Nashville/Schwelm. Die einen können schon feiern, die anderen sind noch im Lockdown: Acht Menschen aus der Region erzählen, wie sie die Pandemie im Ausland erleben.

Das Wochenende war schön. Luca Jöns aus Schwelm war mit ihren Freundinnen in einer Karaoke-Bar. Sie sangen und lachten und saßen beieinander. Stundenlang. Ohne Maske. Denn Luca Jöns lebt und studiert in den USA. Sie ist 21 Jahre alt – und bereits zweimal geimpft. In Deutschland noch undenkbar und ein Beispiel, wie Menschen aus unserer Region, die derzeit im Ausland leben, dort die Corona-Pandemie erleben. Acht stellen wir hier vor. Luca Jöns ist eine davon.

>> USA: Singen und lachen in der Karaoke-Bar

Über eine halbe Million Menschen­ sind in den USA mit oder an Covid-19 gestorben. Wo es Anfang des Jahres 2021 noch bis zu 300.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages gab, ist die Rückkehr in einen normaleren Alltag bereits vollzogen. Die Impfkampagne des neuen Präsidenten Joe Biden zeigt Wirkung.

Am einem Wochenende Anfang April macht Luca Jöns das, was viele Menschen hierzulande nur allzu gerne mal wieder machen würden. „Wir waren in einer Karaoke-Bar“, sagt sie. Allein das Wort „Wir“ könnte verstörend wirken auf den Leser in Deutschland. Mit anderen Menschen gemeinsam in einer Bar zu sein, etwas zu trinken und sogar ohne Mundschutz in ein Mikrofon zu singen? Das scheint hier weiter entfernt als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Luca Marie Jöns aus Schwelm studiert in den USA und ist mit 21 Jahren bereits gegen das Coronavirus geimpft worden
Luca Marie Jöns aus Schwelm studiert in den USA und ist mit 21 Jahren bereits gegen das Coronavirus geimpft worden © Luca Jöns | Luca Jöns

Für Luca Jöns ist das bereits Realität­. „Es ist, als würde es kein Corona mehr geben“, sagt sie. Die Bars in Nashville, Tennessee, sind geöffnet, teilweise sind sie voll besetzt. Sie selbst mache einen Bogen um solche Ansammlungen­, sagt sie, weiß aber auch von Freunden, die sich wieder mitten ins Getümmel werfen. „Da wird versucht, sich an Kapazitäten und geschlossene Tanzflächen zu halten. Aber das funktioniert nachts nicht immer so gut“, weiß die Studentin.

Die Lockerungen jenseits des Atlantiks fallen je nach Bundesstaat unterschiedlich aus. Aber das Impftempo ist landesweit betrachtet beachtlich. Durchschnittlich drei Millionen Menschen werden täglich geimpft, insgesamt hat jeder zweite Einwohner eine oder beide Impfungen erhalten. Auch Luca Jöns, die in den Vereinigten Staaten als Ausländerin gilt. Sie erhielt das Vakzin von Biontech/Pfizer bereits Mitte März erstmals.

Durch die Impfkampagne sollen die Bürger wieder schnell Normalität im Alltag erleben – und dafür wird fast überall geimpft. „Viele Kirchen und Schulen haben sich von Teststationen zu Impfstellen entwickelt. Entweder die Apotheken oder die Gesundheitsämter schicken Personal zu den Orten, oder man wird im Auto geimpft“, sagt Jöns. So genannte „Impfjäger“ legen sich auf die Lauer, um freigewordene Termine über das Internet zu erhaschen. „Das ist üblich. Andere fahren zu den Impfstellen und hoffen auf Extra-Impfstoff. Aber mittlerweile kann sich hier jeder einen Termin holen. Die meisten meiner Freunde bekommen innerhalb von zwei Tagen einen“, sagt Luca Jöns. Ihre Freunde sind zwischen 20 und 26 Jahre alt – ihre gleichaltrigen Freunde in Schwelm können von solchen Zuständen nur träumen.

Wann Luca Jöns wieder in die Heimat darf, ist aktuell noch ­ungewiss – trotz vollem Impfschutz. Ohne eine 14-tägige Quarantäne nach Wiedereinreise ist ein Trip zu ihren Freunden und ihrer Familie nicht möglich, Deutschland gilt in den USA als Risikogebiet.

>> ITALIEN: Niemand geht auf die Barrikaden

Auch wenn Katharina Trettl seit 13 Jahren in Südtirol lebt, blickt sie nach wie vor interessiert auf ihre alte Heimat. „Niemand hier geht wegen der Corona-Maßnahmen so auf die Barrikaden wie in Deutschland“, so die zweifache Mutter, die aus Lennestadt stammt.

Katharina Trettl.    
Katharina Trettl.     © privat | Trettl

Mussten die Menschen in der autonomen italienischen Provinz insbesondere zu Beginn des strengen Lockdowns im Frühjahr 2020 (mit Ausgangssperren) und in ­diesem Februar mit der Rücknahme zuvor gewährter Lockerungen viel Geduld aufbringen, haben sie jetzt „langsam“ eine Perspektive. Katharina Trettl: „Seit einer Woche dürfen auch die Innenbereiche der Restaurants wieder genutzt ­werden, wenn der Gast einen ­grünen Pass vorlegt.“ Offenbar sehr zum Unwillen der Regierung in Rom, die den abermaligen Sonderweg der Südtiroler verhindern will.

Einkaufen außerhalb der Gemeindegrenzen mit FFP2-Maske, aber ohne negativen Corona-Test ist seit Anfang April wieder erlaubt. Südtirol will in eine gewisse Normalität zurück. Unter anderem dränge die Provinz auf das Ende der fünftägigen Quarantänepflicht für EU-Bürger bei der Einreise nach Italien, so Katharina Trettl.

Man wolle bald wieder Urlauber aus dem Ausland empfangen: „Die Südtiroler blicken optimistisch auf die Sommer-Saison.“ Balsam auf die Seele der leidgeprüften ­Hoteliers. Zur Zuversicht trage die Impfkampagne bei, die „recht gut läuft, auch wenn natürlich nie genug Impfstoff da ist“. Aber: „Ich höre so gut wie nie, dass sich jemand nicht impfen lassen möchte.“

>> BRASILIEN: Langsam werden Lockerungen zugelassen

„Krankwerden oder verletzen sollte man sich nach Möglichkeit nicht“, sagt Pascal Erlmann angesichts der zeitweise enormen Belastungen, die Corona für das Gesundheitssystem in Brasilien bedeutet. Seit Spätsommer 2020 leitet der 32-Jährige dort die Niederlassung des Hagener Kaltwalzunternehmens Waelzholz. Mit Frau und zwei Kindern (2 und 3) lebt er nun in Sao Paulo, für brasilianische Verhältnisse eine wohlhabende Stadt. Aber auch hier ist das Gesundheitssystem angesichts der grassierenden brasilianischen Variante mit bis zu 4000 Toten am Tag an seine Grenze gelangt – und auch darüber hinweg. „Da rückt dann die Pandemie ganz schnell an einen selbst und die Familien ran“, sagt Erlmann. Die Hagener sind selbst von einer Infektion verschont geblieben. In der Waelzholz-Niederlassung mit 350 Mitarbeitern gab es aber schon knapp 70 Corona-Fälle, aber keine Infektionsketten innerhalb des Unternehmens.

Pascal Erlmann leitet die Niederlassung des Kaltwalzunternehmens Waelzholz aus Hagen in Brasilien. Der 32-Jährige erlebt mit seiner Frau und den beiden Kindern (3 und 2) dort die Corona-Pandemie.
Pascal Erlmann leitet die Niederlassung des Kaltwalzunternehmens Waelzholz aus Hagen in Brasilien. Der 32-Jährige erlebt mit seiner Frau und den beiden Kindern (3 und 2) dort die Corona-Pandemie. © Privat | Waelzholz

„Nach etwa fünf Wochen im Lockdown in diesem Jahr scheint sich die Lage jetzt zu stabilisieren“, sagt Pascal Erlmann. „Langsam werden auch Lockerungen zugelassen – wie zeitweise Öffnungen von Shoppingmalls und Gastronomie.“ Das Leben der Erlmanns findet vorwiegend in der näheren Umgebung statt. „Zum Glück leben wir in einem Haus mit eigenem Garten, in einem schönen und besonders grünen Stadtteil von Sao Paulo“, so Erlmann. Ab und zu sind sogar kurze Ausflüge an die Küste von Sao Paulo möglich. Fiebermessen, Maske tragen – in der Firma herrschen weiter strenge Maßnahmen. „Auf die typische Umarmung zur Begrüßung – die vor der Pandemie nicht wegzudenken war – wird natürlich verzichtet“, sagt Pascal Erlmann.

Beim Impfen geht Brasilien ähnlich vor wie Deutschland: Alte, Kranke und Mitarbeiter im Gesundheitswesen haben Vorrang. Aber es gebe viel zu wenig Impfstoff, dabei habe Brasilien eine ausgeprägte Impfkultur, sagt Erlmann: Er selbst rechnet mit seinen 32 Jahren nicht damit, dass er schnell geimpft wird. „Bislang ist es privaten Unternehmen auch nicht gestattet, selbst Impfstoffe zu beschaffen, um die eigene Belegschaft zu impfen.“ Sollte sich das ändern, will Waelzholz das aber schnell tun.

>> FRANKREICH: Bewegungsradius von zehn Kilometern

Seit der vergangenen Woche sind die Schulen wieder geöffnet. „Uns als Familie hilft das total, das gibt uns wieder eine bessere Struktur“, sagt Sara Windgassen (38), die ursprünglich aus Hagen kommt, aber mit ihrem Partner Nicolas und der großen Tochter Lisa (8) sowie den Zwillingen Maxime und Noémie (6) in Fegersheim, einer Gemeinde mit 5000 Einwohnern südlich von Straßburg lebt. „Präsident Emmanuel Macron war wichtig, dass die Schulen so lang wie möglich offen bleiben und so schnell wie möglich wieder öffnen“, sagt sie. „Dass das jetzt auch bei einer landesweiten Inzidenz von 300 geschieht, ist sicher eine Besonderheit.“ Trotzdem: „Ich habe das Gefühl, dass die Stimmung in Frankreich gerade wieder etwas besser wird.“ Drei Wochen lediglich war zuletzt Homeschooling angesagt. „Ob es gutgeht? Ich hoffe es sehr.“

Sara Windgassen aus Hagen lebt mittlerweile in Frankreich und berichtet von dort, wie die Corona-Pandemie und die Impfkampagne verläuft 
Sara Windgassen aus Hagen lebt mittlerweile in Frankreich und berichtet von dort, wie die Corona-Pandemie und die Impfkampagne verläuft  © Windgassen/privat

Abseits der Schule aber hat es strengere Regeln gegeben als in Deutschland. Die Ausgangssperre gäbe es seit Mitte Januar, sagt Sara Windgassen, erst 18 Uhr, wegen der Sommerzeit nun 19 Uhr. „Da muss man sich manchmal wirklich beeilen, um rechtzeitig zu Hause zu sein. Das ist natürlich eine Einschränkung, vor allem für jene, die lange arbeiten. Denn auch Joggen zum Beispiel ist – anders als in manchen Teilen Deutschlands – dann verboten.“

Auch der Bewegungsradius wurde eingeschränkt. Im April waren es zehn Kilometer ums Wohnhaus herum, „immerhin mehr ist als im ersten Lockdown, als es nur ein Kilometer war“, sagt Sara Windgassen. Ausflug in die nahen Vogesen? Verboten. „Die Regeln sind strikter in Frankreich, aber sie werden im Großen und Ganzen akzeptiert. So etwas wie Querdenker gibt es hier nicht.“ Das liege vermutlich am Zentralismus, der von den Bürgern auch nicht infrage gestellt würde.

Die Impfkampagne aber läuft eher schleppend. „Ich höre aus Deutschland, dass jeder in seinem Umfeld ganz viele Leute hat, die schon ­geimpft sind. Ich kenne hier nur ­wenige – Ältere und Ärzte –, die schon geimpft sind. Lehrer zum Beispiel sind in Frankreich noch gar nicht geimpft, was ich nicht verstehen kann.“

Wann sie an der Reihe sein wird, weiß sie noch nicht. „Ich warte weiter auf meine Impfung, mit der ich dann im Sommer hoffentlich wieder nach Hagen fahren kann!“

>> POLEN: „Hier wird vieles schneller entschieden“

Helena Stanek lebt seit einigen Jahren mehrheitlich in Polen, wo die Familie ihres Mannes ihre Heimat hat: In einem 7000-Einwohner-Ort namens Karpacz im Riesengebirge. „Neben Zakopane ist das das meist besuchte Skigebiet Polens. Wir haben hier einen kleinen Hang und eine Pension. Bald kommt noch ein Baumhaushotel dazu. Corona hat uns richtig getroffen, zumal es keine oder nur geringe Unterstützung vom Staat gibt“, sagt die Frau, die aus Arnsberg stammt und unter ihrem Mädchenname Fromm die Bronzemedaille im Taekwondo bei den Olympischen Spielen in London 2008 gewann. Drei Kinder hat sie: Jonas (7), Hektor (3) und Theo (6 Monate).

Helena Stanek (geborene Fromm) aus Arnsberg lebt mittlerweile in Polen und berichtet, wie weit dort der Kampf gegen die Corona-Pandemie fortgeschritten ist.
Helena Stanek (geborene Fromm) aus Arnsberg lebt mittlerweile in Polen und berichtet, wie weit dort der Kampf gegen die Corona-Pandemie fortgeschritten ist. © Stanek/privat

„Hier wird vieles schneller entschieden“, sagt sie und meint die Schule für den Großen. An einem Donnerstag hieß es: Ab Montag bleibt die Schule zu, haben Sie einen Laptop oder ein Tablet? Laden Sie diese App herunter. „Das ist gar kein Thema, das machen alle. Und es funktioniert – auch wenn es kein Ersatz für die normale Schule ist.“ Von meinen Freundinnen höre ich, dass das in Deutschland kompliziert ist und sie sie jeden Tag mit den Kindern Aufgaben machen müssen. Hier haben die Kinder in der ersten Klasse ganz normal Schule nach Stundenplan – nur per Video.“

Teilweise seien die Regeln in Polen sehr streng gewesen, selbst der Wald durfte nicht mehr betreten werden, erzählt Helena Stanek. Jetzt aber geht es aufwärts. „Ab 10. Mai kann sich jeder über 18 zur Impfung anmelden. Ich kann mich ab Montag registrieren lassen.“

Jeder gehe in Polen anders mit Corona um. „Es gibt die, die verängstigt sind, weil das Gesundheitssystem hier nicht so gut ist wie zum Beispiel in Deutschland. Und es gibt die, die sagen: Ich lasse mir doch den Spaziergang im Wald nicht verbieten.“ Eines gäbe es aber nicht, und zwar „dass hier jemand seinen Nachbarn verpfeift“.

>> SCHWEIZ: Kaum Lockdown und große Impfzurückhaltung

Die Lage in der Schweiz sei, sagt Annette Biegert, „deutlich unaufgeregter“. Seit 1991 arbeitet die Ärztin im Kanton Thurgau, seit zehn Jahren lebt sie auch dort. Die niedergelassene Gynäkologin beobachtet die Corona-Lage in ihrer Wahlheimat genau. Seit Anfang März arbeitet sie zudem im mobilen Impfteam des Kantons mit.

Annette Biegert aus Herdecke lebt seit 2009 in Kreuzlingen in der Schweiz.
Annette Biegert aus Herdecke lebt seit 2009 in Kreuzlingen in der Schweiz. © Privat

„Im Grundsatz ist die Impfkampagne aufgebaut wie in Deutschland“, sagt die 59-Jährige, die vor 40 Jahren ihr Abitur in Herdecke gemacht hat und dort auch aufwuchs. „Hier gibt es den Kantönli-Geist“, sagt sie. Bedeutet: Überall läuft es anders, ähnlich der Situation in den deutschen Bundesländern. So gibt es im Thurgau auch Impfzentren, eins in Frauenfeld, eins auf dem Bodensee auf einem Ausflugsschiff. Aber – und auch das ähnelt der deutschen Lage, „alle wollen beim Hausarzt geimpft werden.“ Diese hätten Druck gemacht, die Mediziner fühlten sich zunächst außen vor, weil die Zentren privatwirtschaftlich organisiert seien, wie Biegert, die mit ihrer Familie in Kreuzlingen lebt, berichtet. Mittlerweile impfen die niedergelassenen Mediziner. Lediglich zwei Impfstoffe würden angeboten – Moderna und Biontech – eine Astrazeneca-Diskussion musste nicht geführt werden. Klarer Unterschied zu Deutschland: „Die Leute sind nicht so gut informiert, in den Nachrichten ist Corona nicht das bestimmende Thema.“ Eine Folge könnte eine Impfzurückhaltung sein: Nur knapp 17 Prozent der Bevölkerung sind erst-geimpft (Stand 26. April).

„Es ist nicht nur unaufgeregter, es gab und gibt deutlich weniger Einschränkungen, kaum Lockdown – bei ähnlichen Inzidenzen“, sagt Annette Biegert. Langfristig, zu dieser Überzeugung kommt sie nach mehr als einem Jahr Pandemie, sei der Schweizer Weg ein gangbarer.

>> NORWEGEN: Die Grenze zu Schweden bleibt weiter dicht

Nicht einen Tag hat Rebekka Borsch (44) bereut, dass sie 2003 nach Norwegen ausgewandert ist. Die Berge, die Gletscher und die Küstenfjorde sind für sie ein Geschenk der Natur. „Nur der Winter“, sagt die gebürtige Olperin, „der ist dunkel und kalt.“ Der Winter in der Corona-Pandemie kam den Menschen in dem skandinavischen Land besonders lang vor. „Die Politiker haben die Bevölkerung immer wieder mit den Worten ,Haltet durch!‘ aufgemuntert.“

Rebekka Borsch.
Rebekka Borsch. © privat

Das Königreich schien vergleichsweise gut durch die Krise zu kommen. Der Rückschlag erfolgte vor Ostern: „Die Neuinfektionszahlen sind explodiert“, schildert Rebekka Borsch, die zeitweise als Staatssekretärin im norwegischen Bildungsministerium tätig war. Besonders in der Region Viken, zu der auch die Hauptstadt Oslo gehört. „Die Stimmung war auf einmal auf dem Tiefpunkt.“

Über Ostern ist die Zahl der Covid-19-Erkrankten nicht weiter gestiegen. Und weil zudem die Impfkampagne langsam Fahrt aufnimmt – Rebekka Borsch: „das Nicht-EU-Land Norwegen hatte sich bei der Impfstoff-Bestellung an die EU gehängt“ –, hat die Regierung einige Lockdown-Maßnahmen zum 16. April gelockert: So sind wieder bis zu fünf Gäste in Häusern erlaubt.

Die Grenzen zu Schweden bleiben weiter dicht. Rebekka Borsch: „Der relativ lockere Corona-Weg im Nachbarland wurde in Norwegen von Anfang an kritisch beäugt.“

>> ENGLAND: Die Biergärten sind voll, die Stimmung steigt

In London haben die Pubs, Cafés und Restaurants schon seit Tagen wieder geöffnet – zumindest draußen. Trotz kalten Wetters sind die Biergärten voll besetzt. „Im ersten Moment war mein Gedanke: Nur weil wir dürfen, müssen wir ja nicht unbedingt“, sagt Michaela Law(44), die mit Anfang 20 als Au-Pair-Mädchen nach England ging – und blieb. Heute lebt sie mit ihrem Mann Adam und den Kindern William (11) und Emily (9) in Sevenoaks im Süd-Osten Londons. „Jetzt ist es so, dass ich mich darauf freue, Freunde zu treffen und mal wieder auswärts zu essen.“

Michaela Law aus Meschede wohnt seit rund 20 Jahren in England und berichtet von dort, wie die Corona-Pandemie verläuft und wie weit die Impfungen sind
Michaela Law aus Meschede wohnt seit rund 20 Jahren in England und berichtet von dort, wie die Corona-Pandemie verläuft und wie weit die Impfungen sind © privat | Michaela Law

Die Stimmung kippt zum Guten. „Im Moment ist die Mehrheit recht positiv. Die Regierung und insbesondere Boris Johnson haben viel falsch gemacht, die erfolgreiche Impfkampagne aber hat sie ein wenig gerettet“, sagt sie. „Ich habe meine erste Impfung am Freitag bekommen! Eher als meine Eltern, die über 70 sind.“ Ihre Eltern leben in der Heimat in Meschede.

Besonders Anfang Januar, als es im Vereinigten Königreich 60.000 neue Fälle am Tag gab, war das Land stark betroffen. „Da wurde noch mal komplett alles dicht gemacht, inklusive aller Schulen“, erinnert sie sich an „schwierige Momente“: „Die Kinder hatten einen unschönen Einstieg in ihre neuen Schulen, was es schwierig gemacht hat, neue Freundschaften zu entwickeln. Unsere Familien nicht sehen zu können war traurig und besonders für die Großeltern sehr hart.“