Hagen/Dortmund. Segensfeiern ja, aber Frauen müssen weiter draußen bleiben: Wie Pfarrer Ludger Hojenski die Beschlüsse des Synodalen Wegs einordnet.
Queere Segensfeiern, ja. Aber ab wann? Und warum schafft es die Frauenfrage gerade mal zu einem wackeligen Minimalkompromiss? Die Beschlüsse und Diskussionen des Synodalen Weges sorgen auch nach dem Abschluss der Synodalversammlung für Verwirrung und Unsicherheit in den katholischen Gemeinden. Pastor Ludger Hojenski aus Dortmund war Delegierter und ordnet die strittigen Themen im Interview mit unserer Redaktion ein.
Viele Medien berichten, dass die Segensfeiern für homosexuelle Paare und wiederverheiratete Geschiedene erst 2026 kommen sollen. Sind bis dahin nicht alle Betroffenen aus der katholischen Kirche ausgetreten?
Ludger Hojenski: Das Datum 2026 ist eine Fehlinformation. Beschlossen wurde, dass 2026 die neuen Segensfeiern evaluiert werden sollen. Aber es soll schon vorher starten. Ich war übrigens ganz angetan von den Erfahrungen der ausländischen Beobachter zum Thema. Zum Beispiel hat Bischof Johan Bonny aus Antwerpen berichtet, sie würden diese Segensfeiern schon einige Zeit lang ganz unspektakulär praktizieren.
Aus der Grauzone heraus
Bisher gab es auch schon Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare, aber eher heimlich.
Das spielte sich in einer Grauzone ab, und ich bin sehr dankbar, dass die Frage der Segnung aus der Grauzone herausgeholt worden ist. Als nächstes werden eigene Rituale für diese Segensfeiern entwickelt, und die müssen dann in den Bistümern approbiert werden. Ich habe das Signal aber so verstanden, dass ich nicht warten muss, bis so eine Handreichung erschienen ist, sondern dass ich sofort mit den Worten, die ich habe, loslegen kann und mit den Menschen beten kann und die Menschen segnen kann, mit denen ich in der Gemeinde zusammen lebe. Die Welt verändert sich. Demnächst habe ich eine queere Taufe, und ich war sehr berührt, als die beiden Väter zu uns ins Pfarrbüro kamen und darum baten, das Kind zu taufen. Der Beschluss betrifft auch wiederverheiratete Geschiedene, denen bisher offiziell ein kirchlicher Segen für ihre neue Beziehung versagt blieb. Segnen heißt ja auch, das Gute zu akzeptieren, das vorhanden ist, und Liebe ist etwas Gutes.
In der Frauenfrage hat es hingegen keinen richtigen Schritt nach vorne gegeben.
Ich kann gut nachvollziehen, dass vor allem viele Frauen sehr enttäuscht sind. Bei den Frauen läuft uns als katholische Kirche die Zeit tatsächlich davon. Die Diskussion wurde sehr emotional geführt, vor allem manche Ordensschwestern haben immer wieder, teils unter Tränen, deutlich gemacht, dass sie eine Berufung haben, die nie geprüft wurde. Ich habe nicht bei allen Bischöfen verstanden, warum sie gegen das Frauenpriestertum sind. Es geht immer wieder wesentlich um die Christusrepräsentanz. Da ist theologisch die Frage, geht es nur um eine Repräsentanz der Chromosomen oder geht es um eine Repräsentanz der Handlung.
Das sind die Streitpunkte
Können Sie die Streitpunkte skizzieren?
Die Argumente sind alle lange bekannt und ausgetauscht. Christus lädt zum letzten Abendmahl ein und sagt: Tut dies zu meinem Gedächtnis. Der Priester steht dieser Handlung vor und die Gemeinde steht ihm bei. Man kann einer Handlung nur vorstehen, wenn andere beistehen. Das Diakonat der Frau ist zudem historisch nachweisbar.
Bischöfe tun sich schwer
Warum tun sich die Bischöfe selbst mit dem Diakonat der Frau so schwer?
Das Sakrament der Weihe wird dreistufig gespendet: Diakonenweihe, Priesterweihe, Bischofsweihe. Daraus folgt: Die Öffnung für den Ordo kann nicht nur für das Diakonenamt erfolgen, denn wenn ich Diakonin bin, müsste ich auch die Möglichkeit haben, Priester zu werden . Die ablehnenden Bischöfe sagen: Weil wir nicht öffnen wollen, können wir auch nicht die erste Stufe öffnen.
Wie geht es jetzt weiter, auch im Erzbistum Paderborn?
Der synodale Ausschuss trifft sich Mitte April. Er hat die Aufgabe, bis 2026 einen synodalen Rat als ständige Einrichtung zu konstituieren. Im Erzbistum Paderborn wird es am nächsten Mittwoch schon eine Online-Veranstaltung für alle Hauptamtlichen geben, wo vorgestellt werden soll, wie die Beschlüsse der Synodalversammlung in die Breite getragen werden sollen. Dieser Reformprozess lebt auch davon, dass die Menschen uns Synodalen und Priestern den Rücken stärken und freihalten. Das zu erleben, tut schon gut. Ich bin auch sehr dankbar, Priester im Erzbistum Paderborn zu sein, wo der synodale Prozess ganz unkompliziert weitergehen kann.