Schmallenberg/Hagen. Paradising, Wolkenbank, Himmelsleiter: Stichwörter, die das Festival Spiritueller Sommer beschreiben. Hier gibt es das Programm 2023.

Der Spirituelle Sommer wird immer mehr zur Denkfabrik der Region. In seiner 12. Auflage betritt das Festival wieder Neuland zwischen Hagen, Soest und Siegen, untersucht vertraute Themen unter ungewöhnlicher Perspektive und bringt Akteure zusammen, die vorher nicht wussten, dass sie zusammengehören. Vom 7. Juni bis 10. September erkunden 250 Veranstaltungen an 83 Orten „Himmel und Erde“ mit Kunstaktionen, Konzerten, Lesungen, Führungen, Vorträgen, Wegen und Naturerfahrungen.

Milla Kapolke zum Beispiel, früher Bassist von Grobschnitt und heute in der Band Green aktiv, tritt mit weiteren Urgesteinen der Hagener Rockszene am 17. Juni in der uralten Wormbacher Kirche auf, als „Morgenlandfahrer“ nach Hermann Hesse mit einem kontemplativen Programm. Was nur wenige wissen: Kapolke hat ev. Theologie studiert. Mit dabei ist auch Heinz Manuel Krause, Hagener Rockmusiker der ersten Stunde und Kirchenorganist, der am 7. Juni den Spirituellen Sommer an der historischen Orgel in der Wormbacher Kirche zusammen mit der Chorgemeinschaft Cäcilia Wormbach eröffnet. Dr. Ahmet Arslan spricht dabei über die Bedeutung der Himmelsleiter im Islam.

Bündnis von Kirchen und Tourismus

Kein anderes Angebot in der Region schafft es, so viele unterschiedliche Blickwinkel und Begabungen zu einem Netzwerk zu verknüpfen. Organisiert wird der Spirituelle Sommer von einem Bündnis aus Evangelischer und Katholischer Kirche sowie dem Sauerland-Tourismus.

Wenn es um Himmel und Erde geht, kann der Klimawandel nicht ausgeblendet werden. Beim Spirituellen Sommer stellt der Hamburger Pfarrer Dr. Constantin Gröhn ein neues Konzept zur Bewahrung der Erde als einzigem uns gegebenen Lebensraum vor (1. September, Kohlhagen, Kirchhundem): Paradising: „Wir müssen die alte Vorstellung vom Paradies zurückerobern“, so Gröhn. „Die ganze Kraft des Konzeptes Paradies kriegt einen neuen Wert für uns. Das ist ein neuer Ansatz: Wir haben bereits das Paradies. Wie erhalten wir es?“, schildert Susanne Falk, die Projektleiterin des Spirituellen Sommers. „Die Initiative regt zum Beispiel an, an den Kirchen wieder kleine Gärten anzulegen.“

Auf den Spuren Emil Schumachers

Gerade in der Kunst lässt sich viel über Himmel und Erde und den Raum dazwischen erfahren. Der Hagener Maler Emil Schumacher hat wie kein anderer Künstler die Schöpfung thematisiert. Auf seinen Spuren bietet der Spirituelle Sommer erstmals einen Workshop mit Führung für Familien im Emil-Schumacher-Museum an (2. Juli, Hagen). „Gemeinsam denken wir über Naturverbundenheit, Sehgewohnheiten und künstlerische Ausdrucksweisen nach“, so Michelle Reutter und Lara Kemler, die das Angebot leiten. „Es ist einfach großartig, dass wir auf diese Weise einen so großen Künstler und seine Vorstellung von Himmel und Erde kennen lernen können“, freut sich Susanne Falk.

Dem Himmel ganz nah kommen die Besucher bei der „Wolkenbank“. Katerina Kuznetcowa und Alexander Edisherov haben für ihre Klangskulptur poetische Texte in acht verschiedenen Sprachen ausgewählt. Wer sich auf dem Waldsofa niederlässt, kann beim Blick in die Wolken Texten von Hermann Hesse bis Octavio Paz lauschen. Die Wolkenbank ist von Faulebutter, dem Standort 2022, zur Nordhelle gewandert und steht jetzt unterhalb des Gipfels (Wanderparkplatz Nordhelle an der Ebbestraße/L707).

Außergewöhnliche Konzerte

„Musik ist für das Thema Himmel und Erde ganz besonders wichtig. Sie ermöglicht einen niederschwelligen Zugang“, begründet Susanne Falk, warum außergewöhnliche Konzerte das Festival prägen. Dazu gehört das Ariel Lazarus Ensemble, das zu einer spirituellen jüdisch-musikalischen Reise einlädt (19. August), und zwar an einem sehr besonderen Ort. In der St. Antonius Kirche in Schmallenberg-Fleckenberg steht eine von nur zwei erhaltenen historischen Synagogen-Orgeln in Deutschland; sie kommt ursprünglich aus Aachen. Auch der vielfach preisgekrönte Autor Wolfgang Bücher bringt eine neue Perspektive zum Spirituellen Sommer mit. Er liest aus seinem Buch „Heimkehr“ (2. Juli, Eslohe), in dem er sein Leben in einer Jagdhütte im heimatlichen Waldecker Wald beschreibt. Zur Einstimmung gibt es eine Wanderung.

„Manchmal kommen die Themen durch Zufälle zu uns, und dann halten wir sie auch fest“, beschreibt Susanne Falk einen Aspekt der Programmgestaltung. „Immer wieder stoßen neue Akteurinnen und Akteure zu uns, und es gibt gleichzeitig Angebote, die seit 12 Jahren dabei sind.“ Südwestfalen ist historisch eine Transit-Region, ein Ort, durch den Wege und Fernstraßen vom Westen in den Osten führen. Die Handelswege sind in der Regel gleichzeitig alte Pilgerwege. Der Abschluss des Spirituellen Sommers führt daher am 10. September zur Wallfahrt Werl. Dabei konzertiert die ukrainische Pianistin Marianna Badzay, die mit ihrer Familie Zuflucht im Pilgerkloster gefunden hat.

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