Wuppertal/Wetter. Ein Mann aus Wetter (44) und ein Student aus Wuppertal (22) sind wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch von Kindern angeklagt worden.

Neuer Missbrauchskomplex in NRW: Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat die Staatsanwaltschaft Wuppertal Anklage gegen zwei Männer aus Wetter an der Ruhr (44) und Wuppertal (22) wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern erhoben. Gegen weitere 100 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet wird wegen des Verdachts des sich Verschaffens kinderpornografischen Materials ermittelt.

Den beiden Männern wird vorgeworfen, von 2016 bis April 2021 Kinder zwischen 5 Monaten und 12 Jahren sexuell missbraucht zu haben. Bei den Opfern habe es sich nicht um eigene Kinder gehandelt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wuppertal, Wolf-Tilman Baumert, gegenüber der Westfalenpost. Sie sollen aber überwiegend aus dem familiären Umfeld stammen.

Der 22-Jährige studierte in Wuppertal und lebte in einem Studentenwohnheim. Er soll sich an vier Kindern vergangen haben und mit dem zweiten mutmaßlichen Haupttäter bekannt gewesen sein. Dem 44-Jährigen aus Wetter wird vorgeworfen, einen zwölf Monaten alten Jungen sexuell missbraucht zu haben.

Zahlreiche Dateien sichergestellt

Nach Angaben des Sprechers der Staatsanwaltschaft haben die beiden Männer ihre Taten fotografiert und auf Video aufgenommen. Die Aufnahmen sollen in Pädophilen-Kreisen weitergegeben worden sein.

Die IT-Forensik-Abteilung der Wuppertaler Polizei habe eine Vielzahl von teils verschlüsselten Dateien auf Handys und anderen technischen Geräten sichergestellt, sagte Baumert. Bei Wohnungsdurchsuchungen habe man „Örtlichkeiten und Kleidungsstücke“ ausfindig machen können, die in den Filmen zu sehen gewesen seien.

Beide mutmaßlichen Haupttäter sind nicht einschlägig vorbestraft. Gegen den 44-Jährigen aus Wetter, so Baumert, habe es in der Vergangenheit eine polizeiliche Ermittlung wegen des Verdachts des Kindesmissbrauchs gegeben. „Diese hat aber nicht zu staatsanwaltlichen Ermittlungen geführt.“

Student in psychiatrischer Einrichtung

Der Student wurde im vergangenen April festgenommen. Er soll durch „auffällige Chats und dem Verschicken seltsamer Dateien“ in das Visier der Ermittler geraten sein. Bei polizeilichen Befragungen habe er Aussagen gemacht, berichtet Oberstaatsanwalt Baumert. Weil ein Gutachter eine psychische Erkrankung und damit eine verminderter Schuldfähigkeit nicht ausgeschlossen habe, befinde sich der Wuppertaler derzeit in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Einrichtung.

Der 44-Jährige aus Wetter sitzt seit Juni 2021 in Untersuchungshaft. Er soll eine Täterschaft bestreiten.

„Wir können kein Netzwerk hinter den Taten erkennen“, sagte Wolf-Tilman Baumert weiter, „der Fall hat zwar nicht die Größenordnung der Missbrauchstaten in Bergisch-Gladbach und Münster. Aber wie ernst der Komplex ist, zeigen Aussagen von Kolleginnen und Kollegen von Staatsanwaltschaft und Polizei, die mit dem Fall befasst waren. Sie berichteten, dass dies die schlimmsten Ermittlungen in ihrer teils langen beruflichen Laufbahn waren.“