Hagen/Remscheid. Vom Hotspot zum Vorbild? Die Infektionsfälle sind in Remscheid drastisch gesunken. Können andere Städte daraus lernen?

Hagen weist mit 155,3 (Stand: Donnerstag) immer noch den höchsten Sieben-Tage-Inzidenz-Wert in NRW auf. In Remscheid liegt er bei 46,7. Zu Beginn der zweiten Corona-Welle im September galt die Stadt im Bergischen Land noch als zweitgrößter Hot-spot in Deutschland. Was hat Remscheid besser gemacht als Hagen? „Wie wir es geschafft haben, die Zahl der Infektionen so drastisch zu senken, dafür habe ich keine schlüssige Antwort. Vielleicht haben wir einfach nur Glück gehabt“, berichtet Remscheids Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD). Wissenschaftliche Fakten fehlten. Im Gespräch ergibt sich ein anderes Bild: Wie andere Kommunen auch, hat die kleinste der kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen die Vorgaben der Landesregierung umgesetzt. „Es gab aber keine besonderen Maßnahmen darüber hinaus. Weder ein Ausgehverbot über Nacht, noch ein spezielles Alkoholverbot“, sagt Mast-Weisz. Die Stadt sei allerdings restriktiver als während der ersten Corona-Welle gegen all die vorgegangen, die sich nicht an Verbote wie Maskenpflicht gehalten haben. Die Zahl der erfassten Ordnungswidrigkeiten wuchs vom September 2020 von 69 Fällen auf 483 im Dezember, die Einnahmen aus den Bußgeldern von 48.300 auf 72.866 Euro.

Gut gestrickte Netzwerk

Remscheid, so Burkhard Mast-Weisz, habe von Anfang an auf umfangreiche öffentliche Kommunikation gesetzt. „Vielleicht mehr als andere.“ Die Stadt sei stolz auf die gute Netzwerkstruktur und die vielen kommunalpolitischen Internetforen. Informationen zur aktuellen Gesundheitslage und zum Maßnahmenkatalog seien weit gestreut worden: „Über Facebook, Instagram und mit Beiträgen auf Youtube haben wir die Einwohner sensibilisiert. Und zwar in alle Kanäle hinein, zielgruppengerecht zu allen Gemeinschaften.“ 110 Nationen lebten in Remscheid. Die meisten habe man erreicht.

Auch der frühe Einsatz der Bundeswehr habe sich ausgezahlt, so Mast-Weisz. Zehn Soldaten seien zurzeit noch beschäftigt, unter anderem bei der Kontaktverfolgung. „Wir sind dankbar, dass die Zahlen sich so entwickelt haben, aber das kann sich ganz schnell ändern.“

Eine andere Lage in Hagen

Anders sieht die Situation in Hagen aus. Zwar sinken auch dort die Fallzahlen, immer noch wird aber der Negativrekord in NRW gehalten.

Stadtsprecherin Clara Treude hofft, dass die in der vergangenen Woche beschlossenen verschärften Maßnahmen wie Ausweitung der Maskenpflicht bald Wirkung zeigen. Sie nennt drei Gründe für den hohen Inzidenzwert: „Zum einen schwere Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen, zum anderen die am 1. Januar eingeführten Doppeltestungen zum Schutz dieser Einrichtungen sowie der Einfall der britischen Corona-Mutante.“ Die Zahl der Infektionen mit der britischen Virusvariante B.1.1.7 sei gestern auf 33 Fälle gestiegen.