Hagen. Im Rockerprozess vor dem Hagener Landgericht ist das erste Urteil gesprochen worden. Ein 23-Jähriger wurde zu einer langen Haftstrafe verurteilt.
Im Rockerprozess vor dem Hagener Landgericht ist am Mittwoch einer der fünf Angeklagten wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit einem Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von acht Jahren und vier Monaten verurteilt worden.
Mindestens 13 Schüsse auf Café
Das 23 Jahre alte Mitglied der Rockervereinigung „Bandidos“ hatte nach Angaben eines Gerichtssprechers im Verlauf des Prozesses vor der Großen Strafkammer gestanden, am 4. Januar 2019 kurz vor 22.30 Uhr Schüsse in Kopf- und Hüfthöhe auf die Eingangstür des Cafés „Joker’s“ in Köln-Buchheim abgegeben zu haben. Die „mindestens 13“ Projektile einer Ceska-Maschinenpistole (Modell Skorpion 61) verfehlten die Gäste in dem stadtbekannten Hells-Angel-Treff.
Dem Gerichtssprecher zufolge floss in die Gesamtfreiheitsstrafe auch eine Betäubungsmittel-Straftat an anderer Stelle mit ein. In seinem Urteil ordnete das Gericht auch eine stationäre Drogentherapie an.
Angeklagter geständig
Der 23-Jährige hatte gestanden, Anfang 2019 mit anderen Bandidos nach Köln gefahren zu sein. Die Schüsse auf das Café will er allerdings alleine abgefeuert haben.
Hintergrund der Attacke soll ein blutiger Revierkampf zwischen den Rockerbanden Bandidos und Hells Angels gewesen sein. Das „Joker’s“ gehört dem Vater eines Hells-Angels-Mitglieds.
Keine Verletzten bei Schießerei
Der Betreiber des Cafés schilderte nach dem Angriff, dass die Gäste zum Zeitpunkt des Vorfalls friedlich Karten gespielt hätten. Fast wie durch ein Wunder gab es bei der mutmaßlichen Vergeltungsaktion keine Verletzten.
Wie eine Überwachungskamera zeigte, hatten sich die aufgeschreckten Gäste blitzschnell zu Boden geworfen oder hinter Tischen verschanzt. Der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob fühlte sich seinerzeit an alte Cowboy-Zeiten erinnert: „Als wären wir im Wilden Westen, wird hier rumgeballert.“
Vom Hauptverfahren abgetrennt
Wer den Auftrag zu der Attacke gegeben hat, konnte das Hagener Landgericht bei den Befragungen des jetzt verurteilten 23-Jährigen nicht feststellen. Der Prozess gegen den jungen Mann war von dem Hauptverfahren gegen mutmaßlich führende Bandidos abgetrennt worden.
Darin müssen sich seit dem 22. Oktober 2020 unter strengen Sicherheitsvorkehrungen vier Männer u.a. wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung verantworten.
Buch herausgegeben
Darunter sind die einstigen Gründer der Bandidos MC Germany, Peter M. und Leslav H. Die beiden Rocker-Freunde haben sich vor Jahren im Buchgewerbe versucht. Ihr Erstlingswerk „Ziemlich böse Freunde“ sollte „erstmals Außenstehenden einen einzigartigen Einblick in die geheime Welt der Rocker“ geben.