Meschede/Arnsberg. Katrin Föster in Meschede und Sonja Vieth in Arnsberg sind mit dem wichtigsten Preis des Buchhandels geehrt worden. Wir haben sie das geschafft?

Der Buchladen gehört zur Stadt wie der Kirchturm und die Apotheke. Dieses Bild trügt. Denn der unabhängige inhabergeführte Buchhandel steht unter Druck. Gleichzeitig erweist er sich als widerstandsfähig gegen Krisen. Knapp über 60 Buchhandlungen gibt es noch in Südwestfalen zwischen Hagen und Siegen, Meschede und Olpe. Sie gelten als Garant für Teilhabe und kulturelle Vielfalt. Die WortReich-Buchhandlungen von Katrin Föster in Meschede, Schmallenberg, Arnsberg und Winterberg sind jetzt von Kulturstaatsministerin Claudia Roth mit dem Deutschen Buchhandlungspreis der Bundesregierung ausgezeichnet worden – unter 435 Bewerbern. Im Jahr 2021 hat Sonja Vieth, Inhaberin der gleichnamigen Buchhandlung in Arnsberg, den Preis erhalten.

Ausgezeichnet: Buchhändlerin Sonja Vieth von der gleichnamigen Buchhandlung in Arnsberg.
Ausgezeichnet: Buchhändlerin Sonja Vieth von der gleichnamigen Buchhandlung in Arnsberg. © Wolfgang Becker | Wolfgang Becker

Bringt der Preis etwas? „Ich habe schon den Eindruck, dass die Auszeichnung für Aufmerksamkeit sorgt“, bilanziert Katrin Föster. „Und dass sie ins Bewusstsein rückt, was wir als Buchhandlungen alles leisten. Davon haben viele Leute keine Vorstellung und viele nehmen auch als selbstverständlich, was gar nicht selbstverständlich ist.“

„Im Team und bei meinen Kunden hat der Preis Freude und Aufschwung gebracht“, resümiert Sonja Vieth. „Schon direkt im Anschluss an die Preisverleihung habe ich gespürt, dass er große positive Aufmerksamkeit erregt.“

Begegnung mit Literatur vor Ort

„Buchhandlungen machen den Zugang zu und die Begegnung mit Literatur vor Ort möglich“, so Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Konkret bedeutet das mehr, als morgens die Ladentür aufzuschließen. Buchhändler betreiben Leseförderung in Kooperation mit Kindergärten, Bibliotheken und Schulen, das ist ein arbeitsintensiver, wenig profitabler Bereich, der immer wichtiger wird angesichts der sinkenden Lesekompetenz der Schüler. Sie gestalten durch innovative Ideen Innenstadtentwicklungen mit, sie sind Veranstalter von Lesungen und anderen Kulturereignissen. Und vor allem halten sie Wissen vor – und Träume, egal ob auf Papier gedruckt oder digital publiziert. „Wir haben immer noch das Gefühl, dass das Buch ein wertiges Geschenk ist, womit man zu einem vernünftigen Preis viel Freude bereiten kann, das informiert und womit man mal abschalten kann“, so Sonja Vieth.

Die inhabergeführten Buchhandlungen sind früher als andere Einzelhandelsbranchen mit voller Wucht mit der Konkurrenz durch den Internethändler Amazon konfrontiert worden, und sie haben reagiert. Sie haben auf den existenzbedrohenden Lockdown in der Coronapandemie geantwortet, in dem sie Bücher zum Beispiel mit dem Fahrrad ausgeliefert haben. Jetzt hat der größte deutsche Filialist Thalia eine neue Diskussion über die Buchpreisbindung angestoßen. Die Buchpreisbindung regelt, dass ein Buch überall gleich viel kostet.

Zeitgemäßes Instrument?

Ist das Instrument noch zeitgemäß? „Wer betriebswirtschaftlich geschult ist, der tut sich mit gebundenen Preisen schwer. Mit frei kalkulierbaren Preisen könnten wir uns gegen den Kostendruck besser wehren, der sich gerade aufbaut“, so Katrin Föster. „Aber der Auftrag hinter der Buchpreisbindung ist, dass wir Buchhändler jedem jederzeit überall den Zugang zum Kulturgut Buch ermöglichen. Man muss ja nur in die Schweiz gucken. Dort gibt es weniger Verlage und weniger kleine Buchhandlungen. Das Buch ist kein Wirtschaftsgut wie Äpfel und Bananen.“ In den USA ist gut zu beobachten, was passiert, wenn die Buchpreise nicht gebunden sind. „Als ich den den USA gelebt habe, waren bei Neuerscheinungen am ersten Tag schon 35 Prozent Rabatt drauf. Das können wir kleinen Buchhandlungen gar nicht.“ Viele kleine Verlage müssten ohne Preisbindung aufgeben, und viele Autoren fänden keine Stimme, weiß Sonja Vieth. „Jede Buchhandlung legt andere Schwerpunkte. Wir müssen alles tun, dass das erhalten bleibt. Es sind die unabhängigen Buchhandlungen, die kleine Perlen entdecken und diese dann empfehlen können. Das ist so wichtig.“

Katrin Föster ist überzeugt, dass die besondere Dichte und Vielfalt des Buchhandels in Südwestfalen durch die Buchpreisbindung ermöglicht wird. „Das sehe ich ja an unseren Standorten, vor allem da, wo ich Mitbewerber habe. Da ist eine Buchpreisbindung von Vorteil, denn wir können besser planen.“

Niedrige Gewinnmargen

Die Gewinnmargen im Buchhandel sind ohnehin niedrig. Das wird zum Problem, seit der Kostendruck noch mehr steigt. „Die Energiepreise gehen hoch, dadurch steigen die Transportkosten. Bei einer Inflationsrate von 10 Prozent müssen wir auch höhere Löhne zahlen. Das ist ja eine Endlosspirale, die ist wirklich gefährlich. Dazu kommt die Verunsicherung der Leute.“ Katrin Föster ist Volkswirtin, sie weiß: „Erwartungshaltungen beeinflussen den Markt. Wenn man mit Erwartungshaltungen spielt, so wie derzeit durch die zögerliche Haltung der Politik, wird Verunsicherung ausgelöst.“

Wenn sich Katrin Föster etwas wünschen dürfte? „Ich hätte gerne einen Status quo zurück, wie wir ihn vor Corona hatten. Dann wäre die Welt optimistischer und die Dinge wären nicht so beängstigend. Ich glaube, dass es vielen Leuten so geht.“ Die Buchhandlung, auch das macht sie unverzichtbar, ist ein Früherkennungssystem für die allgemeine Entwicklung in einer Stadt oder Region. Sonja Vieth: „Ich hoffe, dass das Buch durch seinen hohen Stellenwert krisenfest bleibt.“

www.buchhandlung-wortreich.de

oder

www.buchhandlung-vieth.de