Hagen/Schwerte. Von Hagen aus sind viele Strecken nur mit Bussen zu erreichen. Warum Pendler genervt sind und Verwirrung am Hauptbahnhof herrscht.
Die Studentin Clara steht gestresst am Hagener Hauptbahnhof und wartet auf den Bus. Eigentlich würde sie mit der Volmetalbahn nach Lüdenscheid fahren, doch aktuell gibt es nur den Schienenersatzverkehr per Bus zwischen Hagen und ihrem Ziel. „Das ist immer eine Überraschung, ob alles klappt“, sagt sie.
Die Volmetalbahn ist nicht die einzige, die wegen der Folgen der Flutkatastrophe im Juli gesperrt ist. Auch die Ruhr-Sieg-Strecke ist in größeren Teilen weiter gesperrt – es gibt auch hier Ersatzverkehr mit Bussen. Dass jetzt rund um Schwerte noch eine weitere Baustelle mit Ersatzverkehr hinzugekommen ist, verschärft die Situation in der Region noch mehr. Ganz deutlich sind die Auswirkungen am Hauptbahnhof in Hagen zu spüren, dem Knotenpunkt, an dem zahlreiche Linien ins und aus dem Sauer- und Siegerland zusammenkommen. Es gibt erhebliche Einschränkungen für Pendler und andere Bahnreisende.
Jetzt also auch noch die Sperrung zwischen Hagen und Schwerte, beziehungsweise Schwerte und Iserlohn. Aufgrund von Brückenarbeiten fährt hier nur der Bus – einer stündlich für die Linien RE 13 (Venlo bis Hamm) und RE 17 (Sauerlandexpress zwischen Hagen und Warburg) sowie ein Bus halbstündlich von Schwerte bis Lüdenscheid für die Linie RB 53 (Dortmund bis Iserlohn). Pendler müssen da vor allem eins mitbringen: Geduld. Denn nicht nur die Busfahrt dauert länger als die normale Fahrt mit dem Zug, auch die Warte- und Umstiegszeit verlängert die Reise.
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Fast zwei Stunden bis Meschede
„Ich muss in Hagen und Schwerte jeweils eine halbe Stunde warten“, erzählt Ayyat Shhade aus dem Sauerland. Sie muss in Hagen in den Bus nach Schwerte umsteigen. Von dort aus fährt sie mit dem Zug weiter in Richtung Sauerland. „Über eine Stunde bin ich länger unterwegs“, sagt sie. Circa 20 bis 30 Minuten je nach Verkehr und Linie dauert es mit dem Bus länger. Ein Beispiel: Wer aktuell mit dem Zug von Hagen nach Meschede fahren möchte, muss zunächst 28 Minuten mit dem Schienenersatzverkehr nach Schwerte fahren (mit dem Zug wären es neun Minuten), dort angekommen bis zu circa einer halben Stunde warten, bevor es mit der Bahn bis zum Zielort geht. Möchte man also um circa 8.15 in Meschede ankommen, muss man aktuell den Bus in Hagen um 6.32 Uhr nehmen, ohne Schienenersatzverkehr wäre der Zug in Hagen um 7.17 abgefahren.
Nachts fahren Busse zwischen Kreuztal und Werdohl
Die Züge der Linie RE7 fahren mit abweichenden Fahrzeiten.
Neben den Brückenarbeiten bei Schwerte und den unwetterbedingten Bahnarbeiten auf der Strecke der Volmetalbahn ist auch die Ruhr-Sieg-Strecke von Sperrungen betroffen.
Wegen der Flutschäden ist die Strecke zwischen Hagen und Werdohl gesperrt.
Hinzu kommt noch ein Ausfall der Ruhr-Sieg-Strecke: Aufgrund von Arbeiten an der Leit- und Sicherungstechnik fahren zwischen Werdohl und Kreuztal vom 10. November, 21 Uhr, bis 30. November, 5 Uhr jeweils zwischen 20 und 5 Uhr nur Busse.
Beim Besuch des Hagener Bahnhofs fällt außerdem auf, dass die Beschilderung für die verschiedenen Ersatzverkehre teils sehr verwirrend ist. Zwar weisen Plakate auf den Ausfall der betroffenen Züge hin, doch für einmalige Bahnfahrer ist es schwer zu erkennen, an welcher Haltestelle der richtige Bus abfährt. Fußabdrücke auf dem Boden weisen den Weg, jedoch steht darauf nicht, für welchen Zug diese gelten. Außerdem ist nirgendwo wirklich ausgeschildert, dass der Ersatzverkehr-Bus des RE 13 und des RE 17 identisch ist – lediglich Hinweise und Abfahrtzeiten des RE 13 sind zu finden. Dass beide Strecken dieselben sind, weiß ein Ortsfremder oder einmaliger Bahnfahrer bestimmt nicht. „Gerne nehmen wir uns der Hinweise noch mal an und prüfen die Plakatierung im Bahnhof erneut“, sagt eine Bahnsprecherin zu fehlenden Angaben auf Nachfrage dieser Zeitung. Sie weist außerdem darauf hin, dass weiterhin ein Zug am Gleis angezeigt werden könne, allerdings mit dem Hinweis zum Ausfall.
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Grund für die Sperrung ist der Abriss einer Brücke an den Gleisen nahe dem Westhofener Kreuz. Dort kreuzen die Strecken Schwerte/Iserlohn und Hagen/Schwerte. Die mehr als 100 Jahre alte Eisenbahnbrücke wird innerhalb der neunwöchigen Bauarbeiten abgerissen und durch eine Hilfsbrücke ersetzt, erklärt die Bahnsprecherin. Bis 2025 soll dann ein vollkommen neues Brückenbauwerk entstehen, für das die DB rund 11,4 Millionen Euro investiert. Pendler müssen jedoch nach der Sperrung, die bis circa Ende Dezember geplant ist, erst einmal keine weiteren Einschränkungen befürchten. Der Bahnverkehr verläuft bis zur Fertigstellung des neuen Bauwerks zwischenzeitig vollständig über die Hilfsbrücken.