Der Paderborner Erzbischof muss im Fall der ultrakonservativen Priestergruppe handeln. Oder hat er Angst vor dieser Gruppe?

Natürlich: Das Dienst- und Arbeitsrecht in Deutschland kann kompliziert sein. Vorsicht ist geboten, Beschäftigte haben Rechte und der Arbeitgeber oder Dienstherr auch eine Fürsorgepflicht. Aber das alles ist im Fall der Communio veritatis überhaupt nicht ausschlaggebend. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum das Erzbistum Paderborn nicht viel härter gegen diese reaktionäre Priestergruppe vorgeht. Eine „ausdrückliche Distanzierung“ reicht da auf keinen Fall aus. Und bedenklich wird es, wenn das Erzbistum immer wieder betont, dass es sich ja hier um Meinungen von Privatpersonen handele. Das ist schlichtweg Unfug.

Frank Unterhalt und andere Mitglieder dieser Vereinigung schreiben ihre Beiträge ganz bewusst als Geistliche. Unterhalt kritisiert nicht als privater Fußballfan die Bundesliga oder die Fifa. Vielmehr schießt er als Pastor scharf gegen seine katholische Kirche. Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller hat zu dem Fall das Nötige schon gesagt: Priester seien immer im Dienst, ihre Äußerungen nie privat. Die katholische Kirche kann so wortgewaltig sein, sie kann auch so konsequent sein. Die Theologin Uta Ranke-Heinemann musste nur die Jungfrauengeburt anzweifeln, um die Lehrerlaubnis zu verlieren. Bei Hans Küng waren es die Zweifel an der päpstlichen Unfehlbarkeit. Und die Theologin Ida Raming wurde gar exkommuniziert, weil sie sich zur Priesterin weihen lassen wollte.

Und hier wird dann so außerordentlich vorsichtig reagiert? Warum? Was hindert den heutigen Erzbischof Becker daran, ganz klar zu sagen, dass die Positionen der Communio veritatis unvereinbar sind mit der katholischen Kirche? Die Angst vor lautstarken konservativen Kräften innerhalb der Kirche? Was hindert Becker daran, Schritte einzuleiten, um Unterhalt vom Priesteramt zu suspendieren? Ja, damit könnte er scheitern. Aber das Risiko sollte es ihm wert sein. Denn scheut er weiter die klare Positionierung und deutliche Schritte, werden die Kirchenaustritte, die es jetzt schon wegen des Falls gibt, zunehmen. Dann hat der Erzbischof schon verloren.