Kreuztal. Hochzeit - das ist auch in der Pandemie ein Thema. Adrian Euteneuer und Michaela Stockmann wollen heiraten. Andere Paare verschieben die Trauung.

Adrian Euteneuer hatte sich die Sache so schön ausgedacht. Er wollte seiner Michaela im Urlaub auf den Philippinen am weißen Sandstrand einen Heiratsantrag machen. Ganz romantisch unter Palmen. Die Corona-Pandemie kam ihm dazwischen.

Doch der 34-Jährige disponierte um: Er holte die Zeremonie an der Wiehltalsperre nach, an der „Krombacher Insel“, bekannt aus der TV-Werbung. „Wir saßen bei Sonnenschein auf einer Bank mit Blick aufs Wasser“, erzählt Euteneuer. Er ging auf die Knie und überraschte seine Zukünftige mit der entscheidenden Frage: „Willst Du meine Frau werden?“

Nur die Trauzeugen mit dabei

Die Braut traute sich: „Sie sagte Ja aus voller Überzeugung, nachdem sie sich gefangen hatte“, scherzt der Bräutigam, „es liefen auch ein paar Tränchen. Wir hätten es an einem Traumstrand nicht schöner haben können.“

Am 21. Mai geben sie sich im Standesamt Kreuztal das Jawort. Neben der Standesbeamtin werden nur die Trauzeugen dabei sein – der beste Freund, die beste Freundin.

Am Termin wird festgehalten

In guten wie in Corona-Zeiten: Adrian Euteneuer und Michaela Stockmann halten an dem Termin fest – „egal, was kommt. Wir sind uns hundertprozentig sicher.“ Von wegen verliebt, verlobt, verschoben.

Das Paar hat sich vor drei Jahren kennengelernt. Die Pandemie wurde zur Feuerprobe fürs Zusammenleben. „Ja, die Zeit hat uns zusammengeschweißt“, sagen sie.

Ein höchst intimer Moment

Sie lassen sich ihre Hochzeitspläne nicht von einem Virus zerstören und nehmen Einschränkungen im Standesamt in Kauf. Natürlich sind der 34-Jährige und die 27-Jährige „ein wenig traurig“, dass die Trauung im allerkleinsten Kreis stattfinden muss.

„Wenigstens zehn Teilnehmer, auch einige Verwandte, wären schön gewesen“, so Euteneuer. „Die Standesbeamtin sagte, dass wir uns voll und ganz auf uns konzentrieren und das Jawort als höchst intimen Moment erleben können.“

Grundsätzlich gilt die Maskenpflicht

Ob das Brautpaar im Standesamt die ganze Zeit über Schutzmasken tragen muss, weiß es noch nicht („Oh, danach haben wir nicht gefragt.“). Grundsätzlich, so Manfred Gies, Standesbeamter in Menden, „gilt die Maskenpflicht.“

Es sei aber immer ein wenig Fingerspitzengefühl möglich: „Beim Eheversprechen und beim anschließenden Hochzeitskuss könnte sich die Gelegenheit bieten, sich für einen Moment der Masken zu entledigen.“

Die wichtigen Dinge im Leben

Bianca Schmidt-Beck aus Kreuztal ist als Hochzeitsplanerin tätig.
Bianca Schmidt-Beck aus Kreuztal ist als Hochzeitsplanerin tätig. © privat

Nicht alle Heiratswilligen haben in der Corona-Krise ihre Hochzeitspläne so standhaft verteidigt. Bianca Schmidt-Beck, Hochzeitsplanerin aus Kreuztal („b-married“) hat Paare erlebt, die ihren Termin verschoben haben, weil sie keine Einschränkungen bei Trauung und Feier haben wollten; welche, die ohne Ersatztermin absagen mussten, weil das Kurzarbeitergeld bzw. die fehlende Verdienstmöglichkeit größere finanzielle Sprünge verhinderten. Aber es habe eben doch Menschen gegeben, „die sich bewusst auf die Lebensform Familie rückbesinnen, auf die ganz wichtigen Dinge im Leben. Hochzeit zum Beispiel.“

Zurück zu den Wurzeln

Den Trend „zurück zu den Wurzeln“ erlebt auch Julia Keggenhoff von der „Agentur Traumhochzeit“ in Sundern. „Das fängt beim Heiratsantrag an. Es muss nicht immer die Karibik sein.“

Der mit Rosen ausgelegte Weg durch die Wohnung sei auch ein „höchst romantischer Moment“. Sie spricht von einer „neuen Kreativität“.

Kirchliche Trauung am 11. September

Viel Kreativität stecken Adrian Euteneuer und Michaela Stockmann in die Vorbereitung ihrer Hochzeitsfeier. Die soll am 11. September nach der kirchlichen Trauung – die Braut ganz in weiß – stattfinden. Das Paar hofft auf Lockerungen in der Corona-Schutzverordnung.

„Wir haben 80 Gäste auf der Liste“, sagt der Bräutigam, „wenn nötig könnten wir noch bis auf 50 aussortieren. Mehr geht nicht.“ Es wäre zu schade, wenn Adrian Euteneuers neuer Anzug einer breiteren Öffentlichkeit vorenthalten bliebe. Eine Maßanfertigung. Für den schönsten Tag im Leben.

Hintergrund

Zahl der Eheschließungen in NRW auf historischem Tiefstand

2020 ist in NRW die Zahl der Eheschließungen auf einen historischen Tiefstand gesunken. Laut IT.NRW sank die Zahl der Eheschließungen gegenüber 2019 um mehr als 10.000 – ein Rückgang um etwa 11 Prozent.

„In diesem Jahr scheint sich bei Heiratswilligen ein wenig Optimismus breitzumachen“, sagt der Mendener Standesbeamte Manfred Gies: „Wurden in Menden in den ersten vier Monaten 2019, also vor der Corona-Pandemie, 48 Ehen geschlossen und 118 Anmeldungen getätigt, waren es im Vergleichszeitraum 2020 insgesamt 45 Eheschließungen und 96 Anmeldungen. 2021 stehen bislang 38 Hochzeiten zu Buche und 110 Anmeldungen.“