Hagen. Das Problem ist nicht neu, es bekommt nur wieder die richtige Aufmerksamkeit. Für Monika Willer geht es vor allem Macht.

Die Klassenkameradin wird vergewaltigt, da sind wir 16. Heimweg von der Kirmes. Den ersten Überfall erlebe ich mit 19. Heimweg von der Uni. Passanten retten mich. Das Wichtigste, was ich im Studium gelernt habe, ist: Wie komme ich sicher nach Hause. Die Regeln befolge ich bis heute automatisch. So geht Überleben als Frau. Die Angst läuft immer mit.

Stadt ist übrigens sicherer als Land, weil dort mehr Hilfe verfügbar ist und Alkohol gefährlicher wirkt als Ethnie.

All die Mahnwachen, die Informationsarbeit, die politischen Appelle vor 40 Jahren haben nichts genutzt. Das ist erschütternd. Politiker der Rechten fantasieren neuerdings in den sozialen Medien völlig ungeniert über die Vergewaltigung politischer Gegnerinnen. So sinken Hemmschwellen. In den Medien kommen Vergewaltigungen vor, wenn ein Fremder sich an einer Deutschen vergreift, weil: dann ist es „unsere“ Frau, „unser“ Besitz. Solange ungestraft behauptet werden darf, die Frau würde durch Kleidung oder Verhalten dazu einladen, solange sind Frauen gefährdet. Es geht nicht um Sex. Es geht um Macht.

>>> Lesen Sie auch: „Schreib mir, wenn du zuhause bist“ - ein trauriger Normalfall