Lennestadt. Geschichten aus dem Untergrund zeigt der Galileo-Park in Lennestadt in seiner neuen Ausstellung. Warum?

Der riesige Haufen auf dem Boden ist einfach nur Sand? Nein. Es handelt sich um ein Grabungsfeld. Bevor das seine Geheimnisse preisgibt, müssen die Besucher im Galileo-Park in Lennestadt selbst Kellen und Stuckateureisen in die Hand nehmen. Der Park in den weithin sichtbaren Sauerland-Pyramiden hat sich auf interaktive Vermittlungskonzepte spezialisiert. Und so bietet die neue große Jahresausstellung Wissen, das man beim Mitmachen, beim Spielen, erwerben kann. Besonders für Familien ist das spannend und informativ zugleich. „Bodenschätze – Geschichte(n) aus dem Untergrund“ ist in Zusammenarbeit mit Museum und Park Kalkriese zu sehen.

„Der Boden ist etwas, wo man denkt, das ist kein Thema. Aber der Boden ist genauso wichtig wie Wasser und Luft“, begeistert sich Dr. Heidrun Derks, Museumsdirektorin in Kalkriese, für den Stoff, den viele Menschen bisher einfach nur als schnöden Dreck angesehen haben. Ohne Boden könnte der Mensch auf der Erde nicht überleben.

Experimentieren und forschen

Über 20 Themenstationen, Forscher- und Experimentiertische erläutern unter anderem, welche Bodenarten es gibt und wie sie entstehen. Dabei haben die Ausstellungsmacher jeder Bodensorte eine eigene Stimme und damit einen eigenen Charakter verliehen. Auf Infotafeln geht es um Regenwürmer und Milliarden von Kleinstlebewesen. „In einer Handvoll Erde leben mehr Organismen als Menschen auf der Erde“, so Heidrun Derks. Ohne Boden keine Bäume, keine Möbel, keine Wiesen, keine Schafe, keine Wolle, keine Häuser, keine Kunst. „Der Boden ist die ganz empfindliche Haut unseres Planeten.“

Aber der Boden ist auch ein Sammler, der nichts vergisst, der seine Schätze allerdings nicht ohne weiteres preisgibt. Die Besucher werden selbst zu Forschern und erfahren, wie Paläobotaniker, Archäologen und Anthropologen ihre Arbeit tun. Anhand der Bodenbefunde kann ein Paläobotaniker zum Beispiel rekonstruieren, was früher gewachsen ist und wie die Landschaft früher aussah. Die Archäologen befassen sich mit den Hinterlassenschaften des Menschen. Und die Anthropologie ist die Wissenschaft vom Menschen selbst. Alle diese Forscher brauchen den Boden, um etwas über unsere Erde und unsere Geschichte zu erfahren. Man kann sagen: Der Boden ist das Archiv unseres Planeten.

An einer Mitmachstation lassen sich die Krankheitsakten von sieben Menschen aus der Bronzezeit erforschen. „Die hatten alle Zahnschmerzen. Wir können nur die Krankheiten lesen, die sich über die Knochen zeigen“, erläutert Heidrun Derks.

Tolle Mikroskope

Es gibt richtig tolle Mikroskope, von deren Einstellung man besser die Finger lassen sollte, auch wenn es noch so verlockend scheint, an den Rädchen zu drehen. Mit deren Hilfe können Pollen analysiert werden, die wiederum unterschiedliche Landschaften anzeigen. Die nächste Station lädt dazu ein, das Alter von Baumringen mit einem Spiel zu bestimmen. An einer Metallsammelstelle erfährt man, dass die Archäologen im Boden von Kalkriese pro Tag zwei Schubkarren Schrott finden „das sind Sachen, die verloren wurden. Es ist unglaublich, wieviel Schrott im Boden liegt.“

Mit Metalldetektoren machen sich die Gäste dann selbst auf die Suche nach Schätzen und müssen erkennen, dass nicht immer eine wertvolle germanische Lanzenspitze im Untergrund steckt, wenn es piepst. Außerdem wird interaktiv beschrieben, wie Wissenschaftler mit Hilfe von Luftaufnahmen Gräberfelder und andere archäologische Denkmäler erkennen können.

Wenn das Bügeleisen spricht

Wie alt ist das? Zu welchem Tier gehören diese Knochen? Mit Hilfe von großen Puzzles können Knochen und Bügeleisen zum Sprechen gebracht werden. Der Boden selbst ist aber in seiner Komplexität ein gigantisches Kunstwerk. Davon erzählt die große Bodenzaubermaschine, eine Kunstinstallation, die in Minuten veranschaulicht, was sonst Jahrmillionen dauert: wie Blumen wachsen und Felsen zerspringen lassen, woraus dann Ton, Schluff und Sand entstehen. Die Bodenzaubermaschine ist kein Mitmachobjekt, sie muss vorgeführt werden.

Am Ende zieht es aber doch alle Gäste wie durch Magie zu dem Sandhaufen. Was sich wirklich unter dem Sand verbirgt, wird hier natürlich nicht berichtet. Nur so viel verrät Heidrun Derks: „Man denkt ja, man macht so etwas für die Kinder, aber was meinen Sie, wie oft da die Papas und Mamas drinstehen.“

Die Ausstellung wird am 13. März eröffnet und geht bis Januar 2023. www.galileo-park.de