Hagen/Arnsberg. In höheren Lagen des Sauerlands gibt es noch überlebensfähige Fichtenbestände. Die sollen nun vor dem Borkenkäfer geschützt werden.

Das NRW-Umweltministerium und der Landesbetrieb Wald und Holz planen die Rettung von zusammenhängenden noch nicht vom Borkenkäfer befallenen Fichtenbeständen. Modellregion für das Projekt wird Südwestfalen. Betroffen sind alle Waldbesitzarten. Die dafür nach biologischen Gesichtspunkten ausgewählten drei Waldflächen befinden sich in höheren Lagen im Sauerland und in Siegen-Wittgenstein. Dort hat der Käfer bisher weniger Unheil angerichtet als in flacheren Gegenden.

Insgesamt sollen mehrere Millionen Festmeter Fichte auf mehreren Tausend Hektar vor dem Schädling geschützt werden. Ziel ist es auch, die gewonnenen Erkenntnisse auf andere Borkenkäfer-Gebiete in NRW zu übertragen.

Schon mehr als 31 Millionen Festmeter geschädigt

Die Zeit drängt. Seit September ist die Schadholzmenge in NRW auf nun 31,6 Millionen Festmeter (Nadel- und Laubholz) gestiegen. Weil der gefräßige Schädling spätestens im Frühjahr jedoch wieder ausfliegen wird, müssen die geplanten Maßnahmen schnellstmöglich gestartet werden.

Ende vergangenen Jahres waren Experten davon ausgegangen, dass noch 6,4 Millionen Festmeter Fichte, die im Jahr 2020 befallen wurden, als forstschutzrelevant anzusehen sind und über den Winter aufgearbeitet werden müssen, um die Borkenkäferpopulation deutlich zu verringern.

„Unser Ziel ist es, die Bestände zu retten, die noch weitgehend intakt oder noch gar nicht befallen sind“, sagt Ralf Petercord, Leiter des Referats Waldbau, Klimawandel im Wald, Holzwirtschaft im Landesumweltministerium. Im Schutz der Bestände könne der Waldumbau besser vorangetrieben werden als auf großen Freiflächen.

Projekt funktioniert nur im „Zusammenspiel mit allen Waldbesitzern“

Zunächst müssen in den drei Regionen mehr als eine Million Festmeter Käferholz aus den Wäldern entfernt werden. Für diese Aufgabe wird zusätzliches Personal benötigt. Es sei jedoch nicht vorgesehen, Ressourcen aus anderen Landesteilen, die dort gebraucht werden, abzuziehen. Die Bereitstellung von Personal soll auch mit Fördermitteln des Landes ermöglicht werden.

Das „Ausräumen“ der drei Modellregionen soll bis Ende Februar abgeschlossen sein. Zeitgleich muss das Holz vermarktet werden. Auch das ist eine Herausforderung: Die Preise auf dem Holzmarkt befinden sich seit Monaten im Sinkflug.

Sobald der Käfer wieder auftauche, müsse er „konsequent bekämpft“ werden. Es sei dringend erforderlich, über den Winter alle Brutnester und bruttaugliches Restmaterial „unschädlich“ zu machen und zu überwachen, heißt es.

Das Projekt könne nur „im Zusammenspiel mit allen Waldbesitzern“ erfolgreich sein, appellieren die Experten von Wald und Holz an alle Beteiligten. Wenn man jetzt nicht aktiv werde, könne sich das später als großer Fehler herausstellen, sagt Petercord. In anderen Gebieten von NRW, etwa in Ostwestfalen, sind bereits bis zu 90 Prozent der Fichtenbestände zerstört.