Arnsberg. Bisher war kein Politiker aus Südwestfalen als Minister in der NRW-Landesregierung vertreten. Ändert sich das nun?

Die Botschaft ist angekommen: Südwestfalen hat sich in den vergangenen Jahren erfolgreich als Region der Weltmarktführer ins nationale Scheinwerferlicht bugsiert. Es gilt als aufstrebend, innovativ. Mittelstand bedeutet eben nicht Mittelmaß.

Aber spiegelt sich dieser Anspruch auch in der Politik wider? Während mit Friedrich Merz (CDU-Chef), Dirk Wiese (SPD-Fraktionsvize), Johannes Vogel (FDP-Vize) und Peter Liese (Vorstand der EVP-Fraktion im EU-Parlament) vier Männer aus der Region in der Bundes- und Europaliga eine wichtige Rolle spielen, sehen politische Beobachter noch Luft nach oben.

Vor fünf Jahren pfiff der damalige Ministerpräsident Armin Laschet auf den Regionalproporz und machte keinen Südwestfalen zum Minister. Für den Arnsberger Klaus Kaiser blieb lediglich das Amt des Parlamentarischen Staatssekretärs im Ministerium für Kultur- und Wissenschaft. Kaiser ist immerhin Vorsitzender eines der größten Bezirksverbände der CDU in NRW.

Er möchte auch in der kommenden Landesregierung eine bedeutende Funktion übernehmen, dass es für ein Ministeramt reichen dürfte, zweifeln aber sogar Parteifreunde an. Ministerpräsident Wüst möchte sein Kabinett zudem an einigen Stellen verjüngen, ein 65-Jähriger passt da nicht so recht ins Konzept.

Zu alt, zu jung, genau richtig?

Da kommt Matthias Kerkhoff ins Spiel – nicht nur wegen seines Alters (42). Dem Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Landtag fliegen seit einigen Monaten die Lobeshymnen aus seiner Partei nur so zu. Der Olsberger habe, so heißt es, seine Truppe, die mit der FDP nur über eine Stimme Mehrheit im Landtag verfügte, hervorragend und vor allem geräuscharm organisiert. Am Wochenende holte Kerkhoff im Hochsauerlandkreis mit mehr als 51 Prozent ein Top-Erststimmenergebnis. Das hilft. Wüst findet Kerkhoff gut, Friedrich Merz auch, aber der entscheidet in diesem Fall nicht...

Für Bernd Schulte (Jahrgang 1985) aus Meschede, der in leitender Funktion in der Staatskanzlei tätig ist, scheint es für höhere Aufgaben dagegen noch etwas früh zu sein. Das gilt wohl auch für Johannes Winkel aus Kreuztal, Vorsitzender der Jungen Union NRW. Thorsten Schick, der im Märkischen Kreis ein gutes Ergebnis holte, werden noch keine Aufstiegsambitionen nachgesagt. Er ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Ob Jochen Ritters (Olpe) Karriere-Trend nach oben zeigt, bleibt abzuwarten. Zumindest empfahl sich der 56-Jährige mit einem sehr guten Ergebnis.

Mindestens ein Südwestfale ist gesetzt im (erweiterten) Kabinett der nächsten Landesregierung, heißt es in der CDU. Gerne dürften es auch mehr sein. Dass es sich dabei aber um eine Frau handelt, gilt als äußerst unwahrscheinlich. In diesem Punkt hat die CDU in Südwestfalen tatsächlich noch eine Menge Aufholbedarf.

Die Grünen sind noch eine Wundertüte; sie müssen ihren Wahlerfolg erst noch in Organisationsstrukturen gießen. Verena Verspohl aus Arnsberg scheidet zwar aus dem Landesvorstand der Partei aus, nicht aber aus der Politik...