Hagen. An Tag 1 des Lockdowns öffnen bundesweit Filialen der Parfümeriekette Douglas. Wie das Unternehmen das erklärt und was Verdi und die Stadt sagen.

Eilig wurden am Mittwochmorgen in der Douglas-Filiale in Hagen Flatterband und Geschenkpapier herbeigetragen. Damit sperrten die Mitarbeiter Teile des Geschäfts ab, der für Kunden unzugänglich gemacht werden sollte. Dies hatte kurz vorher bei routinemäßigen Besuchen das Ordnungsamt angemahnt. Die neue Corona-Schutzverordnung, die ab diesem Mittwoch in NRW gilt und eigentlich auch die Schließung von Parfümerien vorsieht, treibt schon am ersten Tag erstaunliche Blüten.

Drogerie oder Parfümerie?

Doch während die Konkurrenz (Pieper) ein paar Meter weiter die Türen geschlossen hält, bittet Douglas die Passanten herein. „Douglas hält sich an alle geltenden Verordnungen. So planen wir einen kleinen Teil der Filialen im Lockdown geöffnet zu lassen“, heißt es von einer Unternehmenssprecherin am Mittwochnachmittag. Wie das geht? Indem sich Douglas sozusagen zur Drogerie erklärt. Denn die dürfen weiterhin öffnen.

Am Donnerstag allerdings ruderte das Unternehmen zurück. Auch die Douglas-Filialen schließen im Corona-Lockdown nun bis auf Weiteres.

Der Begriff Drogerie sei rechtlich nicht spezifiziert, teilt das Unternehmen auf Nachfrage mit. Im allgemeinen Sprachgebrauch würden darunter Einzelhandelsbetriebe verstanden, die Körperpflege-, Schönheits-, Kosmetik- und Hygieneprodukte verkauften. „In diesen Filialen bieten wir den Großteil des klassischen Drogeriesortiments an: Körperpflegeprodukte wie Cremes, Shampoo, Seife, Deodorants, Make-up, Parfüms und Hygieneprodukte. Diese dürfen laut Beschluss ausdrücklich weiter verkauft werden. Andere große Drogerieketten bieten ein vergleichbares Sortiment an“, kommentiert das Unternehmen. Warum im Hagener Fall zunächst auch hochpreisiges Parfüm und Make-up angeboten wurde, ehe das Ordnungsamt einschritt, erklärt Douglas nicht.

Wichtigste Frage: Was wird überwiegend in einem Geschäft verkauft?

Das Problem sei, sagt Stadtsprecherin Clara Treude, dass Douglas so eine Art Mischsortiment anbiete, wo nicht nur Luxusartikel zu kaufen seien, sondern auch Dinge des täglichen Bedarfs. „Die Grenze ist schwierig zu ziehen.“ Ab wann ist eine Drogerie nicht mehr Drogerie, sondern Parfümerie? Und umgekehrt? In Absprache mit dem Unternehmen habe man in Hagen eine Lösung gefunden: kein Parfüm, kein Make-up. Große Teile des Rests? Ok.

Die Verordnung sei an dieser Stelle anders formuliert als im Frühjahr, als zum Beispiel auch Douglas geschlossen hatte, sagt Clara Treude. Es gehe darum, welche Güter in einem Geschäft „überwiegend“ angeboten würden. Sind also 50 Prozent der Verkaufsfläche Drogerieartikel, dann dürfen an der gleichen Stelle auch weiterhin Bücher verkauft werden, obwohl die Buchhandlung nebenan nicht zu betreten ist. Gleiches bei Supermärkten: Sind mehr als 50 Prozent der Verkaufsfläche Lebensmittel, dann dürfen Fernseher und Kleidung ebenso weiterhin verkauft werden. Klingt schwierig, ist es auch.

Gewerkschaft Verdi rümpft die Nase

Douglas wird in mehreren Bundesländern weiterhin Filialen geöffnet lassen, nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur handelt es sich um ein Viertel der Filialen. Die Gewerkschaft Verdi in Hessen rümpft über das Verhalten des Unternehmens die Nase und spricht von einem „anrüchigen Unterlaufen des Lockdowns“.

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