Hagen. Die Folgen der Flut-Katastrophe werden uns noch länger beschäftigen, so Experten. Vielerorts liegt noch Müll herum. Wasser könnte belastet sein.

Wochen nach der Flut sind Folgen der Katastrophe für die Umwelt sichtbar. Allein in die Wupper wurden 100.000 Liter Öl gespült – so die Zahlen der Entsorgungsfirma Lobbe, die in zahleichen Hochwassergebieten im Einsatz war. Rund um Düsseldorf hat es Totfunde von Wasservögeln mit ölverklebten Federn gegeben. Das teilte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland in NRW mit.

Aufnahme der Schäden

Wie groß das Ausmaß der Flut sein wird, lässt sich zu diesem Zeitpunkt wohl trotzdem nur erahnen. „Ich gehe davon aus, dass es zu Folgen kommt, die uns lange beschäftigen werden“, prognostiziert Dirk Jansen, Diplom-Geograf und Sprecher des BUND NRW.

Um feststellen zu können, wie belastend die Hochwasserkatastrophe langfristig für uns und die Umwelt sein wird, bedarf es eines umfassenden Messprogramms in allen betroffenen Gebieten, so der Experte. Erst danach könne man eine Gefährdungsabschätzung machen, sagt Dirk Jansen. Die Aufnahme der Schäden läuft noch.

Verschmutzte Gewässer

Wie schadstoffbelastet die heimischen Gewässer sind, ist noch unklar. Durch geflutete Kläranlagen sind auch Fäkalien ins Wasser und in die Umwelt gelangt. Hier laufen Untersuchungen, teilt das Bundesumweltministerium auf Nachfrage dieser Zeitung mit: „Dies beinhaltet sowohl die Überprüfung der Gewässerqualität durch Eintrag von Schadstoffen durch das Hochwasser selbst als auch durch Einleitung der beschädigten Kläranlagen.“

Die Firma Lobbe half an der Wupper im Auftrag des Wupperverbands dabei, „das Öl auf der Wasseroberfläche an einer Ausbreitung zu hindern und es andererseits mit saugfähigen Materialien von der Gewässeroberfläche zu entfernen“, erklärt Sprecherin Sabine Günther.

Folgen für Landwirtschaft

Wenn es schon erste tote Vögel gegeben hat – drohen aufgrund der Schadstoffe im Wasser weitere Verluste? Sind Arten bedroht? „Die Natur selbst kann mit Hochwasserereignissen gut umgehen. Populationsverluste werden in der Regel durch höhere Reproduktionsraten wieder ausgeglichen“, so Dirk Jansen. „Schwierig für Wasserorganismen und Fische wird es, wenn wassergefährdende Stoffe in die Lebensräume eingetragen werden und sich dort anreichern.“

Auch für die Landwirtschaft könnte das Hochwasser weitreichende Folgen haben, glaubt der Umweltexperte: „In den geschädigten Bereichen dürfte kaum noch Heugewinnung möglich sein, was zu Futterengpässen führt. Auch wenn sich Kohlenwasserstoffe und andere Schadstoffe in Ackerböden anreichern, wird dies im Zweifel zu Nutzungsverboten führen müssen.“

Belasteter Müll

Nicht nur das Wasser oder der Ackerboden, sondern auch der Müll kann potenzielle Schadstoffe beinhalten, zum Beispiel alte Lacke oder Ölkanister, die durch das Hochwasser beschädigt wurden. In Hagen war und ist der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) im Dauereinsatz, so Sprecherin Jacqueline Jagusch. „Wir fahren mit unserem Umweltmobil täglich die betroffenen Stadtteile ab.“

Wie groß die Sondermüll-Mengen sind, kann der HEB noch nicht sagen. „Wir können noch keine Bilanz ziehen. Es gibt immer noch Gebiete, zum Beispiel bei der Volme, wo es schlimm ist. Wir werden wohl noch mehrere Wochen damit zu tun haben“, sagt Jacqueline Jagusch.