Lüdenscheid. Im Fall des mehrfachen Missbrauchs in einer Jugendgruppe im Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid hat sich eine weitere Betroffene gemeldet.

In der evangelischen Jugendgruppe von Brügge sind nach Kenntnis des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg mehr Minderjährige sexuell missbraucht worden als bisher bekannt war. Nach Mitteilungen des Superintendent Christof Grote hat sich eine weitere Betroffene gemeldet. Ihren Aussagen zufolge gebe es neue Hinweise, „dass der bekannte Täter an mehreren weiblichen Betroffenen schwere Straftaten begangen hat“. Die sexualisierten Gewalttaten des Täters an den weiblichen damals Minderjährigen sollen in den 80er Jahren geschehen sein.

20 männliche Betroffene

Der ehrenamtliche Mitarbeiter hatte sich, nachdem sich im Sommer 2020 über 20 männliche Betroffene im Landeskirchenamt in Bielefeld bei der Beauftragten für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung gemeldet hatten, das Leben genommen.

Neue Erkenntnisse

„Die neuen Erkenntnisse erschüttern uns sehr. Es macht uns weiter bewusst, wie sehr der Täter Vertrauensverhältnisse in der Kirchengemeinde für seine Verbrechen ausgenutzt hat. Über einen langen Zeitraum hat er seine Macht missbraucht und schlimme sexualisierte Gewalttaten an Jungen und Mädchen begangen. Kirche muss ein Ort sein, an dem Menschen sicher sind. Hier ist aber das Gegenteil geschehen. So etwas darf sich bei uns im Kirchenkreis nie mehr wiederholen“, berichtet Grote.

Neue Schutzkonzepte

Laut Grote hat der Kirchenkreis im letzten Jahr neue Strukturen geschaffen, um sexualisierter Gewalt vorzubeugen. 80.000 Euro werden demnach pro Jahr im Kirchenkreis bereitgestellt, um Schutzkonzepte zu erarbeiten. Es sei eine eigene Präventionskraft angestellt worden, die die 1000 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter bis zu 25 Stunden pro Person schult. Zusätzlich werde es „eine umfangreiche, wissenschaftliche Aufarbeitung der sexualisierten Gewalttaten geben“. Diese soll helfen, wichtige Erkenntnisse zu gewinnen, um ähnliche Taten in Zukunft verhindern zu können.