Hagen. Seit dem 2. November ist in NRW die Maskenpflicht im Unterricht aufgehoben. Wie Schüler die Entscheidung des Schulministeriums finden.

Schülerinnen und Schüler lernen in diesen Tagen mehr denn je fürs Leben: Es gibt Themen, die Erwachsene in zwei Lager spalten. Beispiel: das Ende der Maskenpflicht im Unterricht am vergangenen Dienstag.

Die einen applaudieren und verweisen auf die hohe Impfquote bei Lehrkräften und der Notwendigkeit von mehr Freiheiten in der Pandemie, die anderen kritisieren die Lockerung angesichts deutlich steigender Infektionszahlen als riskant und vorschnell. Aber was sagen eigentlich die Betroffenen selbst? Wir haben fünf Schüler gefragt:

Keine Rückkehr in den Distanzunterricht

„Die meisten“, sagt Rasim Özkan vom Ricarda-Huch-Gymnasium in Hagen, „tragen die Maske freiwillig weiter, da sie mittlerweile so sehr zum Alltag gehört, dass es gar nicht mehr so sehr stört.“ Und: Dies verringert­ aus seiner Sicht die Gefahr­ einer Rückkehr in den Distanzunterricht: „Keiner von uns möchte zurück in den Distanzunterricht.“

Einzig bei Klausuren, so führt der 18-Jährige weiter aus, herrsche Erleichterung, wenn man die Maske „mal eben“ absetzen könne: „Man kann sich besser konzentrieren.“

Rasim Özkan findet angesichts der gestiegenen Inzidenzen die Entscheidung gegen eine Maskenpflicht im Unterricht „fraglich und riskant“. Seine größte Sorge: Dass durch solche „Fehlentscheidungen die Sache nur noch schlimmer“ gemacht werde.

Die Gefahr von Erkrankungen

Julius Lachmann besucht das Städtische Gymnasium an der Hönne Menden. Mit der Maskenpflicht hatte er, wie er sagt, kein Problem: „Ich empfinde das Tragen einer Maske nicht mehr als störend.“

Die Maske könnte eigentlich während des Unterrichts am oder im Rucksack bleiben. Aber viele Schüler tragen auch nach der Aufhebung der Maskenpflicht einen Mund-Nasen-Schutz.
Die Maske könnte eigentlich während des Unterrichts am oder im Rucksack bleiben. Aber viele Schüler tragen auch nach der Aufhebung der Maskenpflicht einen Mund-Nasen-Schutz. © dpa | Guido Kirchner

Dass die Maßnahme früher oder später aufgehoben würde, „war uns allen klar“, sagt der 16-Jährige, „den Zeitpunkt empfinde ich jedoch als ungünstig und fragwürdig.“

Ja, Unterricht ohne Maske könne eine Erleichterung sein, findet er. „Dennoch geht man mit einer solchen Lockerung ein hohes Risiko ein und riskiert Erkrankungen, steigende Quarantänefälle an Schulen, sowie Schulschließungen.“

Schnelltests können das Tragen einer Maske nicht ersetzen

Nach seiner Beobachtung trägt an seinem Gymnasium weiter „ein Großteil“ der Schüler eine Maske. Tests könnten diese Maßnahme nicht ersetzen: „Damit schafft man zwar eine gewisse, temporäre Sicherheit, dennoch steigen die Infektionszahlen. Und die Infektionsgefahr besteht weiter.“

Also, statt Lockerungen Corona-Schutzmaßnahmen an Schulen beibehalten und womöglich durch weitere ergänzen: Julius Lachmann erinnert in diesem Zusammenhang an die „versprochenen Luftfilteranlagen“.

Mehr als 100 Kilometer von Menden entfernt, in Hilchenbach, besucht Jost Hoffmann das Gymnasium Stift Keppel. Auch der 16-Jährige trägt im Unterricht weiter eine Maske – „wie nahezu alle Schülerinnen und Schüler meiner Schule“.

Erleichterung u­nd Unsicherheit

Aber, so die Beobachtung des Sprechers der Bezirksschülervertretung Siegen-Wittgenstein: Es zeige sich von Schule zu Schule ein unterschiedliches Bild: „Der Wegfall der Maskenpflicht bringt eine Erleichterung mit sich, aber auch eine Unsicherheit. Hier variieren die Meinungen der Schülerinnen und Schüler sehr stark, was stärker wiegt.“

Aber: „Natürlich stört die Maske und keiner trägt sie gerne. Was aber noch mehr stört, sind vier Monate Distanzunterricht durch explodierende Fallzahlen.“

Schulen nicht ausreichend vorbereitet

Jost Hoffmann hält das Ende der Maskenpflicht für falsch. Die Schulen seien auf diesen Schritt nicht ausreichend vorbereitet, so der Siegerländer: „Bis auf die Impfung und die Schnelltests sind wir im Vergleich zum letzten Jahr kaum weitergekommen.“ Insbesondere jüngere Schüler seien gefährdet, da in dieser Altersgruppe die Impfquote noch niedrig sei.

Aus seiner Sicht müsse jetzt oberste Priorität haben, die Schulen „sicher durch den Winter zu bringen“. Das gehe nur mit ausreichend Schutzmaßnahmen.

Flächendeckende Schutzmaßnahmen

Daher sollten die Testpflicht, das Abstandhalten und das Lüften weiter flächendeckend eingesetzt werden: „Je nach Infektionslage ist auch eine tägliche Testpflicht denkbar.“

Zavin Mahmoud besucht das Fichte-Gymnasium in Hagen. „In fast jedem Kurs“, so erzählt er, trügen die Schüler Masken – „vermutlich aus Gewohnheit“. Die Aufhebung der Maskenpflicht hält er für zu riskant, „schließlich sind viele noch nicht geimpft und könnten sich anstecken“. „Auch Geimpfte“, ergänzt Mitschülerin Jacqueline Sommer, „gerade bei denen sind Corona-Tests freiwillig.“

Jacqueline Sommer hält es für sinnvoll, wenn alle Schüler weiterhin regelmäßig getestet würden – „egal ob geimpft oder genesen“. Das Ende der Maskenpflicht bezeichnet sie als „leichtsinnig“: „Die Gesundheit der Menschen sollte oberste Priorität haben.“