen gepostet worden waren, sind die Profile mittlerweile gelöscht.
Kein Rechtshilfeersuchen
„Nicht nach Aufforderung von uns“, sagte ein Sprecher der Polizei im Märkischen Kreis, „sollten beispielsweise rassistische Äußerungen zur Anzeige gebracht werden, gehen wir dem selbstverständlich nach.“ Seiner Behörde lägen derweil keine offiziellen Informationen zu der mutmaßlichen Vergewaltigung auf Mallorca vor. „Es hat bislang“, so der Sprecher, „kein formelles Rechtshilfeersuchen der spanischen Behörden gegeben.“