Holzwickede. Zu wenig Impfstoffdosen und unzuverlässige Lieferungen: Eine Terminplanung für das Impfen ist fast unmöglich, sagt Hausarzt Udo Pappert.
Die Impfkampagne hat die Hausarztpraxis von Udo Pappert voll im Griff. „Uns erreichen täglich 50 Patientenanfragen per Telefon, E-Mail oder Whatsapp“, sagt der Allgemeinmediziner. Und immer dieselbe Frage: Haben Sie einen Impftermin für mich? „Die Nachrichten kommen aus allen Altersschichten, teilweise sind es Patienten, die ich seit Jahren nicht gesehen habe.“
Udo Pappert muss viele enttäuschen. Die Impfmengen sind gering, zudem ist nie sicher, ob die versprochenen Lieferungen auch tatsächlich eintreffen. „Das macht eine vernünftige Terminplanung nahezu unmöglich.“ Erst vier Tage vor einer Lieferung erhalte man die Information, wie viele Impfdosen von welchem Hersteller geliefert werden.
26 Impfstoff-Dosen in dieser Woche zur Verfügung
Der Hausarzt aus Holzwickede im Kreis Unna erlangte zu Beginn der Pandemie vor mehr als einen Jahr überregionale Bekanntheit, nachdem er in einem Facebook-Post vor Lieferengpässen bei Schutzmasken und Desinfektionsmitteln in Praxen gewarnt hatte. Seine Befürchtungen bestätigten sich.
Jetzt liegen ihm die geringen Impfstoff-Lieferungen am Herzen: „In der vorletzten Woche hatten wir zwölf Impfdosen von Biontech zur Verfügung, in der vergangenen Woche 18“, sagt er. In dieser Woche seien es 6 Biontech-Dosen und 20 von Astrazeneca.
Ab dem kommenden Montag soll Astrazeneca überhaupt nicht mehr geliefert werden. „Von daher sollte man nach den Meldungen über baldige Biontech-Sonderlieferungen für Hausarztpraxen nicht gleich in Jubelstürme ausbrechen. Vielleicht haben wir dann 30 bis 40 Impfdosen pro Woche. Das ist immer noch viel zu wenig.“
Jede Impfung muss mit Altersangabe gemeldet werden
Wiederholt hat es Pappert erlebt, dass Patienten seine Sprechstunde wegen leichter Beschwerden aufsuchten. Plötzlich fragten sie, ob er sie mal eben impfen könne. Er fragte zurück: „Was soll ich bei 20 bis 30 Dosen in der Woche machen? Ich erkläre ihnen, dass ich nicht einfach so Patienten fernab der Priorisierung dazwischenschieben kann, ohne Gefahr zu laufen, Ärger zu bekommen.“ Seine Praxis müsse täglich jede Impfung mit Altersangabe melden.
In der Holzwickeder Hausarztpraxis geht man streng nach der von der Kassenärztlichen Vereinigung vorgegeben Priorisierungsliste vor: „Das heißt, wir haben zunächst unsere Kartei mit Patienten ab 80 Jahren (,Höchste Priorität‘) durchforstet und diese eingeladen“, so Pappert, „derzeit sind die Personen ab 70 Jahren (,Hohe Priorität‘) an der Reihe.“
Reserveliste für alle Fälle
Die Patienten, die einen Impftermin bekommen, müssten ihr Einverständnis erklären, sich mit dem Impfstoff impfen zu lassen, der gerade zur Verfügung steht. Das Praxis-Team führt eine Reserveliste – falls ein Patient absagt oder nicht zum Termin erscheint.
Die Diskussionen um den Astrazeneca-Impfstoff verunsichert die Patienten. Das spürt Pappert: „Einige haben mir erzählt, dass sie deshalb ihren Termin im Impfzentrum kurzfristig nicht wahrgenommen haben. In unseren Berufskreisen ist davon zu hören, dass in manchen Impfzentren ein Drittel der Termine wegen der Astrazeneca-Problematik nicht wahrgenommen wurden.“
Pappert ist für eine Aufweichung der Priorisierung in Hausarztpraxen: „Wenn jetzt alle Bundesbürger über 60 geimpft werden dürften, nehme die Impfkampagne viel mehr Fahrt auf.“