Hagen. Die Maskenpflicht im Unterricht ist zurück. Wir waren beim Schulstart am Montag dabei – so lief der erste Tag in Hagen und das sagen die Schüler.

Es ist ein ruhiger Tag am Christian-Rohlfs-Gymnasium in Hagen. Der erste Tag nach den Herbstferien, der erste Tag, an dem wieder Maskenpflicht im Unterricht gilt. Doch trotz der Umstände erscheint hier wenig ungewöhnlich: Draußen auf dem Schulhof spielen jüngere Schüler, sie lachen, rufen einander zu, laufen über das Gelände, spielen. Ja, sie tragen Masken, auch draußen, stehen nicht so eng beieinander. Dennoch wirkt der Umgang recht unbekümmert. Vielmehr noch: Einige Schüler sagen, sie seien erleichtert, weil die Regeln wieder strenger sind.

„Es ist schön, dass die Maskenpflicht wieder da ist“, sind sich Fabio Ribjitzki und Lisa Wittek einig. Die beiden 18-Jährigen sind Schüler des Gymnasiums, besuchen die Jahrgangsstufe 12 und stehen damit kurz vor ihrem Abitur. Und sie wollen vor allem eins: Einen zweiten Lockdown verhindern. „Die Schulschließung wäre eine Katastrophe, vor allem für uns Abiturienten“, sagen sie. Die Maskenpflicht sei dafür wichtig, immerhin bringe die nur etwas, wenn auch alle mitzögen.

Onlineunterricht auf Dauer keine Lösung

Seit Montag gilt sie wieder in Schulklassen an allen weiterführenden Schulen in Nordrhein-Westfalen. Für die meisten Schüler am Christian-Rohlfs-Gymnasium ändert sich dadurch aber wenig: „Fast alle wollten die Maske im Unterricht ohnehin beibehalten, 95 Prozent haben sie auch in den letzten Wochen immer freiwillig getragen“, sagt Schulleiter Michael Pütz.

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Corona und Schule: Es wird kalt in den Klassen. Ausgiebiges Lüften ist Pflicht. Foto:
Von Matthias Korfmann und Christopher Onkelbach

Vor allem die älteren Schüler hätten sich dafür eingesetzt, „es gab auch eigentlich nie Probleme deshalb“, weiß Fabio Ribjitzki. „Jetzt ist es nur ein kleiner Prozentteil mehr, der dazu gezwungen wird – und das ist gut so, auch wenn es hart klingt.“ Denn der Onlineunterricht sei auf Dauer keine optimale Lösung, es mangle schlichtweg an Erfahrung mit dem System. „Nur über Abgabestücke benotet zu werden, ist schwierig“, sagen die beiden angehenden Abiturienten. Und auch Lehrervertreter Florian Fleper räumt ein: „Es ist zwar gut, dass wir eine Lernplattform online haben, aber die Kommunikation ist schwieriger, die Schüler stellen kaum Fragen, auch wenn sie es könnten, aber sie machen es nicht so wie im Unterricht.“

Corona-Fälle im privaten Umfeld

Klare Regeln, dafür aber nicht zu viele, lautet die Devise von Schulleiter Pütz. Wichtig sei, dass sie sinnvoll seien, damit die Schüler wüssten, weshalb sie sich daran hielten. „Ich weiß von Schulen, wo die Schüler draußen Schlange stehen mussten und über einen Lautsprecher aufgerufen wurden, um ins Gebäude zu dürfen. So etwas, oder sich unter Aufsicht die Hände zu desinfizieren, das ist nicht sinnvoll. Wäre ich Oberstufenschüler, käme ich mir dabei ziemlich blöd vor. Es geht auch um Vertrauen.“

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Auch an dem Hagener Gymnasium hat es bereits Corona-Fälle gegeben, allerdings hätten sich die Schüler im privaten Umfeld infiziert, übertragen worden sei das Virus innerhalb der Schule nicht. Die Maßnahmen seien also erfolgreich, ist sich Pütz sicher. Und das sähen wohl auch die meisten Eltern so: Lediglich eine Mutter habe mit ihm gesprochen, weil sie das Tragen der Masken nicht befürworte, sagt Pütz. Wenige machten sich Sorgen, und dem wolle er als Schulleiter gerecht werden. „Das ist hier eine riesige Zwangsveranstaltung, das ist nun mal so. Eltern können nicht einfach sagen: Mein Kind bleibt zuhause, das ist mir zu unsicher. Deshalb haben wir eine große Verantwortung.“

„Die Schüler können damit umgehen“

Der komme man mit Maske tragen, Abstand halten und viel lüften nach. „Man kann damit umgehen und die Schüler können es auch“, sagt Lehrervertreter Fleper. Zugegeben: „Es war schon ziemlich kalt, als ich heute die Fenster im Klassenraum geöffnet habe.“ Ein Schüler hätte daraufhin gesagt, dass er sich demnächst besser eine Decke mitbringe. „Klar, mach das, habe ich dann gesagt – das ist ja eine gute Sache, andere Schulen erlauben das auch.“

Alles andere sei eine Gewöhnungssache, finden die Schüler Lisa Wittek und Fabio Ribjitzki. „Im Sommer war das auch deutlich anstrengender, jetzt hat die Maske sogar einen Vorteil: Sie ist ein guter Nasenwärmer.“ Bei allem Humor dürfe aber keinesfalls vergessen werden: Die Schule sei kein Treiber der Pandemie, betonen Schulleitung und Lehrerschaft. Das Ziel müsse sein, die Schulen so lange wie möglich offen zu halten.

Sorge an Grundschulen wächst

Das will auch Marion Beine, Schulleiterin der Johannesgrundschule in Arnsberg. Vorgeschrieben ist die Maskenpflicht an Grundschulen im Klassenzimmer nicht, wünschenswert wäre sie aber, so ihre persönliche Meinung. „Die Zahlen steigen und wir haben hier weitere Lockerungen“, gibt sie zu Bedenken. Das passe nicht zusammen. Masken seien eine gute Möglichkeit, den Unterricht sicherer zu gestalten – im Gegensatz zu Klassenteilungen, sagt Beine. Dafür fehlten Lehrer und Räume.

Die Regeln in der Johannesschule sind etwas strenger als vorgegeben: Auf dem Platz dürfen die Kinder die Maske zwar abnehmen, sobald sie aufstehen und überall sonst auf dem Schulgelände muss sie allerdings getragen werden. Mit den Kindern sei lange geübt worden, um das alles zu verinnerlichen, sagt Beine. „Wir wollen nicht ständig neue Regeln einführen.“