Dortmund. Der größte Bargeldspeicher Deutschlands steht in Dortmund. Andere Filialen haben dank ihm bald ausgedient. Was das für unsere Region bedeutet:
Sie gehört wohl zu den bestgesichertsten Gebäuden in Deutschland: Die Bundesbank hat gestern ihre neue Filiale in Dortmund in Betrieb genommen und damit den größten Bargeldspeicher Deutschlands eröffnet. Ein Wassergraben umgibt das imposante Grundstück an der B1, auf dem gleich mehrere Fußballfelder Platz fänden. Von dort aus soll nun unsere ganze Region mit Bargeld versorgt werden. Die Filiale in Hagen sowie vier weitere haben damit bald ausgedient. Doch wie läuft das ab? Ein Überblick.
Welche Aufgaben hat die Bundesbank-Filiale Dortmund?
Millionen Euro: Einblicke in die neue Bundesbank in Dortmund
Die gesamte Wirtschaft und Bevölkerung unserer Region, insgesamt rund 12 Millionen Menschen, werden über die Filiale Dortmund mit Euro-Bargeld versorgt, wie die Pressestelle der Deutschen Bundesbank mitteilt. Die Banknoten und Münzen stellt sie den Banken und Sparkassen zur Verfügung, über deren Geldautomaten die Verbraucher Geld abheben können. Bargeld, das nicht als Wechselgeld benötigt wird, gibt die Wirtschaft zurück an die Filialen der Bundesbank, wo mithilfe von spezialisierten Geldbearbeitungsmaschinen die eingezahlten Gelder auf Echtheit und Qualität (Verschmutzung oder Beschädigungen) geprüft werden. Sollte Geld nicht mehr umlauffähig sein, werde es durch druckfrisches ersetzt – der Bargeldkreislauf beginnt von Neuem.
Was zeichnet die neue Bundesbank-Filiale Dortmund aus?
Die Filiale erstreckt sich laut der Pressestelle der Bundesbank über eine Grundstücksfläche von rund 79.000 Quadratmetern, was etwa elf Fußballfeldern entspreche. Der Gebäudekomplex biete mit einem Volumen von rund 290.000 Kubikmetern – vergleichbar etwa 250 Einfamilienhäusern – Raum für die moderne Geldbearbeitung und Verwaltung.
Was macht die Filiale so modern?
Zum Einsatz komme in Dortmund modernste Sicherheits- und Logistiktechnik, wie automatisierte Verpackungssysteme und Hochregallager, sowie fahrerlose Transportsysteme.
Wie wird die Bargeldversorgung sichergestellt?
Die Deutsche Bundesbank sichere über ihre Filialen ein flächendeckendes Angebot für eine reibungslose Bargeldversorgung. Dazu gehöre unter anderem, dass die umlaufenden Banknoten in einem guten Gebrauchszustand seien. Die Filialen betreiben hierzu ein umfangreiches Kassen- und Geldbearbeitungsgeschäft. Dort werde das eingezahlte Geld auf Umlauffähigkeit geprüft. Heißt: Die Banknote müsse echt und ohne Beschmutzungen und Beschädigungen sein. Im Schnitt werde jede umlaufende Banknote drei bis vier Mal im Jahr in einer Bundesbankfiliale maschinell bearbeitet.
Wie viel Bargeld wird in Dortmund im Durchschnitt gelagert?
Zu Beständen an Bargeld gibt die Deutsche Bundesbank aus Sicherheitsgründen keine Auskunft.
Werden alle Banken und Sparkassen in Südwestfalen von der Filiale in Dortmund mit Bargeld versorgt?
Die neue Bundesbank-Filiale übernehme die Geschäfte der Filialen Dortmund (alte Filiale), Bochum, Essen und Hagen, die geschlossen werden sollen. Auch Teile des Geschäfts der Filiale Düsseldorf werden demnach übernommen. Das Einzugsgebiet umfasse somit Südwestfalen, das Ruhrgebiet und das Münsterland. Die Regionen Ostwestfalen und Lippe werden dagegen durch die Filiale Bielefeld versorgt; das Rheinland, der Niederrhein, das Bergische Land, Teile der Eifel und die Region Aachen durch die Filiale Köln. Allerdings lasse sich die Verteilung nicht exakt abgrenzen, da Banken und Sparkassen für ihre Ver- und Entsorgung mit Banknoten und Münzen regelmäßig Wertdienstleistungsunternehmen nutzten, die ihre Tourenplanungen nach wirtschaftlichen Kriterien durchführen.
Wann werden die fünf Filialen geschlossen? Bleiben die Filialen Köln und Bielefeld bestehen?
Die Filialen Hagen, Bochum, Düsseldorf, Essen und am jetzigen Standort in Dortmund sollen laut Bundesbank voraussichtlich zum 30. September 2021 schließen. Die Geschäfte werden bis dahin schrittweise zur neuen Filiale Dortmund verlagert. Die Filialen Köln und Bielefeld seien davon nicht betroffen. Bereits geschlossen wurden 2007 die Filiale in Siegen und 2004 die Filiale in Arnsberg.
Wie wichtig ist Bargeld in Zeiten kontaktlosen Bezahlens noch?
Bargeld sei nach wie vor das meistgenutzte Zahlungsmittel für Transaktionen in Deutschland und werde auch zur Wertaufbewahrung genutzt, so die Bundesbank. 60 Prozent aller Zahlungen in Deutschland werden demnach bar beglichen. Daran habe auch Corona nichts geändert. Ganz im Gegenteil: Die Menschen schätzten die Sicherheit, die das Bargeld ihnen als Wertaufbewahrungsmittel biete, gerade auch in Not- und Krisenzeiten. Im vergangenen Jahr lagen die Nettoemissionen der Bundesbank bei 70 Milliarden Euro (10 Milliarden Euro mehr als 2019). Die Zusammenlegung der Standorte habe nichts mit einem schwindenden Bedarf an Bargeld zu tun.
Welchen Vorteil hat die Zusammenlegung?
Zum einen sei der neue Standort der Filiale Dortmund logistisch außerordentlich gut angebunden, insbesondere an das Autobahnnetz. Außerdem konnte in den Neubau modernste und effiziente Technik untergebracht werden, wie die Bundesbank mitteilt. Das wäre in den anderen Filialen nicht möglich gewesen, keines der Gebäude sei jünger als 30 Jahre. Künftig entfielen zudem die Instandhaltungskosten der fünf alten Gebäude.
Können Privatkunden in Dortmund auch D-Mark-Banknoten und -Münzen umtauschen?
Ja, sagt die Bundesbank: Ab dem 2. August können Privatkunden in der neuen Filiale sowie bundesweit auch D-Mark gegen Euro tauschen. Ebenfalls möglich sein wird der Tausch von Euro-Münzen in Banknoten (und umgekehrt) sowie das Einreichen von Geld, das beschädigt ist oder als falsch vermutet wird.
>>HINTERGRUND>>
Baubeginn der neuen Bundesbank-Filiale Dortmund war im August 2015. Die offizielle Betriebsaufnahme der 2. Juli 2021, wobei das Münzgeldgeschäft bereits seit März läuft. Mehr als 300 Millionen Euro wurden in die neue Filiale investiert, die vier Gebäude umfasst. Tätig sein werden in Dortmund rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Beschäftigten in den Filialen, die noch geschlossen werden, erhalten andere Arbeitsplätze in der Bundesbank.