Lüdenscheid. Die A 45 bei Lüdenscheid ist seit sechs Monaten gesperrt. Die Kritik an fehlender Planungssicherheit wird immer lauter.

Auch ein halbes Jahr nach der folgenschweren Sperrung der einsturzgefährdeten A-45-Talbrücke Rahmede liegt noch kein Zeitplan für Genehmigung, Planung und Bau einer neuen Brücke vor. Das bestätigte das Fernstraßenbundesamt (FBA) auf Anfrage dieser Zeitung. Damit steht weiterhin nicht fest, ob eine möglicherweise zeitaufwendige Umweltverträglichkeitsprüfung für den Neubau erforderlich ist.

Die mehr als 50 Jahre alte Brücke wurde am 2. Dezember 2021 für den Verkehr gesperrt, nachdem Messungen ergeben hatten, dass ihre Tragfähigkeit nicht mehr gewährleistet war. Seitdem wälzt sich ein großer Teil des Umleitungsverkehrs durch ­Lüdenscheid.

Wirtschaft, Anwohner und regionale Politik fordern seit Monaten von den zuständigen Behörden konkrete Angaben zum weiteren Vorgehen an der Sauerlandlinie. Das Fernstraßenbundesamt als Genehmigungsbehörde verweist jedoch auf die Autobahn GmbH: „Um abschätzen zu können, wie schnell die Arbeiten an der A-45-Rahmedetalbrücke vorankommen werden, ist zunächst ein Antrag der Autobahn GmbH erforderlich (Antrag auf entweder Planfeststellung oder Plangenehmigung oder Entfall dieser beiden Verfahren). Das FBA wird den Antrag mit der gebotenen Eile wie auch Sorgfalt prüfen“, teilte das Amt dieser Zeitung schriftlich mit. Die Autobahn GmbH betonte, dass sie zahlreiche Aufgaben parallel abarbeite.

Aus Sicht der Betroffenen ist die Halbjahresbilanz der Sperrung dramatisch. Der volkswirtschaftliche Schaden beträgt bereits 180 Millionen Euro. Fast 800.000 Lkw und 1,8 Millionen Pkw haben seit dem 2. Dezember die Lüdenscheider Straßen belastet und dabei 1,4 Millionen Liter Treibstoff zusätzlich verbraucht. Diese Zahlen ergeben sich aus der Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft „Folgen der A-45-Sperrung“.

„Auf der politischen Ebene sind wir noch keinen Schritt weitergekommen zum Beispiel bei der Frage, welches Baurechtsverfahren angewendet wird“, sagte Dirk Jansen, NRW-Geschäftsleiter beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Das ist sehr enttäuschend, weil wir ja Klarheit für die anderen 60 Brücken an der Sauerlandlinie brauchen.“

Nach Ansicht der Wirtschaft sind die angepeilten fünf Jahre bis zur Fertigstellung einer neuen Brücke viel zu lang. „Je länger die Sperrung dauert, desto dramatischer entwickelt sich die Fachkräftesituation“, sagte Ralf Geruschkat, Hauptgeschäftsführer der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer. Die Region, die unverschuldet in diese Lage geraten sei, brauche Perspektiven. Er kritisierte, dass zuständige Behörden nur noch schwer erreichbar seien. „Die Verantwortlichen dürfen sich nicht hinter dem Bürgerbeauftragten verstecken“, sagte Geruschkat.

Talbrücke Brunsbecke unauffällig

Eine gute Nachricht gibt es aber auch: Der Laserscan an der A-45-Talbrücke Brunsbecke bei Hagen hat nach Angaben der Autobahn GmbH Westfalen „keine Auffälligkeiten“ ergeben. „Unsere Annahme, dass diese Brücke in der Konstruktion robuster ausgeführt ist als die Schwesterbrücke Rahmede, hat sich als richtig erwiesen“, sagt Nadja Hülsmann, Geschäftsbereichsleiterin Bau in der Außenstelle Hagen der Autobahn Westfalen.