Hagen. Die Omikron-Variante hat einen milden Verlauf. Da wäre doch eine schnelle Durchseuchung gut, oder? EU-Politiker Peter Liese hält nichts davon.
Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese aus Meschede warnt davor, angesichts milder Covid-19-Verläufe durch die Omikron-Variante jetzt Corona-Infektionen schnell durchlaufen zu lassen und sich gar vorsätzlich zu infizieren.
„Dafür ist hierzulande die Impfquote bei den über 60-Jährigen noch zu niedrig. Und auch bei einem milden Verlauf bleibt es eine Erkrankung, die man besser vermeiden sollte, zumal die Langzeitfolgen noch nicht erforscht sind“, sagte der Hochsauerländer bei einem digitalen Pressegespräch. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass Infizierte – zum Beispiel in der Familie oder im Freundeskreis – Menschen gefährdeten, die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben.
Weiter Sprecher für Umwelt und Gesundheit der Europäischen Volkspartei
Die Formel „ein Mal Omikron und dann sind alle durch“ sei falsch, betonte der Christdemokrat, der kürzlich zum Sprecher für Umwelt und Gesundheit der Europäischen Volkspartei (EVP) wiedergewählt wurde. Es sei mittlerweile bekannt, dass man sich auch mit Omikron mehrfach infizieren könne. Und es könne weitere Mutationen geben: „Dabei besteht immer die Möglichkeit, dass sie sich nicht harmlos auswirken.“
Für Liese bleibt die Impfung das wichtigste Instrument, „um der Pandemie ihren Schrecken zu nehmen“. Aber: „Wir brauchen auf neue Varianten angepasste Impfstoffe.“ Damit diese einen entspannteren Herbst und Winter ermöglichen können, sei eine Impfpflicht unvermeidbar, so Liese weiter.
Impfpflicht: Regierungsvorschlag muss bald kommen
Und hierzu fordert der Europa-Politiker einen baldigen Regierungsvorschlag, der möglichst im Frühjahr vom Bundestag abgesegnet und im September umgesetzt werden könne. „Wenn wir wollen, dass die Einschränkungen aufhören, brauchen wir eine höhere Impfquote.“
Als zweite Stellschraube sieht Liese die Zulassung des vom Pharmariesen Pfizer entwickelten Medikaments Paxlovid. „Es ist kein Ersatz für eine Impfung. Aber es gilt als das wirksamste Medikament zur Behandlung von Covid im Frühstadium. Klinische Studien haben ergeben, dass in fast 90 Prozent der Fälle ein schwerer Verlauf verhindert werden konnte.“
Zulassung wohl am kommenden Donnerstag
Am Donnerstag werde die Europäische Arzneimittelagentur das Mittel in Tablettenform wohl zulassen, spätestens einen Tag später werde die Europäische Kommission grünes Licht geben. Das Problem bis dato: Weder die EU-Kommission noch ein Mitgliedsland hätten bislang eine Liefervereinbarung unter Dach und Fach, berichtet Liese: „Pfizer darf in den Verhandlungen den Bogen nicht überspannen. Europa kann nicht jeden Preis und jede Bedingung akzeptieren.“