Hagen/Fröndenberg. Heinz Fleck ist Geschäftsführer eines Seniorenheims in Fröndenberg, in dem 21 Menschen an Corona starben. Was er zu den Querdenken-Theorien sagt.

Heinz Fleck ist ein besonnener Mann. Er hat in diesem Jahr viel erlebt, deshalb ist er ja so angefasst. „Herr Schele kann sich von mir aus gern mit den Angehörigen unserer verstorbenen Angestellten unterhalten“, sagt der Geschäftsführer des Schmallenbach-Hauses, ein Seniorenwohnheim in Fröndenberg, das im Frühjahr bundesweite Bekanntheit erlangte, weil 19 Bewohnerinnen und Bewohner und zwei Mitarbeiter zu Tode kamen. Ursache: das Coronavirus.

Der Schmerz, den das Coronavirus bringen kann

Fleck nimmt damit Stellung zu der Berichterstattung dieser Zeitung am Donnerstag. Eine Berichterstattung, die die Leser bezogen auf Lesedauer und Einschaltquote weit überdurchschnittlich interessierte. Eine Berichterstattung, die polarisierte, die ein Debatten-Beitrag sein sollte und nach Auseinandersetzung verlangt. Im Mittelpunkt dessen: Michael Schele, 52 Jahre alt aus Hagen, derzeit auftragsloser Hochzeits-DJ und Organisator der ersten Großdemonstration von Querdenken in NRW am kommenden Sonntag in Düsseldorf. Schele hält das Virus, mindestens aber dessen Gefahr für eine große Lüge und sieht eine Verschwörung im Gange.

Geschäftsführer des Seniorenheims Schmallenbach-Haus in Fröndenberg: Heinz Fleck.
Geschäftsführer des Seniorenheims Schmallenbach-Haus in Fröndenberg: Heinz Fleck. © FUNKE Foto Services | Michael Gottschalk

„Auf solche Theorien kann nur jemand kommen, der den ganzen Tag nichts zu tun hat und der keine Verantwortung trägt für Familie, Freunde, Mitarbeiter oder zum Beispiel die Bewohner eines Seniorenheimes“, sagt Fleck und will das nicht falsch verstanden wissen. „Es tut mir leid für alle, die durch die Krise ihre Existenz verloren haben.“ Aber Fleck hat den Schmerz, den das Coronavirus bringen kann, selbst erfahren müssen.

19 Bewohner und zwei Mitarbeiter sterben im Schmallenbach-Haus

Selbst war er erkrankt, fiel zwei Wochen aus, fühlte sich elend. „Ich hatte noch nie solche Kopfschmerzen und noch nie war ich so schlapp. Ich bin morgens aufgestanden, hab mich auf die Couch gelegt und abends wieder ins Bett. Ich konnte gar nichts machen“, erinnert sich Fleck.

Aber es ging ihm irgendwann wieder besser. Für zwei seiner Angestellten – 55 und 58 Jahre alt - gab es keine Rettung mehr. 19 Bewohner des Schmallenbach-Hauses starben ebenfalls an der Folgen von Covid-19. „Unsere Mitarbeiter wären heute noch am Leben, wenn es dieses Virus nicht gäbe“, sagt Fleck: „Wir hatten Patienten, die 90 Jahre und älter waren und bei guter Gesundheit. Innerhalb von zwei Stunden waren sie sterbenskrank.“

Der Ausbruch in der Einrichtung war ein Alptraum damals und für viele ist er noch nicht vorbei. An einem Tag, erzählt Fleck, hätten mehrere Krankenwagen vor dem Schmallenbach-Haus gestanden – und am Hinterausgang ein Leichenwagen. „Dieses Bild war die Hölle und ich werde es nie vergessen. Das ist in Fröndenberg passiert, nicht weit von Hagen weg“, sagt Fleck als könne man ihn in Hagen hören. Soll heißen: Michael Schele hätte das durchaus mitbekommen können, wie ernst die Bedrohung sei. „Die Angehörigen, die solche Thesen zu hören bekommen, müssen voller Zorn sein.“

Eine Gefahr für andere

Und Fleck ist es auch. Weil er nicht versteht, wie jemand das Coronavirus derart verharmlosen kann, dass er sich gegen Maskenpflicht ausspricht und im Restaurant einen falschen Namen angibt, um sich der Datenerhebung zu entziehen. „Wir arbeiten ebenfalls mit Registrierungslisten. Einen wie Herrn Schele muss man ja fürchten, weil er sich nicht mit seinem richtigen Namen anmeldet, weil er vielleicht das Virus verbreitet, ohne es zu wissen, und wir haben keine Ahnung, wo es herkommt.“