Menden/Dortmund. Wie der Mendener Unternehmer Ulrich Bettermann Michail Gorbatschow ins Sauerland holte und daraus eine langjährige Freundschaft wurde.
Die Trauer um Michael Gorbatschow, den früheren Präsidenten der Sowjetunion, ist groß. Ganz besonders tief ist sie in Menden bei Unternehmer Ulrich Bettermann (OBO Bettermann). Der 76-Jährige kennt den Mann, der für Glasnost und Perestroika, für das Ende des Kalten Krieges stand, nicht nur aus den Geschichtsbüchern, sondern seit Jahren persönlich. Vor allem aber: Er hatte „Gorbi“ 1993 ins Sauerland geholt.
Am Tag nach der Todesnachricht aus Russland sagt Ulrich Bettermann bewegt: „Ich trauere um einen Freund und einen bewundernswerten Menschen.“ Die Todesnachricht hatte er am Dienstag durch einen Freund erfahren. Der rief ihn an, als er, der selbst Tennis spielt, die US Open in der Ernst-Bettermann-Halle schaute. An dem Ort also, an dem vor fast 30 Jahren das „Mendener Forum“ stattfand, das den Unternehmer und Gorbatschow zusammenbrachte.
Ende 1991 hatte der Sowjet-Präsident endgültig sein Amt verloren, die UdSSR löste sich auf. Langzeit-Außenminister Hans-Dietrich Genscher sagte seinem langjährigen Freund Ulrich Bettermann, das er fürchte, dass Gorbatschows Verdienste zu schnell vergessen würde. Der Unternehmer rief daraufhin das Mendener Forum ins Leben, holte neben Gorbatschow und Genscher auch Ex-US-Außenminister Henry Kissinger ins Sauerland, um die weltpolitische Lage zu erörtern. Das Medieninteresse war auch international groß.
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Daraus entwickelte sich eine jahrelange Freundschaft zu Michail Gorbatschow, den er vor zwei Jahren zuletzt persönlich traf. Ein Zeichen, wie tief sie war: Es war Bettermann, der Gorbatschows geliebte Frau Raissa 1999 persönlich in die Uniklinik nach Münster fuhr. Sie war schwer an Leukämie erkrankt, starb dort schließlich auch.
Zur Beerdigung von Michail Gorbatschow wird Ulrich Bettermann nicht reisen, weil sein Visum, das er für sein OBO-Zweigwerk in Russland erhalten hatte, abgelaufen ist und so kurzfristig nicht erneuert werden kann. In Menden regt der Unternehmer nun an, die Straße, an der 1993 das Mendener Forum stattfand, nach Gorbatschow zu benennen. Und Bettermann ist in einem Kreis von Persönlichkeiten aktiv, der sich für ein Gorbatschow-Denkmal in Berlin einsetzt.
Groß ist auch die Trauer in Dortmund. Die Stadt hatten der Staats- und Parteichef und seine Frau im Juni 1989, also vor dem Mauerfall, besucht. Oberbürgermeister Günter Samtlebe sagte damals, es sei ein „epochaler Tag für Dortmund“.