Der Priester Dr. Dr. Wolfgang F. Rothe darf in seiner Heimat Hallenberg nicht die Messe feiern. Er führt das auf seine Homosexualität zurück

Der Hallenberger Priester Dr. Dr. Wolfgang F. Rothe ist Missbrauchsopfer und engagiert sich als Buchautor („Missbrauchte Kirche“) gegen sexuelle Gewalt und Hetze in der katholischen Kirche. Rothe kritisiert, dass die Priester von Communio veritatis trotz ihrer Äußerungen weiter die Messe lesen dürfen, während er vom Erzbistum Paderborn wegen seiner Homosexualität diskriminiert werde.

Sie haben Zelebrationsverbot in Ihrer Heimatkirche in Hallenberg. Werden Sie als Mitunterzeichner der Initiative Out in Church vom Erzbistum Paderborn anders behandelt als andere Priester?

Wolfgang F. Rothe Es stimmt, dass ich 2004, ausgehend von einem homophoben Bischof, der mittlerweile als Missbrauchstäter entlarvt wurde, gleichsam als „schwule Sau“ durchs mediale Dorf gejagt wurde. Es stimmt auch, dass man mich deswegen in meiner Heimatgemeinde bis heute nicht selbst die heilige Messe feiern lässt, abgesehen von seltenen, strikt familiären Anlässen wie Begräbnissen. Fakt ist: Ich werde nach wie vor anders behandelt als alle anderen Priester, die aus meiner Heimatgemeinde stammen oder dort zu Besuch sind. Der Generalvikar tut so, als wüsste er nichts davon. Für mich und meine Familie ist das eine große Belastung, eine Wunde, die nicht heilen kann, weil sie immer wieder aufgerissen wird.

Für Hass und Hetze darf es keine Nische geben

Wie erleben Sie es, wenn andere Priester gegen Homosexuelle hetzen oder frauenfeindliche Äußerungen tätigen?

Wenn sich ein Priester frauenfeindlich und/oder homophob äußert, zeigt er nicht nur, dass er sich von der heutigen Lebensrealität komplett abgekoppelt hat, sondern auch, dass er nichts von dem verstanden hat, was Jesus Christus gelehrt und vorgelebt hat. Homophobie und Frauenfeindlichkeit sind selbst dann, wenn sie mit ein paar aus dem Zusammenhang gerissenen Bibelzitaten verbrämt werden, nichts anderes als eine Perversion des Christentums. Umso schlimmer ist es, wenn dies von der kirchlichen Obrigkeit ausdrücklich befürwortet oder stillschweigend gedeckt wird. Selbst halbherzige Distanzierungen genügen hier nicht. Für Hass und Hetze darf es keine Nische geben - schon gar nicht in der Kirche.mwi

Diese Zeitung hat das Erzbistum Paderborn mit der Frage konfrontiert, ob Dr. Dr. Wolfgang Rothe wegen seiner Homosexualität in Hallenberg die Messe nur unter Aufsicht zelebrieren darf, eine ähnliche Einschränkung für Mitglieder der Communio veritatis aber nicht bekannt sei. Die konkrete Frage blieb unbeantwortet.