Hagen. Waldbesitzer in Deutschland sollen endlich für ihre Klimaschutzleistung belohnt werden. Was in dem Papier der Großen Koalition steht.

Seit Jahren kämpfen sie für eine Baumprämie, jetzt wird sie auf den Weg gebracht: Waldbesitzer in Deutschland sollen in Zukunft für die Klimaschutzleistung ihrer Bäume bezahlt werden. Das sieht ein Antrag der Fraktionen von CDU/CSU und SPD an die Bundesregierung vor, der am Donnerstag im Bundestag beraten und beschlossen werden soll. Eine konkrete Höhe der Zahlung nennt der Antrag noch nicht. Sie soll auf wissenschaftlicher Basis ermittelt werden.

Dramatische Lage im Wald

In dem Papier, das der WESTFALENPOST vorliegt, wird die Bundesregierung beauftragt, ein Modell zu erarbeiten, „welches die vom Wald erbrachten vielfältigen Ökosystemleistungen honoriert“, von denen die Allgemeinheit profitiere. Dazu zählen neben der enormen Kohlendioxidbindung unter anderem die Biodiversität, die Wasserschutzfunktion, der Bodenschutz, die Gesundheits- und Erholungsfunktion, die Bereitstellung des nachwachsenden Rohstoffes und Energieträgers Holz, die Bedeutung des Waldes für die Wertschöpfung im ländlichen Raum und die Existenz von mit der Forstwirtschaft verbundenen 1,1 Millionen Arbeitsplätzen.

„Die Lage im Wald ist dramatisch und gibt weiter Anlass zu großer Sorge“, sagt Isabel Mackensen, SPD-Bundestagsabgeordnete aus Niederkirchen in Rheinland-Pfalz, die den Antrag federführend erarbeitet hat. „Die Schäden sind sichtbar, unsere Wälder leiden. Dürre, Stürme, Schädlinge und Waldbrände haben ihnen in den vergangenen Jahren stark zugesetzt.“

Waldumbau ist eine Generationenaufgabe

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Die Wiederbewaldung der Schadflächen sowie der Waldumbau zu klimastabilen Mischwäldern sei eine Generationenaufgabe, betont die Politikerin. Dafür seien hohe Investitionen notwendig, welche im Wesentlichen von den kommunalen und privaten Waldbesitzenden getragen werden müssten. „Ihre Erlöse können die Kosten voraussichtlich nicht mehr dauerhaft decken“, sagt Mackensen. „Die Lösung liegt in der Honorierung der Ökosystemleistungen des Waldes, dessen Zuwachs als neue Einkommensquelle für die kommunalen und privaten Waldbesitzenden verfolgt werden sollte.“

Bisher hat die Bundesregierung für die Jahre 2020 und 2021 bereits Hilfen in Höhe von 700 Millionen Euro zur Behebung der Schäden im Wald auf den Weg gebracht. Auch die Länder haben Hunderte Millionen Euro beigesteuert. Weitere Mittel sind zugesagt. „Die Bundeswaldprämie soll eine langfristige Perspektive für die nachhaltige Waldbewirtschaftung und Pflege schaffen“, betont Mackensen. Experten beziffern den Gesamtschaden auf mehrere Milliarden Euro. Bisher ist eine Waldfläche in der Größe des Saarlandes zerstört. In Südwestfalen sind die Schäden besonders groß.

Die staatliche Zahlung soll an ein „nachhaltiges Waldmanagement“ gekoppelt werden, das „zu einer Verbesserung der Ökosystemleistungen führt“, heißt es in dem Antrag. Hierbei sei zu prüfen, ob schon bestehende Zertifizierungssysteme der Waldbewirtschaftung eingebunden und gegebenenfalls erweitert werden könnten. Die Prämie soll sicherstellen, „dass die finanziellen Mittel in die Entwicklung und den Erhalt von naturnahen und damit klimastabilen Waldökosystemen fließen und somit wieder der gesamten Gesellschaft zugutekommen“.

Konkrete Ausgestaltung mit Bundesländern abstimmen

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Umweltministerium und Landwirtschaftsministerium sollen nun die konkrete Ausgestaltung der Bundeswaldprämie erarbeiten und mit den Bundesländern abstimmen. Die Höhe der Prämie steht noch aus. Die Bundesregierung soll prüfen, ob und wie sich die Kohlendioxid-Bindungskraft am Wert der CO2-Zertifikate orientieren lässt.

Wie lange das dauert, ist unklar. Vor der Bundestagswahl im September dürfte das Modell kaum stehen, zumal die beiden zuständigen Ministerinnen unterschiedlichen Parteien angehören. Isabel Mackensen sieht nun Julia Klöckner (CDU) in der Pflicht: „Der Antrag ist ein deutliches Signal an das Landwirtschaftsministerium, endlich aktiv zu werden.“

Die Waldbauern selbst jedenfalls haben schon eine genaue Vorstellung von der Prämie. Sie fordern jährlich 125 Euro pro Hektar.

>> HINTERGRUND: Waldzustandsbericht

  • Der Waldzustandsbericht für das Jahr 2020 hat die schwierige Lage des deutschen Waldes beleuchtet. Demnach hatten vier von fünf Bäumen lichte Kronen: 79 Prozent der Fichten, jeweils 80 Prozent der Kiefern und Eichen, 89 Prozent der Buchen. Zudem wiesen 37 Prozent aller Bäume starke Verlichtungen auf.
  • Die Resultate zählten laut Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zu den schlechtesten seit Beginn der Erhebung im Jahr 1984.